Ein Weihnachtswunder

6 1 2
                                    

Der Schnee, der die beleuchteten Dächer der kleinen Holzhütten bedeckte, die Lichter, der rosa blaue Himmel, der Geruch von Zimt, Tannen, Punsch und verbrannten Keksen, ich liebte Weihnachtsmärkte.

Die ganze Atmosphäre machte mich einfach glücklich, obwohl ich eigentlich momentan gar nicht glücklich war, da ich in meine beste Freundin Sky verliebt war, die das nicht wusste und in einer Beziehung war, die sie unglücklich machte, mit einem Typen, den sie nicht liebte, was sie aber nicht wahrhaben wollte. Das Ganze setzte mir schon seit mehreren Monaten zu, genauer gesagt seit 11.

Ich konnte Sky kaum noch in die Augen schauen, weil ich Angst hatte, was passiert, wenn sie es erfahren würde.

Es war der 7. Dezember, Sky und ich hatten uns vorgenommen, jedes Wochenende im Advent einen Weihnachtsmarkt in unserer Nähe zu besuchen. Heute waren wir in New York. Sky ließ wie immer auf sich warten, ich stand bereits am Eingang und wurde von Passanten mit seltsamen Blicken durchbohrt.

„Da bist du ja endlich! Die Leute gucken mich schon komisch an, weil ich hier so doof rumstehe..." „Tut mir leid, ich war bei Lucas, und nachher muss ich auch wieder dorthin.", erwiderte Sky hastig. Unsere Freundschaft hatte sich seit sie mit ihm zusammen war gewaltig verändert und vor ein paar Wochen wurde es nochmal schlimmer. Sie hatte kaum noch Zeit für mich und das, obwohl ich wusste, dass ihr die Zeit mit ihrem Freund nichts bedeutete.

Während wir über den quietschenden Schnee schlenderten, nahm ich erneut meinen Mut zusammen und fragte sie erneut: „Warum bist du eigentlich noch mit ihm zusammen? Du willst das doch gar nicht..." Dabei ging es mir nicht darum, dass sie sich trennt, um mit mir zusammen zu sein, sondern, dass sie endlich wieder glücklich wäre.

„Wie oft willst du mich das denn noch fragen?", entgegnete sie genervt. „Bis du mir mal darauf antwortest...", murmelte ich und schaute auf ihr Gesicht, dass sich zum Nachdenken verzog. „Ach Quinn, ich finde doch sonst keinen!", gab sie schließlich zu. „Hä? Du bist mit ihm zusammen, weil du sonst keinen findest?", fragte ich verwirrt. „Ja, keine Ahnung. Ich bin nicht der Typ Frau, den sich die meisten Männer wünschen. Ich bin anstrengend, launisch, langweilig und körperlich auch nicht besonders ansprechend." Sie so von sich sprechen zu hören, brach mir das Herz. „Bist du bescheuert? Jeder wäre gerne mit dir zusammen! Du bist vielleicht nicht perfekt, aber das ist niemand! Und Typen, die nur aufs Äußere achten, sind sowieso die Falschen! Außerdem, klar bist du körperlich ansprechend.", platzte ich heraus und bereute meine Worte sofort. „Was?", fragte sie verblüfft.

„Naja, ist ja auch egal, ich will nur nicht, dass du so über dich redest. Und du findest hundertprozentig jemanden, der dich liebt und bei dem du dich wohlfühlst.", entgegnete ich und hoffte auf keine weiteren Fragen. „Hm... Vielleicht hast du Recht. Ich halt es echt nicht mehr aus mit ihm.", überlegte sie. Und wir liefen zu einem Häuschen, an dem wir einen Lebkuchen verputzten und einen Apfelpunsch schlürften.

Als wir nach etwa zwei Stunden den ganzen Markt gesehen hatten, wollte ich mich verabschieden, doch Sky fragte: „Hast du nicht Lust, dort hinten zu der berühmten Eisbahn zu gehen und ein wenig zu laufen? Ich will nicht zu Lucas." „Klar, warum nicht? Aber ich bin nicht so begabt im Eislaufen.", entgegnete ich.

Kurze Zeit später standen wir mit ausgeliehenen Schlittschuhen auf der Eisbahn und ich hielt mich am Geländer fest. Sky demonstrierte ihre Kunststücke, sodass plötzlich alle Leute auf der Bahn um sie herumstanden und sie bewunderten. Sie hatte lange Zeit Eiskunstlauf als Sport getrieben, doch als ihr Studium anfing, hatte sie keine Zeit mehr, und tat es nur noch selten, meistens im Winter.

Als sie fertig war kam sie auf mich zu, „Komm schon", bat sie und reichte mir ihre Hand. Ich nahm sie jedoch nicht entgegen und löste mich vom Geländer, schon saß ich mit dem Hintern auf dem Eis. Sie half mir hoch und reichte mir erneut die Hand. Mutwillig nahm ich sie nun doch an und wir liefen Hand in Hand über die Eisbahn. Es war irgendwie ein Gefühl von Magie in der Luft. Zum Schluss drehte sie sich und kam mir dann ungewöhnlich nah. Unsere Augen waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich war wie hypnotisiert. „Hey Quinn, alles ok?", holte sie mich zurück in die Realität. „Was?" „Ich hab dreimal gefragt, ob alles ok ist." „Oh...äh... mir ist etwas schwindlig...", murmelte ich, was keine Unwahrheit war, jedoch auch nicht ganz die Wahrheit.

One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt