Teil11

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Er wirkte wirklich erfreut mich zu sehen. "Es ist eine Weile her, nicht wahr?" Er lächelte freundlich. Seine Uniform spannte um den Bauch etwas mehr als früher und seine Haare waren an den Ansätzen leicht grau meliert, er hatte bestimmt auch ein paar mehr Falten, aber für mich schien er förmlich zu strahlen. Noch mehr als Allmight oder sonst irgendwer. Er war mein persönlicher Held.

"Ich habe dich beim Sportfest gesehen. Ich muss sagen ich wahr sehr beeindruckt", fuhr er fort und lächelte sanft. Dann wurde er etwas rot. "Das gilt natürlich für euch alle", stotterte er und wandte den Blick zu Boden. "Ihr seit wirklich vielversprechend und-uff" Überrascht schlag er seine Arme um mich, als ich ihn praktisch anfiel. Damit wir nicht gemeinsam umkippten, fing er den Schwung meiner Umarmung mit einer halben Drehung ab. Er lachte leise, als er mich wieder abstellte, aber ich klammerte mich weiter an ihm fest, noch nicht bereit ihn wieder loszulassen. Er tätschelte meinen Rücken und wirkte etwas überfordert, schob mich aber nicht weg. Ich zog zitternd die Luft ein und wollte mich gerade für meinen Gefühlsausbruch entschuldigen, als ich ein vertrautes Kichern hinter mir hörte. "Himmel, Kaminari, er ist nicht der Feind. Kein Grund ihn im Würgegriff zu halten." Ich schniefte leise und dreht mich lächeln zu PresentMic um. "Entschuldige, Sensei. Ich habe nur-" Ich brach ab, als ich sah wie sich sein belustigter Gesichtsausdruck in Sorge verwandelte. "Äh, ist was?", fragte ich und sah mich um, alle starrten mich beunruhigt an. Naja, alle außer Bakugo, der hämisch grinste. "Tsch, was eine Heulsuse." PresentMic japste empört und Ida begann eine Tadelrede, während ich verwirrt meine Hand an meine Wange hob. Tatsächlich, ich hatte angefangen zu weinen. Bakugo verdrehte die Augen und hob eine Hand, um Ida zu stoppen. "Sparky geht es gut. Er ist einfach sehr froh einen alten Bekannten wieder zu sehen." Alle starrten erst ihn stumm an und wandten sich dann fragend zu mir. Ich wurde rot über ihre Aufmerksamkeit und war verwirrt über meine plötzliche Gefühlslage, die dadurch verstärkt wurde, dass Bakugo sofort verstanden zu haben schien, wer dieser Mann war und was er mir bedeutete. Nachdem wir das erste mal über meine Vergangenheit geredet hatten, wollte Bakugo mehr wissen. Nicht über das was im 'Club' passiert war, sondern über das, was danach geschehen war. Über die Leute die ich kennen gelernt hatte. Mit Geschichten über Hanamaki und den Heimkindern, hatte ich ihm beide Ohren abgekaut, doch er hatte mich die ganze Zeit über so angesehen als würde er nichts lieber hören. Auch über Mr. Sabito wollte er mehr wissen. Der Polizist, der mich aus dem Haus geholt hatte und mich erst wieder losgelassen hatte, als ich aufgehört hatte zu weinen und er sich überzeugt hatte, dass ich bei Hanamaki in guten Händen war. Ich hatte erst Angst vor ihm gehabt, wie vor jedem anderen Mann auch. Es brauchte Wochen bis ich ihm vertraute. Er besuchte mich beinahe jeden Tag im Heim und las mir etwas vor oder versuchte, meist vergeblich, mit mir zu reden. Er tat dies nicht weil er es musste, ein anderer Kommissar leitete die Ermittlungen, er sollte mich nicht befragen oder so. Er wollte einfach für mich da sein, mir helfen, meine Angst lindern. Und als ich das begriff, hing ich an ihm wie eine Klette. Er kam entweder morgens vor seiner Schicht oder abends danach. Jedes mal, wenn ich ihn an einem Tag nicht zu Gesicht bekam, weigerte ich mich so lange schlafen zu gehen, bis er doch noch kam. Ich wurde nie enttäuscht. Er war eine wichtige Säule in meinem Leben und dann...dann wurde er versetzt. Er verbrachte seine letzten Urlaubstage bei mir im Heim, an seinem Abschiedstag weigerte ich mich so lange ihn loszulassen und weinte, bis ich vor Erschöpfung einschlief. Als ich am nächsten morgen aufwachte fehlte er. An seinem Platz lag ein Pikachukuscheltier, dass bis heute einen Ehrenplatz in meinem Bett besaß und ein Brief, den ich bestimmt schon tausendmal gelesen hatte. Auf ihn folgten weitere, viele weitere und ich beantwortete jeden davon. Mit der Zeit wurden sie weniger. Er wohnte weit weg, wir sahen uns nicht mehr und ich begann mich vor meiner Vergangenheit zu verschließen und ich antworte ihm immer seltener. Den letzten Brief hatten wir uns zu Weihnachten geschrieben und wahrscheinlich hätte ich bis zu meinem Geburtstag nicht von ihm gehört, wenn, wenn er nicht plötzlich aufgetaucht wäre.

Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und wandte mich tränenabwischend zu ihm um. Er lächelte mich breit an. "Es dauert lange, wenn man sich auf die Warteliste für eine Kooperation mit der UA einträgt, um an der Reihe zu sein. Sonst wäre ich früher gekommen." Er zwinkerte mir zu und ich lächelte. "Du-du hast dich also angemeldet, als du mich beim Sportfestival gesehen hast?" Er lachte schallend auf. "Nein, es dauert länger als das Kaminari. Ich habe mich auf die Liste eingetragen, als du in einem deiner Briefe erwähnt hast, dass deine Traumschule die UA ist." Er wuschelte durch meine Haare. "Ich wusste dass du das schaffst." Einen Moment starrte ich ihn stumm an, dann explodierten die Tränen Midoriya-mäßig aus meinen Augen und ich warf mich wieder an ihn. "E-es tut mir so leid, dass ich den Kontakt einschlafen lassen hab. Ich, ich hab seltener geantwortet und gesagt ich hätte weniger Zeit. A-aber ich war nur, ich meine ich, ich...ich hab dich wirklich vermisst." Er begann wieder meinen Kopf zu tätscheln. Und ich sah sein mildes Lächeln förmlich vor mir. "Heulsuse, sag ich doch", kommentierte Bakugo und auch sein selbstgefälliges Grinsen sah ich bildlich vor mir. Ich schnaubte, ebenso wie PresentMic. "Ok, alle in die Klasse. Wir verschieben die Einheit, um eine Woche. Ihr habt Stillarbeit. Kaminari?" Ich wandte meinen Kopf etwas zu ihm ohne wirklich von Mr. Sabito abzulassen. Er lächelte. "Du bist freigestellt, ihr scheint einiges aufholen zu wollen." Er zwinkerte mir zu und verschwand türschließend im Klassenzimmer.


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