Die rote Jacke

2 0 0
                                    

Sie ließ ihren schwarzen Rucksack von ihrer Schulter fallen und setzte sich auf einen freien Platz ohne zweiten Sitz. Davon gab es in diesem Bus nur einen. Sie strich ihre langen dunklen Locken nach hinten und drehte ihren Kopf in Richtung der Fenster. Sie beachtete niemanden. Das war nicht das erste Mal, dass ich sie hier sah. Jeden Tag nach der Schule sehe ich, wie sie in denselben Bus einsteigt, den ich benutze, und eine Station vor mir aussteigt. Jedes Mal erlebe ich, wie abwesend und desinteressiert sie ist. Sie wirkt traurig und einsam, aber es scheint so, als würde sie genau das wollen, denn sie setzt sich immer auf den Einzelplatz. Vielleicht ist sie aber auch nur schüchtern.

Oft habe ich schon darüber nachgedacht, sie mal anzusprechen, doch dafür bin ich selbst zu schüchtern. Ich traue mich auch nicht, den netten Jungen mit den blauen Augen und dem schönen Lächeln anzusprechen. Ich weiß nicht einmal, wie er heißt. Er ist morgens immer in demselben Bus, wie ich. Ich bin viel zu schüchtern. Ich beobachte die Menschen immer nur. Neulich ist mir aufgefallen, dass das dunkelhaarige Mädchen und der Junge mit dem schönen Lächeln die gleiche rote Jacke besitzen. Ich fragte mich, warum das wohl so war. Ob sie zusammen waren? Oder waren sie Geschwister? Vielleicht war es auch Zufall? Ich hatte keine Ahnung, also blieb mir nur das Spekulieren oder das Nachfragen...

Ende

One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt