Kapitel 3

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Loki läuft durch die Zelle, während ich versuche zu lesen.
Frigga hat es irgendwie geschafft mir ein Buch von der Erde zu bringen.
Ich lese ‘Harry Potter und der Feuerkelch’.
Ich seufze.
"Loki, kannst du bitte aufhören auf und ab zu laufen, da kann ich mich nicht konzentrieren." 
Der Angesprochene dreht sich zu mir um.
"Lenke ich dich ab?", will er wissen.
Ich verdrehe die Augen.
"Loki, bitte, ich versuche mich auf das Buch zu konzentrieren."
Loki legt sich auf die Liege neben mich und fängt an einen Becher auf und ab zu werfen.
Nach einiger Zeit lege ich mir das Buch aufs Gesicht.

Wie kann Loki den Becher werfen und wieder fangen?
Im Liegen?
Ich hätte den sowas von ins Gesicht bekommen.
Da bin ich doch nicht die Einzige oder?
Warum rede ich mit mir selber?

Ich nehme das Buch wieder von meinem Kopf und atme einmal tief ein und aus.
Ich versuche mich wieder auf das Lesen zu konzentrieren.

Jetzt balanciert er diesen blöden Becher auch noch auf seinem Kopf!
Wie macht er das?
Das kann ich nicht!
Wieso ist Loki nur so talentiert?

Ich seufze.
"Was hast du denn, Sera?", will Loki wissen.
"Das Werfen lenkt mich ab.", sage ich nur.
Als Loki gerade etwas sagen will, hören wir Geschrei und schauen raus.
Ich bleibe sitzen, aber Loki steht auf und geht zum Energiefeld.
Ich sehe im Augenwinkel wie ein Gefangener mit Hörnern das Energiefeld seiner Zelle zerstört und zwei Wachen umbringt.
Danach öffnet er alle anderen Zellen.
Als er zu unserer Zelle kommt bleibt er davor stehen und schaut Loki nur an.
Als er sich wieder wegdreht höre ich Loki etwas sagen: "Ich empfehle dir den linken Aufgang zu wählen."
Das Ding dreht sich nochmal kurz zu unserer Zelle um und geht dann nach links.

Bei meiner Schlauheit und Verpeiltheit in letzter Zeit wäre ich nach rechts gegangen.
Ich bin in letzter Zeit nicht mehr auf meinem geistigen Höhepunkt, sondern irgendwo im einstelligen Bereich.
Naja, egal, muss ja keiner wissen.

Die restlichen Gefangenen kämpfen gegen die Wachen.
Loki setzt sich an die Scheibe und liest in einem Buch.

Irgendwie witzig.
Alle kämpfen außerhalb der Zellen und dann sitzt Loki dort und liest.
Und ich?
Ich beobachte ihn.

Auf einmal taucht Thor mit einer 'Superhelden-Landung' auf. 
Das war ja klar.
Loki und ich schauen beide zu ihm und verdrehen die Augen.
"Geht zurück in eure Zellen, und ich schwöre, euch wird kein Leid geschehen. Ihr habt mein Wort."
Thor bekommt einen linken Haken.
Ich glaube, ich habe noch nie in meinem Leben so viel gelacht.
Loki scheint es auch so zu gehen.
Wir setzen uns wieder auf die Liegen.
Ich halte mir meinen Bauch.
Er tut vor Lachen weh.
"Das war zu gut.", sage ich dann.
Loki nickt nur.
Er grinst schon eine Weile.
Auf einmal fängt die Zelle, und wahrscheinlich auch der ganze Kerkerbereich, an, zu vibrieren.
Staub fällt von der Decke.
Ich schaue Loki verwirrt und etwas verängstigt an.
Er zuckt nur mit den Schultern und nimmt mich in den Arm.
Ich kuschel mich an ihn.

Es ist Abend, als ein Wache auf einmal zu unserer Zelle kommt.
Loki sitzt wieder am Energiefeld, während ich an der Wand gegenüber lehne.
Die Wache sagt etwas zu Loki, was ich nicht verstehe, da er zu leise redet.
Loki nickt ihm zu.
Die Wache verschwindet daraufhin.
Loki steht auf und stellt sich in die Mitte der Zelle.
Er ballt seine Hände zu Fäusten und die Einrichtung fliegt durch die ganze Zelle.
Ich erschrecke.
Mich hat zwar nichts getroffen, aber was könnte die Wache zu Loki gesagt haben, dass er so reagiert?
Ich stehe auf und gehe zu Loki.
"Loki, was ist los?", will ich wissen.
"Die Wache hat mir gerade erzählt, dass die Dunkelelfen Asgard angegriffen haben. Mutter ist dabei gestorben.", sagt er es mir.
Ihm rollen dabei ein paar Tränen die Wange runter, die ich ihm wegwische.
"Sie haben sie schon beigesetzt. Ich war nicht dabei. Ich konnte sie nicht beschützen."
"Loki, es wird alles wieder gut.", flüstere ich in sein Ohr, während ich ihn umarme.
Er erwidert die Umarmung.

*Ein Tag später*
"Thor, nach so langer Zeit ... du kommst mich also besuchen. Wieso?", sagt die Illusion von Loki.
"Loki, es ist genug. Keine Trugbilder mehr.", sagt Thor daraufhin.
Loki löst die Illusion auf und man sieht die Zelle.
Es liegt noch alles so, wie an dem Tag, an dem er alles zerstört hat.
Die Wand ist schmutzig und der Putz bröckelt ab.
Loki hatte gestern und heute oft dagegen geschlagen.
Loki und ich sitzen auf dem Boden an die Wand gelehnt.
Er hat seine Klamotten gegen ein grünes Oberteil und eine schwarze Hose ausgetauscht.
Seine Haare sind nicht mehr ordentlich, sondern wild durcheinander.

"Nun siehst du mich, Bruder.", sagt Loki.
Thor kommt um die Zelle herum.
"Hat sie leiden müssen?", fragt Loki und ich drücke seine Hand etwas.
"Ich bin nicht hier, um unsere Trauer zu teilen. Stattdessen biete ich dir an, deiner Trauer anders Ausdruck zu verleihen."
"Weiter."
"Ich weiß, du setzt auf Rache, genauso wie ich. Du hilfst mir Asgard zu verlassen und ich gewähre dir Vergeltung und danach wieder diese Zelle."
"Du musst sehr verzweifelt sein, damit du hier auftauchst und um Hilfe bittest. Warum denkst du, du könntest mir vertrauen?"
"Das tue ich nicht. Mutter hat es getan. Bei unseren Auseinandersetzungen in der Vergangenheit hatte ich einen Funken Hoffnung, dass mein Bruder irgendwo da drin sein würde. Doch dieser Funke, der dich beschützt hat, ist erloschen. Verrätst du mich, bring ich dich um." 
Ich drücke Lokis Hand etwas fester und schnappe nach Luft.

Das ist doch jetzt nicht Thors ernst, oder?

"Wann fangen wir an?", fragt Loki ihn.
"Sofort.", sagt Thor, öffnet das Energiefeld und wirft Kleidung zu uns.
Loki nimmt sich welche und betrachtet diese.
Es sind seine alten Klamotten.
Daneben liegt noch etwas.
Ich nehme es in die Hand.
Als ich es genauer anschaue, bin ich verwundert.
"Wo hast du das her?", frage ich Thor, ohne ihn anzuschauen.
"Ich war vor kurzem auf Midgard und Stark hat mir das gegeben.", ist seine Antwort.
Ich verdrehe die Augen.
War ja klar.
Ich ziehe mir das Kleid aus, wobei ich froh bin, dass Thor sich umdreht.
Ich ziehe die Jeans und das weiße T-Shirt an. 
Dazu die grüne Jacke.
Meine Haare binde ich mir hinten zu einem Pferdeschwanz.
Thor dreht sich wieder um.
"Stark und deine Mutter sind von dir enttäuscht. Aber sie vermissen dich auch, Seraphine.", sagt da auch wieder Thor.
Ich verdrehe die Augen.
"Ist mir egal.", sage ich. "Sie haben sich nie um mich gesorgt und jetzt das."
Als Loki auch fertig ist mit Umziehen, gehen wir los.

Loki und ich gegen die DunkelelfenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt