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Es war ein friedlicher Morgen. Schweigend saßen wir am Esstisch und blickten hinaus in die kalte Welt, die uns vor dem Fenster erwartete. Es hatte geschneit, der Boden war von einer dicken, weißen Decke zugedeckt worden. Nur die Schritte eines Vogels hatten sich abgedruckt. Ich wendete den Blick ab und starrte auf den Dampf, der sich über meiner Tasse kräuselte und sich schließlich im Zimmer verlor. Ein stürmischer Kopf mit ruhigem Herz. Nicht einmal Alon wagte es, einen Witz zu reißen. Melody und Mark saßen eng aneinander gedrängt, die Blicke voller eigenen Gedanken in die Ferne gerichtet. Das plötzliche Bedürfnis nach meinem eigenen Gefährten überkam mich und versetzte einen Stich in mein Herz. Ich konnte spüren, wie etwas Nasses, Heißes in mein Augen trat, doch ich blinzelte es weg und schluckte den Klos, der sich in meinem Hals gebildet hatte, herunter. Noch nie hatte ich mich weniger vorbereitet gefühlt als heute. Warum ausgerechnet heute?

Es half nichts, sich zu grämen, die Uhr tickte unaufhaltsam weiter. "Was machen wir, nachdem wir das Ganze hoffentlich überlebt haben?", brach Mark schließlich die Stille, mit ruhigem Blick sah er in die Runde, sein halb aufgegessenes Toast auf den Teller gelegt. Melody ahmte ihn nach und legte ihr Toast ebenfalls ab, ehe sie uns in die Augen schaute. "Den verrückten Onkel erledigen. Vielleicht lässt uns dann das Zentrum der Macht in Ruhe und Melody kann endlich in die Schule gehen.", antwortete Alon trocken. Ich regte mich nicht. Mark seufzte.

Der Vormittag zog sich in die Länge wie es Kaugummi tat, doch tickte die Uhr stetig. Ich hatte mich mit Alon auf das Sofa gesetzt und wechselten auf dem Fernseher von Kanal zu Kanal, auf meisten war sowieso nur das zu sehen, was wir schon längst wussten. Anstehender Krieg. Wie wird der Krieg die Menschheit betreffen? Wird der Krieg die Menschheit betreffen? Präsident XY spricht seine tiefste Empörtest aus und fordert, dass Waffen sofort fallen. Irgendwann rollten wir beide die Augen. "Wow, mit ein paar Worten hat dieser Wichtigtuer weltlichen Frieden ausgelöst. Sollte er öfters tun.", bemerkte Alon und ich musste schmunzeln. "Manche Dinge kann man anscheinend ohne Waffen nicht austragen, vielleicht bilden wir Werwölfe uns das aber auch nur ein.", fügte ich hinzu und erntete ein verständnisloses Kopfschütteln. "Ich bin überzeugt, dass meine Kekse effektiver sind." Mir entfloh ein Schnauben. "Du hast dir zu viele Selbstliebe Apps runtergeladen. Ist dir das ich-bin-perfekt Mantra jeden Morgen zu Kopfe gestiegen?", rügte ich ihn. "Oha. Ich habe fast schon Level acht erreicht und jedes Mal musst du meine harte Arbeit zerbröckeln lassen.", erwiderte Alon mit einem gespielten Schmollen und ich musste grinsen. "Ich passe nur auf dein Ego auf. Außerdem, wer hat schon Zeit, für die ganze Welt Kekse zu backen?" "Fein, lass uns nicht streiten. Du hast Glück, mich zu haben, dann kann ich zumindest dir inneren Frieden schenken."

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt