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Am Sonntag Mittag war Christians Motivation, wieder in das Hotel zu fahren, gleich Null. Am liebsten hätte er den ganzen Tag noch mit Robert verbracht. Aber er musste nunmal heute noch zu einem Interview. Und Robert musste selber auch zu irgendeinem Partei Event. So richtig mitbekommen, was das war, hatte Christian nicht. Also mussten sie sich Mittags mal wieder voneinander trennen, ohne zu wissen, wann sie sich wieder treffen konnten.

Dementsprechend genervt war Christian, als er sich auf den Weg ins Hotel machte. Und für das Interview hatte er dann auch nicht wirklich Motivation. Er musste dafür gleich ins Hans-Dietrich-Genscher Haus fahren, die Parteizentrale der FDP. Soweit er richtig informiert war, würde es dann ein Interview werden, was erst aufgenommen und dann ausgestrahlt werden würde. Dementsprechend musste er noch dafür sorgen, dass er halbwegs akzeptabel aussah. Wobei er selber fand, dass er immer vorzeigbar war. Also war das dann doch eher nebensächlich.

Robert hingegen traf sich mit dem Parteivorstand der Grünen und sie besprachen einige Dinge, die in den nächsten Tagen wichtig werden würden. Sie würden einen Parteitag veranstalten müssen, wenn die Koalitionsverhandlungen beendet waren. Dann mussten sie über den Koalitionsvertrag abstimmen lassen und nicht zuletzt mussten sie auch noch die Minister für die Ämter vorschlagen, die ihnen letztendlich zugesprochen werden würden. Das würde also nochmal einiges an Arbeit und Kraft kosten. Und Robert war einfach froh, wenn dieses ganzes Kapitel abgeschlossen sein würde. Anstrengender konnte es ja auch kaum werden, oder? Dachte er sich so zumindest.

Trotzdem war es für Robert auch mal wieder angenehm unter seinen Partei Kollegen zu sein, das war bei den Verhandlungen ja durchaus anders. Und noch herrschte eine wirklich gute Stimmung bei Ihnen. Alle waren wohl froh, dass die Verhandlungen sich dem Ende näherten. Doch gleichzeitig war klar, dass spätestens bei den Personalfragen auch bei ihnen Differenzen aufkommen würden. Eigentlich war nur klar, dass Annalena und er selber ein Ministerium übernehmen würden. Der Rest war noch nicht geklärt. Und würde wahrscheinlich auch nicht so einfach zu klären sein.

Christian überlegte sich nochmal einige Phrasen, die er in dem Interview sagen könnte. Denn es war nach wie vor so, dass er kaum über relevante Dinge Auskunft geben konnte. Immerhin gab es noch keine offiziellen Ergebnisse der Verhandlungen. Wer legte dann eigentlich ein Interview an diesen Zeitpunkt? Eigentlich ganz schön blöd, dachte sich Christian. Aber war wahrscheinlich typisch Boulevard Journalismus. Aber gut, in einer Demokratie musste man auch den aushalten und mit diesem kommunizieren.

Pünktlich stellte sich Christian dann vor das Mikrofon und wartete darauf, dass ihm die ersten Fragen gestellt wurden. Und seine Laune war wirklich nicht die beste. Vielleicht keine optimale Voraussetzung, um ein Interview zu führen. Dann wollte er es aber doch endlich hinter sich bringen.

"Herr Lindner, die Koalitionsverhandlungen nähern sich dem Ende. Inhaltlich ist noch nicht viel öffentlich geworden. Trotzdem sollen sie sich in vielen Punkten geeinigt haben. Wie ist der aktuelle Stand? Wann kann man damit rechnen, dass der Koalitionsvertrag fertig sein wird?"

"Wie sie schon gesagt haben, wir nähern uns dem Ende. Wir haben ja schon vor einiger Zeit gesagt, dass der zukünftige Kanzler in der Nikolaus Woche vereidigt werden soll. Dieser Zeitplan ist nach wie vor realistisch. Es wird also nicht mehr lange dauern, bis wir auch die Inhalte des Vertrages vorstellen können."

"Neben den Inhalten ist selbstverständlich auch die Frage der Personalien von großer Bedeutung. Es wird viel spekuliert, wer letztendlich welches Ministerium führen wird. Sie wissen natürlich, dass es vor allem um die Besetzung des Finanzministeriums geht. Sie haben nie ihre Ansprüche auf dieses versteckt, Robert Habeck ebenso wenig. Wer wird es denn nun werden?"

"Zunächst sollte man sich nochmal deutlich machen, dass es in erster Linie nicht um einzelne Personen geht, sondern um die Parteien, denen die Ministerien zugesprochen werden. Abgesehen davon werden wir natürlich daran festhalten, dass wir solche unseriösen Spekulationen nicht in der Öffentlichkeit kommentieren. Das werde ich auch jetzt nicht tun."

"Trotzdem hält sich dieser Konkurrenzkampf in den Medien hartnäckig. Gleichzeitig sind jedoch in letzter Zeit immer wieder Gerüchte aufgetreten, die vermuten lassen, dass es diesen Konkurrenzkampf intern gar nicht gibt."

"Ich weiß nicht worauf Sie hinaus wollen. Ich kann mich nur wiederholen, zu Personalfragen werde ich mich nicht äußern, bevor nicht irgendetwas beschlossen ist."

"Ich möchte darauf hinaus, dass Sie und Herr Habeck in letzter Zeit des öfteren gemeinsam und sehr vertraut, auch außerhalb der Verhandlungen, gesehen wurden. Dazu kommt Ihre Trennung, die mindestens die gesamte Medienlandschaft sehr überrascht hat. Da können nun schon Spekulationen im Raum stehen, dass sie und Herr Habeck nicht die Konkurrenten sind, die Sie vorzugeben scheinen."

"Ich weiß ja nicht, woher Sie das Wissen haben, wann sich jemand von uns wo befindet. Abgesehen davon, dass wir die meiste Zeit tatsächlich bei den Verhandlungen verbracht haben. Aber ihr Schluss ist wirklich ziemlich absurd. Kommunikation zwischen allen Beteiligten der Verhandlungen ist äußerst wichtig, wie Sie sich sicherlich denken können. Also ist es auch normal, dass man miteinander redet und sich in einem etwas weniger formellen Rahmen austauscht. Das ist weder außergewöhnlich, noch sollte es sonderlich interessant für Außenstehende sein. Abgesehen davon gibt niemand von uns persönlich vor, Konkurrenten oder Ähnliches zu sein. Das ist einzig und allein Ihre Interpretation. "

"Trotzdem steht die Frage im Raum, wie Sie und Herr Habeck zueinander stehen."

"Abgesehen davon, dass ich auch das eigentlich nicht kommentieren möchte, da man dies in der aktuellen Situation sowie unter Kollegen nicht macht, kann ich sagen, dass das Verhältnis unter allen Beteiligten der Verhandlungen kollegial und sehr konstruktiv ist."

"Herr Lindner, vielen Dank für das Gespräch und wir sind sehr gespannt auf alle weiteren Entwicklungen."

Christian musste sich ziemlich zusammen reißen, als er den Raum verließ. Er wusste schon, warum er Boulevard Medien nicht mochte. Das war absolut unseriös gewesen. Und Christian war unfassbar beunruhigt, weil so sehr auf ihm und Robert gehackt wurde. Es wurde offensichtlich schon mehr bemerkt, als sie beide wahrhaben wollten.

Verdammt, Christian war ziemlich wütend. Über dieses Interview, über sich, über sich und Robert. Das hätte auch schnell schiefgehen können, hätte er ein falsches Wort gesagt. Wobei, wer konnte ihm versichern, dass er das nicht getan hatte? Er musste auf jeden Fall so schnell wie möglich mit Robert sprechen. Aber anrufen konnte er ihn noch nicht, er war noch bei dieser Veranstaltung seiner Partei. Und dort würde er auch noch einige Zeit sein. Das Interview würde jedoch schon vorher erscheinen. Um genau zu sein schon in ziemlich kurzer Zeit.

Christian hoffte einfach, dass man diesem Interview nicht sonderlich viel Aufmerksamkeit schenken würde. Trotzdem ärgerte es ihn unfassbar, dass immer diese Nachfragen gestellt wurden. So, als ob es nicht Wichtigeres momentan gäbe. Gab es nämlich. Aber die Öffentlichkeit war wohl wirklich einfach für solche Spekulationen gemacht. Genervt bewegte er sich wieder in sein großes Büro, was er hier in der Parteizentrale hatte. Sein Mitarbeiter war auch noch da, aber auch ihn schickte er dann nach dem Interview ins Wochenende. Mit der Veröffentlichung des Interviews musste Christian jetzt selber klar kommen. Und er wollte mindestens so lange in seinem Büro warten, bis es veröffentlicht war. Und er schrieb Robert zumindest schonmal eine Nachricht, damit er zumindest etwas vorgewarnt war.

Doch als dann die Schlagzeile des Interviews auftauchte, da stockte Christian einen Moment der Atem.

"FDP Chef Lindner im Interview: 'Niemand von uns gibt persönlich vor, Konkurrenten oder Ähnliches zu sein.' Was läuft da zwischen FDP Chef und Grünen Chef Habeck? So äußert sich Christian Lindner."

Es war so klar, dass ihm jedes Wort im Mund umgedreht werden würde. Oder aus dem Zusammenhang gerissen werden würde. Und dass dieses Interview nur darauf abgezielt hatte. Wütend stand er auf und zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie mit dieser Situation umgehen sollten. Gut war die Situation definitiv nicht. Und gleichzeitig fragte sich Christian, wer eigentlich mitbekommen hatte, dass sich Robert und er des öfteren getroffen hatten. Denn es schien ja so, als ob sie wirklich gesehen wurden. Aber er wusste es nicht.


Ich hoffe es gefällt euch :) Ich bin nämlich beim Schreiben gerade nicht so ganz zufrieden und weiß nicht wirklich, wohin alles geht. Aber ja, ich gebe mein Bestes und hoffe wie gesagt, dass es euch gefällt.

Der ganze Lärm um uns Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt