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Was hatte ich mir nur gedacht? Was hatte er sich nur gedacht? Mein Herz zog sich zusammen, als ich laute Stimmen durch den Vorhang vernahm, die ziemlich hitzig etwas zu diskutieren schienen und schließlich eine Tür zugeschlagen wurde. Ich hätte niemals hier herkommen sollen, gar zum Ball, denn lieber hatte ich gar keinen Gefährten als einer, der keine Rücksicht auf die eigenen Gefühle nahm und nur selbstsüchtig handelte. Und eine vor Eifersucht verrückten Furie an seiner Seite. Was hatte sich die Mondgöttin nur gedacht?

Mit einer Hand strich ich durch das Wasser, noch immer war es warm und weich. Eine dünne Schicht an Schaum, der nach Rosen roch, bedeckte es. Als ich die Augen schloss, konnte ich mich in einem Rosengarten sehen. Rosafarbene Rosen, frisch und zart. Wassertropfen glitzerten wie tausende Diamanten, als hätte man den Sternenhimmel auf die zarten Blaätter gesetzt. Irgendwo plätscherte es leise.

Die Zeit verstrich. Als meine Haut ganz schrumpelig war, stieg ich aus dem Wasser und griff nach einem der dicken, großen Handtüchern, um es um mich zu wickeln. Es war schwer, zu atmen. Mein Hals fühlte sich wund an. Als ich mich im Spiegel sah, erschrak ich, mein Hals war ganz rot und von violetten Flecken geziert. Schnell wandte ich den Blick ab, während mir ein eiskalter Schauer den Rücken hinabjagte, es sah schrecklich aus. Wenn meine Eltern das sehen würden, wären wir schon ans andere Ende der Welt gezogen. Vielleicht war das auch besser.

Mit schweren Augenlidern zog ich die kurze Sporthose an, die an mir bis zur Hälfte meiner Oberschenkel reichte, dann den Pulli, der knapp darüber endete. Sein Duft hüllte mich ein und verstohlen vergrub ich meine Nase im weichen Stoff. Seit wann war ich so ergeben geworden? Noch dazu einem schrecklichen, herzlosen Schnösel? Jede einzelne Zelle in mir schrie, zu ihm zu laufen und mich trösten zu lassen, doch ich kämpfte mit aller Kraft gegen das Verlangen an. Er war ein böser Werwolf. Wie hatte er nur dies zulassen können, wenn ich ihm vertraut hatte?

Ich würdigte ihn keines Blickes, als ich durch die Vorhänge schlüpfte, obwohl ich den seinen auf mir spürte. Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Wahnsinn, ich wollte einfach nur noch nach Hause. Mit zitternden Händen schob ich die Kapuze über mein dunkles, nasses Haar, welches den Pulli unangenehm an meinem Rücken kleben ließ. Mit großen, überraschend entschlossenen Schritten eilte ich auf die Tür zu, die zum Balkon führte, ich wollte aus diesem Irrenhaus raus. Vielleicht war es kindisch, es an ihm rauszulassen, doch für heute hatte ich genug. Außerdem hatte er sich ebenfalls nicht gerade korrekt verhalten, weshalb hatte er es zugelassen, dass Kara mich fast erwürgte, nachdem ich weiß Gott wie lange auf einem verdammten Balkon gehockt hatte? Tränen schossen in meine brennenden Augen und ich blinzelte heftig, als meine Sicht verschwamm.

Als ich die Hand auf die Klinke legte, hörte ich energische Schritte. Weshalb gehst du jetzt schon?", fragte der Sohn des Mächtigsten und ich schluckte schwer durch meine wie zusammengeschnürte Kehle, mein Hals stand in Flammen. Weshalb wohl?", wisperte ich mit erstickter Stimme und machte die Tür auf. Ein Schwall an Schneeflocken fegten in mein Gesicht und rissen die Kapuze vom Haar, doch ich schritt ohne mit der Wimper zu zucken hinaus. Kälte betäubte mich augenblicklich und sofort entspannte ich mich ein bisschen. Zu meinen Füßen hatte sich eine Schneeschicht gebildet, die mir bis zu den Knöcheln reichte, und ich ließ meinen Atme zitternd aus der Lunge entweichen. Jede einzelne Zelle verlangte, dass ich mich wieder umdrehte. Ich biss die Zähne zusammen. Für heute hatte ich genug, genug von seinem unmöglichen Verhalten, genug von seinen blöden Launen, genug von meiner eigenen Verwirrung. Eine Dosis an Schlaf würde mir gut tun, zuhause erwartete mich mein warmes, weiches Bett. Und dieses würde mir immer treu bleiben.

ᴡᴇɴɴ ᴅɪʀ ᴅɪᴇss ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ɢᴇғᴀʟʟᴇɴ ʜᴀᴛ, ʟᴀss ᴅᴏᴄʜ ᴇɪɴ ᴠᴏᴛᴇ ᴅᴀ! :

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt