The Gay Project - Kapitel 54 (ORIGINAL)

10 2 0
                                    

Wir werden in den Raum geführt, aus dem Lee-Soung eben gekommen ist.

Ich schaue mich staunend um. In diesem Raum ist noch ein Nebenraum in dem die Küche ist. Ein kleiner Flur führt dann in den Essbereich, wo wir auch hingebracht werden. Der Tisch ist gedeckt.

Und zwar mit einem blütenweißem Tischtuch und so sauberem Besteck, das es mir echt übertrieben vorkommt. Essen steht noch keines auf dem Tisch. Dafür aber sitzt eine Frau dabei.

Sie ist blond, hat grüne Augen und trägt ein beiges Kleid mit V-Ausschnitt. Sie lächelt mich an, aber das Lächeln sieht sehr gekünstelt aus. Und anhand daran das sich Jimin neben mir ein bisschen anspannt, merke ich dass das wohl seine Stiefmutter sein muss.

Sie sieht unsere Hände, die immer noch ineinander verschränkt sind, und verzieht kurz ihr Gesicht. So als hätte ich ihr gerade auf den Teppich gekotzt oder sowas. Aber sie fängt sich relativ schnell wieder.

"Das ist meine Frau und Jimins Stiefmutter. Hwasa.", stellt Lee-Soung sie vor. Ich verbeuge mich höflich. Sie setzt wieder ihr Lächeln auf. Jimin schaut mich überrascht von der Seite an. Kurz denke ich ich habe was falsch gemacht, aber Jimins Vater klopft mir auf die Schulter. "Sehr gut erzogener Junge.",

Ich erröte leicht. Jimin zieht mich zum Tisch hin und setzt sich. Dann deutet er auf den Stuhl neben sich. Ich setze mich und schaue zu ihm rüber. Er lächelt sanft und drückt meine Hand unter dem Tisch.

Warum ist er gerade so? Fast schon unheimlich. Fast wünsche ich mir das er wieder so pervers drauf ist wie sonst auch. Wie beim schießen zum Beispiel. Oder im Vorstand. Jetzt gerade ist er so rücksichtsvoll. Oder liegt es daran das seine Eltern hier sind?

Er bemerkt meinen Blick und schaut fragend. Ich übergehe das und schaue ihn weiterhin an. Seine Augen sind so schön. Und seine Haare so fluffig. Wenn er so drauf ist wie jetzt gerade... ist er verdammt süß.

Ich beiße mir wegen meiner Gedanken auf die Unterlippe und senke den Blick. Dann fällt mir auf das seine Stiefmutter uns die ganze Zeit beobachtet. Mit einem Blick als würde sie uns verurteilen.

Sein Vater ist aus den Raum gegangen. Wahrscheinlich... um nach dem Essen zu gucken? Keine Ahnung. Ich merke aber auch das Jimin Hwasa systematisch ignoriert. Er verhält sich so als wäre sie nicht da.

Er hasst sie. Das weiß ich mittlerweile. Ich will was sagen, als sie sich zu Wort meldet. "Kim Taehyung, ja?" Fragt sie mit einer etwas hauchigen Stimme. Ich hebe den Blick und nicke sofort. "J... ja...", sie mustert mein Gesicht und starrt mir dann tief in die Augen.

"Und... du bist mit Jimin zusammen?" Fragt sie weiter. Dieses Mal ist ihre Stimme schneidend. Ich erschaudere und schlucke unsicher. Dann schüttele ich den Kopf. "N.. Nein...", antworte ich. Sie nickt langsam. "Und deswegen haltet ihr Händchen und schaut euch so an?"

Nun schaltet sich doch Jimin ein. "Hör auf ihn zu verhören!" Zischt er. Ich wende meinen Blick zu ihm hin. Er schaut sie so aggressiv an. Ich denke schon fast... das wenn er seine Waffe jetzt hier hätte...

"Ich als deine Mutter sage das ich strikt gegen eine schwule Beziehung bin. Nur damit ihr beiden das wisst.", wow. Wie ist das jetzt eskaliert?

"Du bist nicht meine Mutter.", entgegnet Jimin. Mit so einer hasserfüllten Stimme die ich von ihm noch nie gehört habe. Sie zittert vor Wut. "Und für mich zählt nur was mein Vater sagt. Und er hat nichts gegen eine schwule Beziehung. Also könntest du nichts dagegen tun wenn es so wäre.",

Kennt ihr das wenn ihr bei einem Freund sind und seine Eltern beginnen sich mit ihm zu streiten? Man steht nur tatenlos da. Und so fühle ich mich gerade.

"Wie redest du bitte mit mir?!" Entfährt es ihr. Jimin sagt nichts mehr. Er sitzt nur da. Seine Hand zittert. Ich kann sehen wie aufgebracht er innerlich ist. Kurz entschlossen nehme ich seine Hand in meine und beginne mit meinem Daumen über seinen Handrücken zu streichen.

Er schaut mich kurz an und senkt dann den Blick auf den Tisch. Ich kann spüren wie sich seine Hand leicht entspannt und nun sanft in meiner liegt. Fast schon bin ich stolz. Verfliegt aber relativ schnell wieder.

-

Nach dem Abendessen sind wir wieder hoch ins Zimmer. Es hat sehr gedrückte Stimmung am Tisch geherrscht, vor allem als Hwasa sich bei Lee-Soung über das "unmögliche" Verhalten Jimins beschwert hat.

Er sagt zwar nicht wirklich was, aber sein Blick sagt mehr als tausend Worte. Ich seufze. Er tut mir leid.

Wir haben schon halb zehn, weswegen wir das Bett machen. Ich fühle mich zwar etwas unwohl zusammen mit ihm in einem Bett zu schlafen, aber ich denke das selbst wenn etwas passieren sollte.. ich nicht wirklich was dagegen hätte.

Eher im Gegenteil.

Ich erröte wegen meiner eigenen Gedanken und helfe Jimin die Decke auszuschütteln. Er scheint sich wieder langsam gefasst zu haben. Denn er lächelt mich wieder an. "Sorry dass du das jetzt mitmachen musstest.", seufzt er. "Das nächste Essen essen wir hier.",

Ich winke ab. "Alles gut. Jeder hat mal Streit.", das Bett ist fertig. Jimin wirft sich drauf. "Ja... aber doch nicht vor Besuchern, oder?" Er klopf neben sich. "Komm her!"

Ich zögere leicht, lege mich aber neben ihn. Wir liegen quer über dem Bett. Jimin schließt grinsend die Augen. "Du sahst den ganzen Tag aus als stünde dir ein riesiges Fragezeichen im Gesicht.", fängt er dann plötzlich an. "Was war denn?"

Ich schlucke und drehe meinen Kopf zu ihm. Soll ich es ihm sagen? Egal. Komm.

"Es hat mich nur verwirrt das du hier komplett anders bist als sonst.", gebe ich dann zu. "Im Vorstand und sonst auch läufst du rum und bist so pervers drauf... und hier...", er unterbricht mich mit einem Kichern.

"Denkst du ich bin zuhause genauso eine Hoe wie in der Schule?" Fragt er leise. "Natürlich nicht. Hier bin ich der Nachfolger einer riesigen Organisation. Und nicht der Oberschüler der Spaß braucht.",

Ich nicke. Stimmt. Leuchtet ein. Jimin dreht sich zu mir und schaut mich dann prüfend an. "Oder hast du es lieber wenn ich den Vorstandspräsidenten spiele?" Flüstert er kichernd.

Beinahe hätte ich unsicher genickt, ich kann mich aber gerade so noch zusammenreißen. Er sieht es trotzdem und schaut mich leicht fragend an. Dann seufzt er. "Legen wir uns normal hin?" Fragt er. "Unter die Decken?"

Er hat von jetzt auf gleich umgeswitcht.

Weinende Lehrer, chemische Reinigungsmittel und eine Welt im ewigen Silber Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt