Mein Wunder

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Ich trete in die Pedale, um so schnell, wie möglich die Schule hinter mir zu lassen. Warum nur? Warum? Warum will er nichts von mir wissen?

Kurz vor der Haustür trockne ich meine Tränen. Dann schließe ich auf. Mein Herz schlägt, ich bin sehr nervös, denn ich will meiner Mutter nicht erklären müssen, was passiert ist. "Hallo Emma. Wie war die Schule?", fragt meine Mutter und guckt durch den Türrahmen der Küche in den Flur, in dem ich gerade meine Schuhe ausziehe. "Hallo Mama. Ja, war gut.", versuche ich die Konversation schnell zu beenden um auf mein Zimmer zu gehen, und meine Trainingssachen zu suchen.

Wenig später habe ich alle Sachen gefunden und gehe in die Küche, um mir mein Mittagessen zuzubereiten. „Tschüss mein Schatz", verabschiedet sich meine Mutter, die nun wieder zur Arbeit muss. „Tschüss Mama.", sage ich und umarme sie.
Ich mache mir einen Salat mit Kichererbsen.

Nachdem ich mich für mein Training fertig gemacht hatte, ging ich los. Heute eine Stunde früher, da ich in der Stadt noch etwas erledigen wollte.

Auf dem Weg telefonierte ich
mit meiner beste Freundin Anna, um ihr von dem Vorfall zu erzählen.

„[...] und dann hat er einfach gesagt, dass es ihm egal ist! Stell dir das nur mal vor! Ich sage, dass ich mich freue, mit ihm das Partnerprojekt in Biologie zu machen und er sagt 'ok'! Ich meine, ich bin doch nicht so schlimm, oder?"

„Emma, der Typ weiß nicht, wie toll du bist! Du hast was Besseres verdient!" "Aber ich liebe nur ihn!" „Glaub mir, der Richtige kommt, wenn du am wenigsten damit rechnest..." „Ich hoffe, du hast recht, ich will ja nicht für immer..." Ich bemerke, dass ich in jemanden reingelaufen bin, mein Gesicht läuft rot an und ich beginne zu stottern. „A..nn..a... A-a...Anna... da...ist...ein...Mensch..."„Hä?", fragt meine Freundin verwirrt. Ich wage einen Blick nach oben und blickte in ein hübsches Gesicht mit wunderschönen blauen Augen, das mich anlächelt. „Ich...habe...fast...einen...gutaussehenden Typen umgerannt...", erkläre ich ins Telefon. „Danke", entgegnet der hübsche Junge grinsend.

Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll und beginne auf Griechisch zu reden. Anna und ich haben zusammen griechisch bei ihrer Oma gelernt, um uns in Situationen wie dieser geheim zu verständigen.

Ich frage (übersetzt): „Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch nicht einfach gehen, aber ich weiß auch nicht, was ich sagen soll..." Der Junge schaut mich grinsend an. „Hey du, ich kann griechisch.", sagt er und zwinkert mir zu. „Oh scheiße!", sagt Anna. „Und jetzt?" „Ich schaff das", „Danke", entgegne ich und lege auf.

Ich blicke wieder nach oben und lächle den hübschen Jungen verlegen an. Er ist um einiges größer als ich. „Ich bin Leon, und du?", stellt er sich vor. „Ich bin Emma.", entgegnete ich. „Gehen wir dort zu der Mauer, damit wir nicht noch mehr Leute anrempeln?", schlägt er vor. Ich nicke und folge ihm zu der Mauer. „Hey, weißt du, ich bin ein sehr ehrlicher Mensch, deshalb sage ich dir jetzt die Wahrheit, auch wenn ich dich nicht kenne. Ich habe noch nie ein so hübsches Mädchen wie dich gesehen." Ich bin sehr überrascht und sage: „Danke". Kurz denke ich nach. „Mir geht es mit dir genauso."

Eine Weile sitzen wir schweigend nebeneinander auf der Mauer. „Wie kommt es, dass du griechisch kannst?", fragt Leon plötzlich. „Die Oma meiner besten Freundin ist Griechin und hat es uns beiden beigebracht, sozusagen als Geheimsprache für gewisse Situationen.", erkläre ich. „Ist dann blöd, wenn jemand es versteht, oder?", er lacht. „Es war unerwartet. Warum kannst du griechisch?"

„Die besten Freunde meiner Eltern leben in Griechenland deshalb fahren wir in den Ferien immer dorthin. Das haben sie schon gemacht, bevor ich geboren wurde. Seit ich lebe, bin ich jedes Jahr dort und dadurch habe ich die Sprache gelernt.", erzählt Leon. „Ich muss jetzt leider los, zu meinem Job. Bekomme ich deine Nummer?" Ich bin immernoch überrascht, gebe sie ihm aber, weil ich ihn gerne kennenlernen würde. „Ich rufe dich an. Bis bald.", verabschiedet er sich. „Bis bald"

Kurz danach rufe ich Anna an. „Du glaubst nicht, was passiert ist... Du hattest Recht! Wunder können geschehen!"

ENDE

One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt