Cascabel

2 0 0
                                    

Auf einmal wurde es warm.
Die Kälte verschwand.
Der Schnee war geschmolzen.
Die Eiszapfen fielen von den Bäumen.
Die Seen tauten auf.
Die Vögel und Fische kehrten zurück.
Die Tiere wachten aus dem Winterschlaf auf.
Die Sonne schien.
Der Frühling war endlich zurück und mit ihm die fröhliche Natur.

Ich saß auf einer hölzernen Bank und bewunderte dieses Schauspiel. Der Tag war sonnig und frisch. Eine sanfte Brise wehte durch mein Haar, doch ich hatte nicht das Gefühl, zu frieren. Im Gegenteil: es war angenehm warm.

Mit einem Ruck entschied ich mich, die Bank zu verlassen und ein wenig durch den Wald zu spazieren. Nach einiger Zeit hatte ich ganz vergessen, wo ich eigentlich war. Ich folgte dem Pfad und gelangte auf eine Lichtung. Sie hatte etwas Magisches an sich. Ich setzte mich auf einen umgestürzten Baumstamm und dachte nach, wie ich den Weg zurückfinden sollte. Plötzlich stupste mich etwas am Rücken. Ich erschrak und drehte mich um. Es war ein wunderschöner graubrauner Hirsch, der mich mit seinen tiefschwarzen Augen freundlich anstarrte. Während der Hirsch immer näher auf mich zukam, ertönten Glöckchen. Der Hirsch nickte mir zu, als wollte er, dass ich auf seinen Rücken steige. Nachdem ich noch einmal nachgedacht hatte, erfüllte ich seinen Wunsch und stieg vorsichtig auf. Schon sprang er majestätisch in die Lüfte. Ich bekam Angst, doch er beruhigte sich wieder. Scheinbar wollte er nur kurz seine majestätische Seite demonstrieren. Dann lief er los. Er war sehr schnell unterwegs. Ich genoss den Ritt, bis er vor meiner Haustür stehen blieb und mich vorsichtig runterließ. Zum Dank streichelte ich sanft seine Nase. Ich verabschiedete mich von ihm und hoffte, dass ich ihn wiedersehen würde. Er bekam von mir den Namen Cascabel (=Glöckchen).

ENDE

One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt