Kapitel 26

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Eva und Sam waren gegangen, als wir nach Hause kamen. James war schneller umgezogen als ich und als ich dann die Küche betrat, drückte er mir auch schon eine Tasse mit dampfendem Tee in die Hände. Ich nahm ihn dankbar entgegen.

„Wir wären jetzt im Warmen. Wenn du also noch einmal zu deiner Frage zurückkommen willst?"

Ich setzte den Tee an meine Lippen, um Zeit zu schinden. Es nützte nichts. Nun fehlte mir ganz eindeutig der Mut dazu.

„Ich weiß es nicht mehr. Vermutlich war es unwichtig."

„E..."

Ich unterbrach ihn.

„Der Tee ist gut. Was ist das für eine Sorte? Ich kenne ihn glaube ich gar nicht."

James zog eine Augenbraue nach oben.

„Natürlich kennst du ihn nicht. Meine Mutter sammelt die Kräuter immer in der Gegend. Wenn du also wissen willst, was drin ist, bin ich leider der Falsche Ansprechpartner. Stattdessen sollten wir denke ich über etwas anderes reden."

Ich senkte meinen Blick. Schon klar, dass er jetzt nicht mehr locker lassen konnte. Ich ging zum Sofa und nahm dort Platz. James setzte sich neben mich.

„Die Frage ist rein hypothetisch. Ich erwarte kein klares Nein, oder Ja darauf. Ich will nur wissen, was du darüber denkst."

„Ich höre." Wie immer war sein Blick wachsam. Er war auf der Hut und angespannt, das entging mir nicht. Doch ich wusste auch, dass er mir meine Frage beantworten würde, dass er es sich zumindest vornahm zu antworten.

„Ich weiß dass das vor fünf Jahren keine Bedeutung für dich hatte und das gerade eben war lediglich ein Kuss, aber meinst du, dass du irgendwann Gefühle für mich entwickeln könntest?"

Gott, das hörte sich so armselig an. Das traurigste jedoch war, dass ich, würde er meine Frage mit Ja beantworten, bereit wäre auf diesen unbestimmten Zeitpunkt zu warten. Vor ihm und nach ihm hatte ich nie jemanden geliebt. Vielleicht war er es einfach. Vielleicht gab es so etwas wie einen Seelenverwandten. Vielleicht saß er gerade vor mir. Wenn dem so wäre, war er es dann nicht wert, dass ich ihn nicht aufgab? Verdammt, war ich mal ganz davon abgesehen überhaupt dazu in der Lage ihn aufzugeben? James starrte in seine Tasse, dann sah er zu mir auf.

„Ich wollte mich von dir fernhalten. Aber das kann ich einfach nicht. Dass du es dir nicht selber denken kannst, überrascht mich, denn ich habe eigentlich das Gefühl, dass alles was ich mache, es bereits allzu deutlich zeigt. Die Antwort auf deine Frage lautet: Ja."



„Ach, so einfach ist es ja?" Nun schreit er doch und ich zucke angesichts des Schmerzes, den ich seinen Worten entnehme, zusammen. Er fährt fort, leiser diesmal, aber nicht weniger wütend. Wütend auf die Situation, nicht seine Mutter, wie ich recht schnell begreife.

„Es ist Eden, Mom. Sie ist Eden. Das Mädchen, das ich aus England entführt habe, dessen Leben ich zerstört habe. Sie wäre meinetwegen fast gestorben, Mom. Sag mir nicht, dass das ein Umstand ist, an dem ich noch irgendetwas retten könnte."

Ich atme entsetzt aus. Eva scheint ähnlich entsetzt zu sein, denn es dauert bis sie anfängt zu stammeln.

„Sie? Sie ist das Mädchen."

„Ja." Alle Wut ist verschwunden. Ich höre lediglich Scham und Reue.

„Warum... Wie in Gottes Namen schafft sie es nicht auszurasten."

„Sie hat mir verziehen. Zumindest behauptet sie das. Ich muss nicht erklären warum das zwischen uns dennoch nicht möglich ist, oder?"

Ich beiße mir auf die Lippe, um nicht au Frust loszuheulen.

„Nein, das musst du nicht.", erklingt da Evas Stimme. Seltsamer Weise bringt das das Fass zum Überlaufen. Die Tränen fließen, ohne, dass ich die Chance hab auch nur eine einzige davon aufzuhalten.

EdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt