Teil10

90 5 2
                                    


Aizawa-sensei hob eine Augenbraue hoch, als ich ihm meinen Aufsatz abgab. Ich hatte gestern nicht mehr viel daran gearbeitet und so zierten ihn ab einem drittel die wütender werdend zu scheinenden Korrekturen von Bakugo. Ich reib mir den Nacken und grinste etwas. "Ähm, also ich habe mir einiges vorgenommen." Ich sah zur Seite als sein Blick noch müder wurde. "Bin aber nur bis hierhin gekommen." Ich deutete auf den letzten, rot-freien Satz. "Also der Aufsatz ist fertig, ab da allerdings nicht mehr ganz so..äh, rechtschreibmäßig...richtig." Aizawa-sensei nahm die Zettel seufzend entgegen. "Da kann ich mich ja auf was freuen", kommentierte er tonlos. "Und jetzt beeil dich. Du nimmst ab heute wieder normal am Herotraining teil. Recoverygirl hat mir heute Morgen das ok gegeben." Ein Lächeln sprang förmlich auf meine Lippen und ich wirbelte zu Bakugo herum, der an der Tür auf mich wartete. "Hast du das gehört, Bakubro? Ich kann dir heute endlich wieder den Arsch versohlen." "Ha, in deinen Träumen, Sparky", grinste er zurück. Dann fiel sein Lächeln. "Und nenn mich/ihn nicht so", fügten er und Aizawa-sensei zeitglich hinzu.


Erwartbarer Weise, war es mein Hintern, der nach dem Training wehtat. Dank Bakugo, Kirischima uns Sero hatte er deutlich öfter und vor allem schwungvoller den Boden gesehen, als mir lieb war. Hustend richtet ich mich wieder auf und klopfte mir den Dreck von den Knien. Sero grinste mich an. "Das macht Drei zu Null." Ich verzog den Mund. "In ein paar Wochen sieht das wieder ganz anders aus, also wisch dir dieses selbstgefällige Grinsen aus dem Gesicht." Anklagend wedelte ich mit meinem Finger vor seinem Gesicht. Er lachte nur, fing meine Hand ab und zog mich an den Rand, wo Mina mir eine Flasche Wasser reichte. Dankend lächelte ich ihr zu und trank einen großen Schluck. Bakugo musterte meine nun etwas derangierte Erscheinung mit zusammengekniffenen Augenbrauen. "Heute. 16 Uhr. Extratraining. Hier." Dann stand er auf und nickte Sero zu. "Ok Tapeface, jetzt kämpfst du gegen mich und achte mehr auf deine Beinarbeit, du bist immer etwas zu spät und..." Seufzend ließ ich mich auf die Bank fallen und lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir. Eine Hand landete auf meiner Schulter. "Mach dir nichts draus. Du holst das schnell wieder auf und du sahst trotzdem super männlich aus." Ich lachte auf und tätschelte Kirishimas Hand. "Na dann." Auch Mina nickte mir zu. "Genau, du warst umwerfend, die Jugs haben das leider nur sehr wörtlich genommen und es hat ...äh naja, dich erwischt." Ich setzte mich um und mein Hintern erinnerte mich ebenfalls protestierend. "Auhh", stöhnte ich und Kirishima sah mich entschuldigend an. Ich verdrehte die Augen über ihre Bemutterung und wedelte die beiden fort. "Na los ihr kämpft als nächstes, mich überredet heute keine mehr von dieser Bank aufzustehen. Ich komm schon alleine klar." Sie wechselten einen Blick und schienen eine stumme Unterhaltung zu führen, die aber letztendlich darauf hinauslief aufzubrechen. Nickend wandten sich die beiden mit einem Lächeln ab und gingen ein paar Meter weg, bevor sie sich in Kampfstellung begaben. Ich holte tief Luft und lehnte mich wieder zurück. Ich führte mir vor Augen wo meine Fehler waren und was ich verbessern musste, auch wenn Bakugo mir heute Nachmittag vermutlich eine deutlich ausführlichere Analyse geben würde, wenn er mich nicht gerade auf den Boden warf. Ich stöhnte als mir klar wurde, welches Grauen mir bevorstand. Allerding schlich sich schnell ein Lächeln auf meine Lippen, als mir einfiel wie schön und vor allem schmerzfrei das Wochenende mir Bakugo gewesen war. Wir hatten Hanamaki besucht und er war tatsächlich ziemlich charmant gewesen. Er ist auch erstaunlich gut mit den Kindern ausgekommen, auch wenn er etwas steif war und um jedes Kind mit Rotze in der Nase weite Bogen geschlagen hatte. Er hatte Hanamaki bei der Zubereitung des Abendessens geholfen und den jüngsten noch Gutenachtgeschichten vorgelesen, bevor wir losmussten. An der Tür hat mich Hanamaki noch einmal beiseite genommen und mich fest gedrückt. Sie mochte Bakugo und war froh, dass ich ihn ihr vorgestellt hatte. Doch sie sagte, sie hätte ihn gar nicht kennenlernen müssen, denn sie war sich sicher, dass er ein guter Junge wäre durch die Art, wie ich über ihn redete. Bakugo- in Hörweite- war knallrot angelaufen und hatte sich hektisch verabschiedet. Ich lachte leise auf, als ich mich an sein Stottern erinnerte. Es war das erste mal, dass ich ihn wirklich schüchtern gesehen hatte.

Am Sonntag haben wir Bakugos Eltern besucht und sagen wir mal so, ich wusste jetzt, wo er sein Temperament herhatte. Dennoch seine Familie schien sehr liebevoll und ich freute mich für ihn, dass er in diesem Umfeld aufwachsen durfte. Ich konnte auch herausfinden woher seine unglaublichen Kochkünste kamen. Mr. Bakugo lief bei meinen Komplimenten puterrot an. Wieder so eine familiäre Gemeinsamkeit. Wir hatten seinen Eltern noch nicht gesagt, dass wir zusammen waren, aber ich glaube sie vermuteten es bereits. Denn als ich Mrs. Bakugo beim Abwasch half, sagte sie zu mir, ohne vom Geschirr aufzublicken: "Du scheinst einen guten Einfluss auf Katsuki zu haben. Er ist ruhiger, glücklich. Ich bin froh, dass ihr zusammengefunden habt." Sie schenkte mir ein mildes Lächeln, als sie mir einen Teller zum abtrocknen reichte. "Und sag mir bescheid, wenn er sich irgendwann mal daneben benimmt, dann kriegt er eine ordentliche Abreibung." Ich lachte über die Erinnerung, als sich neben mir jemand räusperte. Verstohlen öffnete ich meine Augen und sah verlegen zu Aizawa-sensei hoch. "Todoroki hat gerade keinen Partner", sagte er mit hochgezogener Augenbraue. In wenigen Sekunden war ich aufgesprungen und quer durch die Halle meinem nächsten Debakel entgegengerannt.


Nachdem wir uns geduscht und umgezogen hatten machten wir uns auf den Weg ins Klassenzimmer. Wir hatten gerade bei PresentMic eine Einheit zur Zusammenarbeit mit dem öffentlichen Dienst. Bevor wir allerdings den Raum betreten konnten, blieb ich wie angewurzelt stehen und meine Augen wurden riesig. Der Mann vor der Tür wandte sich mit einem warmen Lächeln zu uns. "Ihr seit die Schüler von 2A nicht war? Ich habe euren Raum gesucht und war mir nicht sich- Oh, Kaminari?" Seine Augen funkelten. Er wirkte wirklich erfreut mich zu sehen. "Es ist eine Weile her, nicht wahr?" Er lächelte freundlich. Seine Uniform spannte um den Bauch etwas mehr als früher und seine Haare waren an den Ansätzen leicht grau meliert, er hatte bestimmt auch ein paar mehr Falten, aber für mich schien er förmlich zu strahlen. Noch mehr als Allmight oder sonst irgendwer. Er war mein persönlicher Held.





Sicher bei dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt