Kapitel 16

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Ich hatte keine Fragen gestellt. Wir waren eingecheckt und immer hatte ich James das sprechen überlassen. Und doch wusste ich nun zumindest was unser Ziel wäre. Edmonton. 

Tatsächlich war Kanada nicht die schlechteste Wahl. Es hatte keine Komplikationen gegeben. Zweimal waren uns welche von Daemons Männer entgegen gekommen. Einen hatte ich selbst noch von früher erkannt, doch beide Male war James unauffällig so hin gestanden, dass mein Gesicht zumindest größtenteils verdeckt blieb. 

Nun saßen wir im Flieger und so langsam überkam die Müdigkeit mich. Wir hatten mittlerweile fast Mitternacht und die letzten Stunden schlauchten mich. Ich spürte nur allzu deutlich die Wärme neben mir, welche James ausstrahlte und das Verlange meinen müden Kopf auf seine Schulter zu betten, kam mir beinahe übermenschlich vor. Doch ich hielt stand. Dafür hätte ich wirklich einen Preis verliehen bekommen sollen.

Mein Kopf fühlte sich an wie in Watte bekam. Durch einen Nebel hörte ich, wie James noch zwei Wasser bestellte. Doch dann bekam ich gar nichts mehr mit. Meine Welt wurde schwarz und obwohl sich mein Körper mehrere hundert Meter über der Erde befand, sank ich immer weiter in die Tiefe.

„Hey.", zischte mir jemand ins Ohr und ich fuhr vor Schreck zusammen.

„Gott, musst du mich so erschrecken?" Ich stöhnte auf.

„Wir landen in fünf Minuten." Ich wischte mir über mein Gesicht und war urplötzlich froh kein Makeup getragen zu haben. Mitsicherheit sähe ich sonst nun nämlich wie ein Zombie aus. Ich gähnte und streckte mich, soweit dass in diesem beengten Raum eben möglich war. Ich achtete dabei akribisch darauf, dass ich nicht versehentlich James neben mir streifte.

„Wie spät ist es?"

„Beinahe fünf Uhr. Unser Flug hat etwas verspätet, was heißt, dass wir uns beeilen müssen, um den nächsten zu erwischen." Mein Magen knurrte und ich biss mir auf die Lippe.

„Wir sind noch nicht da?"

„Nein. Ich fürchte nicht. Sag mal wann hast du das letzte Mal was gegessen?"

„Gestern Mittag, glaub ich. Es geht aber schon."

„Bist du sicher?".

Ich rolle mit den Augen.

„Ja."

Plötzlich musste er grinsen. Es war das erste Mal das er das tat, deshalb brauchte ich kurz, bis ich bereit war ihn wütend von der Seite an zu funkeln.

„Was?".

„Tut mir leid. Aber du bist genauso zickig wie früher, wenn du zu wenig Schlaf hattest."

Ich erstarrte und auch er schien kurz geschockt über das zu sein, was er eben gesagt hatte. Bis her hatten wir auf eine seltsame Art und Weise uns einfach im Stillen geeinigt, dass wir nicht über das redeten, was in der Vergangenheit lag. Das hatte er nun gebrochen. Ich versuchte dem ganzen dennoch so wenig wie möglich Bedeutung beizumessen.

„Es ist auch nicht normal, wenn man unter Schlafmangel noch freundlich sein kann."

Er lachte rau.

„Auf dich trifft das allerdings in besonderem Maße zu." Ich schüttelte den Kopf.

„Das ist nicht wahr."

„Oh doch.", murmelte er. Ich verdrehte erneut einfach die Augen. In dem Augenwinkel bemerkte ich wie er wieder grinste. Idiot.

Wieder mussten wir von Schalter zu Schalter eilen und wieder war es ganz knapp, dass wir auf unseren Plätzen platz nahmen. Ich war nicht mehr ganz so müde und auch nicht mehr ganz so schlecht gelaunt. Beides lag wohl vor allem an dem Kaffee und der Laugenstange, die James unmittelbar nach dem Start des Fluges für mich bestellt hatte. Ich hatte den Überblick verloren bei all dem Hin- und Hergerenne. Und hatte keine Ahnung was unser nächstes Ziel war. Es waren einfach zu viele Schilder und Menschen gewesen und ja, ich war ein wenig angespannt und schlapp gewesen. Meine Güte, von mir aus auch ein wenig zickig.

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