Kapitel 22

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die andere Hälfte des Bettes bereits leer. Ich schnappte mir das erst beste, in dem Fall eine dunkelblaue Stoffhose und ein enganliegendes Shirt. 

Auf dem Weg nach unten schweifte mein Blick weitere Bilder, die unter anderem Daemon, Savannah und James zeigten, doch es waren auch einige Landschaftsaufnahmen dabei. Ich fragte mich, ob sie von der Gegend hier stammte und konnte es mir gut vorstellen. Jedenfalls merkte ich mir, Eva bei Gelegenheit danach zu fragen. Möglicherweise konnte ich mir die Gegend selbst etwas anschauen, schließlich hatte ich im Moment nicht allzu viel zu tun. 

Ich müsste auch mit James reden, wie er sich die kommenden Wochen und Monate vorstellte. Dieses Gespräch hätte ich jedoch allzu gerne sehr weit in die Zukunft geschoben. Nach unserem Gespräch gestern würde es vermutlich schon schwer genug sein ihn überhaupt anzusehen.

„Guten Morgen.", Eva lächelte mich gutgelaunt an, als ich die Küche betrat. Wobei ich sie mir schwer anders als mit einem Lächeln im Gesicht vorstellen konnte.

„Guten Morgen. Ist James nicht hier?" Ich versuchte ebenfalls ungezwungen zu wirken und besonders bei meiner Frage einen möglichst gleichgültigen Eindruck zu machen.

„Nein. Er ist vor etwa einer Stunde gegangen. Ich glaube er wollte Joggen gehen."

Oh Mann. Er ging Joggen und das morgens? Dann war er vielleicht doch etwas gestörter als ich. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie er wohl gerade aussah, denn dieser Gedanke tat mir eindeutig nicht gut.

„Setzt dich und iss erst einmal." Eva stellte einen Teller mit Pancakes auf den Tisch und augenblicklich bekam ich ein schlechtes Gewissen.

„Eva, das ist wirklich nicht nötig. Ich will hier unter keinen Fall mehr Arbeit verursachen als nötig." Ich erntete lediglich ein Zwinkern.

„Das mach ich doch gerne, Liebes."

Ich beobachtete, wie sie weiter fleißig in der Küche hantierte. Wie hatte diese wundervolle Frau nur ein Kind wie Daemon in die Welt setzten können. Und James fügte ich nachträglich hinzu. Zumal sie viel zu jung wirkte um einen Sohn Mitte dreißig zu haben. Sie nach ihrem Alter zu fragen, kam mir dann allerdings doch ein bisschen unhöflich vor. Ich ließ meine Gedanken wieder abschweifen und wie von selbst stellte ich eine Frage, die vermutlich noch unangenehmer war.

„War alles in Ordnung heute morgen mit James, oder wirkte er irgendwie sauer?" Ich biss mir auf die Zunge und am liebsten hätte ich mich für meine Frage selbst geohrfeigt. Denn nun hatte ich eindeutig Evas Aufmerksamkeit geweckt und in ihrem Blick lag unverhohlene Neugier.

„Nein. Eigentlich nicht. Er wirkte ein wenig abwesend und meinte, dass er seinen Kopf einmal frei bekommen müsse, aber sauer definitiv nicht. Hattet ihr Streit?"

„Nein, nein.", erwiderte ich schnell. Dann seufzte ich.

„Es ist alles in Ordnung" Mein Lächeln scheiterte kläglich. Hatte ich es gestern Nacht, noch komplizierter gemacht, als es ohnehin schon zwischen uns war?

„Liebes, James ist kompliziert."

Ich schaute überrascht zu ihr hinauf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mal davon abgesehen, dass zumindest in diesem Moment, nicht James mein Problem war, sondern ich selbst. Ich hatte nie mit jemanden über Eden gesprochen. Nie. Warum hatte ich das Thema also unbedingt gestern anbringen müssen. Ich wusste die Antwort. Ich war ein verdammter Idiot. Und ich hatte ihm zeigen wollen, dass er nicht der einzige mit einer düsteren Seite war. Wohin uns dass schlussendlich gebracht hatte. Ich hatte keine Ahnung. Allerdings war ich im Moment auch nicht besonders scharf darauf die Sache mit im zu klären, denn dafür müsste ich ihm nach meinem Schuldeingeständnis in die Augen blicken.

„Eigentlich bin ich gerade die Komplizierte."

Eva lächelte traurig.

„Es ist nett, dass du das sagst, aber ich kenne meinen Sohn. Ich habe ihn noch nie so erlebt, wenn es um eine Frau geht. Er ist gerade einfach ein wenig überfordert, also gib ihm etwas Zeit."

Ich senkte meinen Blick wieder auf meinen Teller. Ich bezweifelte, dass weder mir noch James Zeit helfen würde, um über die Dinge unserer Vergangenheit hinwegzukommen. Und ich wusste, dass er sich mir gegenüber anders verhielt al bei anderen Frauen. Aber das lag nicht daran, dass er mich besonders mochte.

„Wir sind wirklich nur Freunde. Alles andere kommt für uns beide nicht in Frage. Wenn er mit mir anders ist als mit anderen Frauen, dann liegt das vermutlich daran." Ich blickte wieder auf, um Evas Reaktion einzuschätzen und zu überprüfen, ob sie mir glaubte. Doch ihr Blick war auf einen Punkt schräg hinter mir gerichtet. Ich drehte mich um, und sah einen ziemlich verschwitzen und finster dreinblickenden James im Türrahmen stehen. Er sah mich noch mehrere Sekunden lang an, als würde er überlegen mich anzuschreien, oder doch lieber einfach zu schütteln, bis er den Blick schließlich abwendete. So sah er also nach seiner Mutter aus, wenn er nicht sauer war?

EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt