"Natürlich Christian, natürlich."
Beruhigend legte sie ihre Hand auf seine. Endlich schaute er auf und blickte in die liebevollen Augen seiner Mutter. Und er sah keine Verachtung oder sonst etwas. Nein, sie sah vielmehr stolz aus.
"Du bist immerhin mein Sohn. Wie könnte ich es nicht akzeptieren, nur weil du Männer liebst? Das ist doch absolut kein Grund. Eltern sollten doch immer für ihre Kinder da sein und sie so akzeptieren wie sie sind."
Christian merkte, wie seine Augen etwas feucht wurden. Er war so unfassbar erleichtert. Er hatte es sich deutlich schlimmer vorgestellt und war so froh, dass seine Mutter so besonnen und liebevoll reagiert hatte.
"Danke Mama, wirklich. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll."
"Ist doch selbstverständlich. Ich bin für dich da, immer. Aber du bist mir jetzt trotzdem noch Antworten schuldig. Um wen geht es überhaupt? Und bist du glücklich mit ihm? Oder wie sieht es aus?"
Christian seufzte auf. Ihm war klar, dass jetzt noch ein schwieriger Teil anstand. Wie würde sie es wohl aufnehmen? Er hoffte genauso gut, wie auch die bisherigen Nachrichten. Er hoffte es einfach. Aber leicht fiel es ihm beileibe nicht.
"Ja und nein, also ja ich bin glücklich mit ihm. Aber es ist unfassbar schwierig. Du wirst gleich verstehen wieso. Eigentlich dürfte es niemals eine Beziehung zwischen uns geben und das ist das Problem. Es ist... Ja wahrscheinlich hältst du mich gleich für völlig verrückt. Es ist Robert."
Christian musste wieder wegschauen, denn er sah die Verwirrung seiner Mutter. Und er spürte die schwere Stille, die auf ihnen lastete. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis seine Mutter antwortete.
"Du meinst den Robert? Habeck? Oder gibt es sonst noch jemanden?"
"Nein. Genau der."
Betreten schaute Christian zur Seite und seine Mutter schien auch tatsächlich einen Moment zu brauchen, bis sie das verarbeitet hatte. Wobei, wahrscheinlich würde sie für all das länger als diesen Moment benötigen. Aber Christian wollte ihr das jetzt auch eingestehen, obwohl er sehr ungeduldig war, was sie wohl sagen würde. Und er hatte nach wie vor etwas Angst, dass sie es nicht billigen würde. Dann wüsste er wirklich nicht weiter. Denn ihre Unterstützung brauchte er wirklich. Das hatte Christian nach den Worten, die sie eben zu ihm gesprochen hat, gemerkt.
"Okay wow, also das hätte ich wirklich nicht erwartet. Ich dachte eigentlich, dass er verheiratet sei und Kinder hat er doch auch? Aber ich freue mich natürlich für dich, wenn du mit ihm glücklich sein kannst. Wobei ich mir jetzt wirklich vorstellen kann, wie schwierig es für euch sein muss. Wie funktioniert das Alles überhaupt? Könnt ihr euch überhaupt treffen? Immerhin habe ja sogar ich von den Gerüchten über euch mitbekommen."
"Wie gesagt, es ist wirklich schwierig. Robert hat sich ebenfalls von seiner Frau getrennt, aber ihre Söhne wissen noch nicht darüber Bescheid und in die Öffentlichkeit darf das auf keinen Fall gelangen. Und glaub mir, diese Entscheidung ist ihm alles andere als leicht gefallen. Ich dachte wirklich lange, dass es keine Chance für uns geben wird. Aber irgendwie haben wir es hinbekommen und haben uns immer wieder bei ihm getroffen, so unauffällig wie möglich natürlich. Aber klar, die Gefahr, dass man uns sieht, war und ist natürlich immer da. Und das ist wirklich belastend für mich. Ich wünschte, wir könnten eine normale Beziehung haben. Wir könnten einfach draußen zusammen rumlaufen, ohne dass es auffällig wäre. Und einfach ein normales Leben führen. Aber natürlich geht das nicht. Aber es ist wirklich nicht einfach. Für uns beide. Und das mit diesem Interview und den Schlagzeilen hat auch gezeigt, dass all das sehr fragil ist. Und ehrlich gesagt habe ich natürlich auch Angst davor, dass es raus kommt, was das dann für Auswirkungen hätte... Ja, ich will es mir eigentlich gar nicht weiter Ausmalen."
Niedergeschlagen schaute Christian zu seiner Mutter. Sie schaute ihn verständnisvoll an. Ja, sie konnte sich vorstellen, wie schwierig das sein müsste für die beiden. Und sie war wirklich noch etwas überrumpelt von diesen Nachrichten. Deshalb antwortete sie erstmal nicht, was Christian verunsicherte.
"Also hast du kein Problem damit? Bitte sei ehrlich zu mir, ich würde es wirklich verstehen."
"Nein, natürlich nicht. Mensch Christian, ich habe doch gerade schon gesagt, dass ich dich so akzeptiere wie du bist. Egal was kommt. Und ehrlich gesagt gibt es deutlich schlimmere Vorstellungen, als dass du Robert Habeck an deiner Seite hast. Sympathisch kam er ja doch eigentlich meistens rüber. Außer es geht um Tempolimits oder Steuererhöhungen, da ist es schwierig.", lachte Christians Mutter.
"Nein, jetzt ganz im Ernst. Ich bin froh, wenn du jemanden hast, der dich glücklich macht. Und mir ist es echt egal, wie dieser Mensch heißt, was er beruflich macht, in welcher Partei er ist. Solange es zwischen euch passt. Und mir scheint es so."
"Danke Mama. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich jetzt bin. Ich hatte wirklich etwas Angst. Aber ja, ich bin wirklich glücklich mit ihm. Nur ist es einfach so schwer aufgrund aller Umstände. Aber wir versuchen das Beste draus zu machen. Und politisch gesehen gehen wir ganz professionell an die ganze Sache dran. Also ich würde sagen, dass wir das eigentlich ganz gut meistern. Wären da nicht diese Gerüchte."
Christian war wirklich froh, dass nun auch dieses Thema abgehakt war. Es war wahrscheinlich einer der schwersten Schritte für ihn gewesen, mit seiner Mutter darüber zu reden. Ihr alles zu erklären. Und als er mal einen kurzen Moment für sich hatte, seine Mutter musste nochmal kurz weg, schrieb er auch endlich Robert. Denn auch er wusste, dass Christian es an diesem Tag erzählen wollte. Und natürlich war auch Robert angespannt gewesen. Was wäre nur, wenn Christians Mutter es nicht gut aufgenommen hätte? Um auch Robert zu beruhigen, schrieb Christian ihm dann endlich eine Nachricht.
"Moin Robert, ich bin gut angekommen und hab mit meiner Mutter gesprochen. Es ist sehr gut gelaufen, sie hat es gut aufgenommen. Sie meinte, dass du ihr sowieso sympathisch bist ;) Bin wirklich sehr erleichtert darüber... Ist bei dir alles gut?"
Anstatt, dass er auf eine Antwort wartete, beschloss Christian, dass er die Nacht auf jeden Fall dort im Haus seiner Mutter verbringen würde. Er wollte nicht wirklich nochmal einige Stunden im Auto sitzen müssen. Einmal am Tag reichte ihm. Deshalb nahm er seine Tasche, die er vorausschauenderweise mitgenommen hatte, und stellte sie in das große Gästezimmer. Bis seine Mutter wieder kam, ging er noch schnell duschen. Der Tag war wirklich anstrengend gewesen, da hatte er sich eine warme Dusche verdient. Abends hatten er und seine Mutter dann geplant, dass sie noch zusammen in ein Restaurant gehen wollten, wo sie schon sehr oft waren. Es war schon beinahe eine Tradition zwischen ihnen beiden. Und in dem Restaurant war man daran gewöhnt, sie beide zu sehen. Und es wurde einfach akzeptiert und keine Fragen gestellt. Zur Feier des Tages bestellte Christian ihnen dann den teuersten Wein, den es auf der Karte gab. Und der auch wirklich gut war. Das konnte Christian aus Erfahrung sagen. Es war also ein gelungener Abschluss dieses schweren Tages.
Irgendwann kam seine Mutter dann allerdings nochmal auf das Thema zurück. Sie sprach nur sehr leise, damit auch ja niemand mitbekam, über was sie sich unterhielten. Wobei, ihr Platz war so abgeschottet, dass diese Gefahr eigentlich sowieso nicht bestand. Aber sicher ist sicher.
"Also Christian, nachdem du mir jetzt heute schon so viel erzählt hast, über euch beide. Da erwarte ich es aber schon, dass ich ihn bald persönlich kennenlernen darf. Das ist jetzt ja wohl das Mindeste, ich muss mir ja noch ein eigenes Bild machen.", erklärte sie mit einem Grinsen im Gesicht. Ihr war klar, dass sie Christian damit in Verlegenheit brachte. Und er brauchte tatsächlich erstmal einen Moment, bis er sich gefangen hatte.
"Oh... Ja, ich weiß nicht, ob das für ihn in Ordnung ist und wann wir beide in nächster Zeit etwas freie Zeit haben werden, aber ich werde mit ihm sprechen. Wenn du das gerne möchtest.", lachte nun auch Christian etwas unsicher. Er war einfach froh, dass seine Mutter so gut damit umging.
Darauf habt ihr doch alle gewartet ;) Danke fürs Lesen, ich hoffe es gefällt euch!
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Der ganze Lärm um uns
ФанфикChristian Lindner x Robert Habeck Als Christian und Robert dort zusammen in dem Aufzug standen, wussten sie beide genau, dass es sich richtig anfühlte. Irgendwie fühlte sich ihr Miteinander auf eine vollkommene Art richtig an. Und gleichzeitig war e...