Fortsetzung Teil6

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Am nächsten Morgen wurde ich praktisch überrannt. Zunächst von Recoverygirl, die Bakugo zu meinem Verdruss förmlich aus dem Bett warf und mir darauf eine Standpauke hielt, wie wahnsinnig dumm mein Handeln schlichtweg gewesen sei, der Bakugo kopfnickend zustimmte. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, während Recoverygirl mich zum gefühlt zwanzigsten mal mit ihrer Krücke schlug. Ich vergab ihr für die zweifellos folgenden blauen Flecke, da sie meine anderen, problematischeren Wunden versorgt hatte. Zwar würden Narben zurückbleiben, aber immerhin konnte ich meine Beine wieder bewegen, auch wenn sie sich noch etwas steif anfühlten.

Als nächsten stürmten meine Freunde den Raum, die ziemlich aufgebracht wirkten. Mina weinte und es folgten zwei weitere Standpauken von Kirishima und Sero, während Mina, die Arme um meinen Hals geschlungen, hin und wieder Recoverygirls Werk unterstützte, indem sie mir auf den Arm schlug, um ihrem Frust darüber, dass ich sie nicht um Hilfe gebeten hatte, Ausdruck zu verleihen. Ich senkte meinen Blick beschämt und entschuldigte mich mehrfach. "Dir hätte wer weiß was passieren können!", schimpfte Kirishima. "Ich weiß", brachte ich kleinlaut hervor und mied weiterhin ihre Blicke. Bakugo schien mein Unbehagen zu spüren und trat einen Schritt auf mich zu, um seine Hand auf meine Schulter zu legen. Er drückte leicht zu. Ich beruhigte mich etwas und atmete tief durch, bevor ich mich endlich traute meinen Blick zu heben. Doch anstatt der aufgelegt belehrenden Mienen, die ich erwartet hatte, blickte ich in weit aufgerissene Augen, die geradewegs an mir vorbei Bakugos Hand anstarrten, die immer noch auf meiner Schulter lag. Sero blinzelte perplex und verkündete anschließend das, was ihn wohl als erstes in den Sinn kam: "Gaaaay." Ich lachte, stockte dann aber und sah zu Bakugo auf, nicht sicher wie er reagieren würde. Wenig originell schnaubte er und verdrehte die Augen, nahm seine Hand allerdings nicht weg. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Mina hingegen schoss förmlich von meiner Brust hoch, hielt dann aber inne und scannte mit ihren Augen das Bild vor sich. Kirischima schien etwas aus seiner Starre befreit und wandte sich zu Sero. "Das er es nicht abstreitet ist beinahe so, als würde er es mit Flugzeugen an den Himmel schreiben." Mina japste: "Oh mein Gott, du hast es endlich geschnallt oder?" Diese Frage ging, wie immer, eindeutig an mich. Ich lief puterrot an und sah erneut zu Boden. "Wurde auch Zeit", grummelte Bakugo und Mina quietschte und schlug mir noch heftiger gegen den Arm.


Als nächstes kam Aizawa-sensei. Sein Blick suchte meinen und er entschloss sich die Meute zu ignorieren, die nach Glückwüschen, nun um mein Bett tobte und Bakugo gnadenlos aufzog. Kirishima schlag gerade einen Arm um Bakugo, der seine mittlerweile vor der Brust verschränkt hielt und ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue abwartend ansah. "Ich wusste gar nicht, dass in deinem Herzen so viel Platz für einen-was war es noch gleich?- Kiesel am Wegesrand ist." "Ich wusste gar nicht, dass er ein Herz hat", feixte Sero und japste, als Bakugos Hand seinen Hinterkopf traf. Aizawa seufzte und sofort herrschte Ruhe im Raum. Ich biss mir auf die Lippe. Das würde die mit Abstand heftigste Standpauke des Tages sein. "Wenn ich mich recht entsinne, habt ihr gerade Unterricht." Sein Blick durchbohrte Kirishima, Mina und Sero förmlich. Sie versteiften sich, nickten und verabschiedeten sich, bevor sie beinahe fluchtartig den Raum verließen. Aizawas Blick glitt weiter zu Bakugo. "Und du hast ein Praktikum zu absolvieren, oder hat sich daran etwas, entgegen meiner Kenntnisse, verändert?" Bakugo erwiderte fest seinen Blick. "Ich werde es abbrechen", sagte er kühl und meine Augen wurden riesig. Auch durch Aizawas Augen huschte Überraschung. Er öffnete seinen Mund, aber ich kam ihm zuvor: "Das wirst du ganz sicher nicht!" Beide wandten sich zu mir. "Ich bin auf keinen Fall der Grund dafür, dass dir diese Chance entgeht." Eindringlich suchte ich Bakugos Blick. Er sollte erkennen wie ernst es mir war. Ich war sauer auf mich, dass ich nicht früher daran gedacht und ihn losgeschickt hatte. "Ich kann dich unmöglich alleine lassen. Was für ein Held wäre ich dann. Was für ein-" Sein Blick huschte zu Aizawa-sensei und eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht. Doch dann sah er mir wieder fest in die Augen. "Ich lasse dich nicht allein, nicht wenn..." Nicht wenn ich mir eventuell wieder etwas antat, vollendete ich seinen Satz in Gedanken. Ich ballte die Hände zu Fäusten, wütend auf mich, dass ich ihn in diese Situation gebracht hatte, dass ich in dieser Situation war. "Ich, ich schaff das schon", murmelte ich leise, den Blick gesenkt. "Natürlich schaffst du das." Mein Blick flog zu Bakugo. "Aber du brauchst Hilfe. Nur für eine Weile. Jemanden der bei dir ist. Und dieser Jemand bin verdammt nochmal ich. Und. Basta." Ich sog scharf die Luft ein. "Ich schaffe das", sagte ich lauter und mit festerer stimme und sah Bakugo herausfordernd in die Augen. Seine Kiefermuskeln arbeiteten. "Genau. Mit. Mir.", presste er hervor. "Ja, mit dir", nickte ich. Er entspannte sich etwas. "Sobald du aus dem Praktikum zurück bist." "Ich gehe nicht mehr hin." Wütend schlug ich die Decke zur Seite und sprang aus dem Bett. Mit anklagendem Finger trat ich auf ihn zu. "Jetzt hör mir mal zu. Es steht gar nicht zur Debatte ob-" Unvermittelt brachen plötzlich meine Beine unter mir weg und ich sank mit einem dumpfen Stich zu Boden. Sofort setzte Bakugo zwei Schritte nach vorne und schlang einen Arm um meine Hüfte. Auch Aizawa war bei mir und stütze mich am Arm. "Huch", schnaufte ich. "Recoverygirl hatte wohl recht." Aizawa-sensei hob eine Braue und Bakugo schnaubte. "Huch am Arsch! Du hast mindestens für einen Tag Bettruhe, also bleib verdammt nochmal im Bett!" Er hob mich hoch, trug mich die wenigen Schritte bis zum Bett und legte mich etwas zu schwungvoll ab. Umso sanfter wirkte seine Berührung, als er mir sacht die Haare aus dem Gesicht strich und ich seinen besorgten Blick sah. "Verlang das nicht von mir", sagte er leise. "Ich könnte das gleich sagen."

Wir sahen uns einen Moment stumm an. Aizawa seufzte. Unsere Blicke huschten zu ihm. Wie immer wirkte er recht müde. Aizawa holte tief Luft und kniff sich in die Nasenwurzel. Kopfschüttelnd sah er uns an. "Ich weiß ja nicht, wie...Das", er deutete wage in unsere Richtung. "passiert ist. Und ich behaupte nicht diese Situation im vollen Umfang zu verstehen. Aber was eindeutig klar ist, ist das du Kaminari Momentan definitiv nicht in der Lage bist, dich um dich selbst zu kümmern und, dass du Hilfe brauchst. Weshalb Bakugo heute an deiner Seite bleiben darf." Bakugo grinste selbstgefällig und ich setzte gerade zum Protest an, als Aizawa mich mit erhobener Hand abbrach. "Aber, ich weiß auch, dass du Bakugo dich zu einem Praktikum verpflichtet hast, von dem ich dir keine längere Abwesenheit genehmige, als diesen einen Tag." Bakugos Lächeln fiel in sich zusammen, während meine Anspannung nachließ. Nun wurde Bakugos Protest gestoppt. "Allerdings möchte ich Kaminaris Zustand auch nicht verschlechtern und deine Anwesenheit scheint ihm zu Helfen. In der Nacht scheint sie sogar erforderlich. Deswegen werde ich einen Fahrservice für dich organisieren, der dich Abends von deinem Praktikum abholt und am Morgen wieder dorthin bringt. Es wäre etwas stressiger für dich Bakugo UND der einzige Kompromiss für den ich in dieser Sache bereit bin." Wir schwiegen. Bakugo wirkte nicht überzeugt. Seine Kiefermuskel traten deutlich hervor. Ich zog ihm am Ärmel, damit er sich mir zuwandte. Ich sah ihm in die Augen. "Ich schaffe das." Er seufzte. "Am Tag ist immer jemand bei ihm." Aizawa-sensei nickte. "Natürlich." Ich atmete tief durch als mir klar wurde, dass auch Aizawa nicht mit sich verhandeln lassen würde. Ich war dankbar für meine Beschützer, aber Zeit für mich alleine würde ich die nächsten Wochen nicht bekommen. "OK", stimmten wir beide gleichzeitig zu. Unsere Blicke flogen zu einander und ein leichtes Lächeln schlich sich auf unsere Lippen. Ich war es immer noch nicht gewohnt Bakugo so sanft zu sehen und sog bei dem Anblick stark die Luft ein. Aizawa-sensei seufzte erneut. "Dann, äh, lass euch beide jetzt allein." Und mit diesen Worten verschwand er und ich entging der vermutlich schlimmsten Standpauke meines Lebens.



AN//

Tut mir leid für die lange Pause. Das nächste Kapitel kommt früher :))

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