Teil 12

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Sie tat als würde sie noch immer schlafen, als die Tür zu ihrem Zimmer quietschend geöffnet wurde.
Und sie stellte sich auch dann noch schlafend, als die Matratze unter dem Gewicht von Cailan nachgab und die Decke von ihren Schultern rutschte, als er sich unter diese legte.
Es war ihr zuwider, dass er es tat, doch ihr war auch die Tragweite dessen bewusst, wenn er heute nicht zu ihr gekommen wäre.
Er brauchte die Nähe, denn sonst würde dieses Monster über ihn herrschen und sie hatte gesehen zu was Cailan in der Lage war, wenn er bei klarem Verstand war.
Sie wollte nicht wissen, was er alles anrichten würde, wenn er nicht er selbst war.
Doch das war nicht der einzige Grund, warum sie ihn nicht davon scheuchte.
Da war noch einer tief in ihrem Bewusstsein versunken, der sie dazu veranlasste sich selbst dafür zu verachten.
Danila brauchte seine Nähe ebenso, denn auch sie spürte, dass ihre Seele nach diesem Monster Ausschau hielt und sich wand, weil es Schmerzen zu erleiden schien.
Stärkere Schmerzen, als ihr Herz erlitt nach dem was Heute geschehen war.
Und diese Tatsache beunruhigte sie so sehr, dass sie es lieber leugnete und still ihre Augen geschlossen hielt.

>>Du musst mich hassen<< hörte sie ihn irgendwann flüstern und versuchte nicht zu versteifen, als er eine Haarsträhne von ihr bewegte.
>>Ich kann es dir nicht einmal verübeln, denn auch ich hasse mich für das heutige und noch mehr hasse ich mich dafür, dass ich es dir nur so sagen kann.<<
Sie hörte ihn tief Luft holen und spürte, wie die Matratze weiter nachgab, als er näher an sie rückte und die Decke schließlich über ihre Schultern legte.
>>Meine Nila<< hauchte er sanft und vergrub sein Gesicht in ihrer Halskuhle und sorgte dafür, dass sie nicht mehr so tun konnte, als würde sie schlafen.
Abrupt löste sie sich von ihm und entfernte sich vom Bett.

>>Du bist wach<< stellte er unnötigerweise fest und strich sich durch die zerzausten Haare.
>>Nila<<
Noch immer stand sie vor ihm, die Hände um ihren Körper geschlungen und unschlüssig darüber, was sie tun sollte.
>>Komm wieder ins Bett. Es ist spät und wir können Morgen darüber streiten.<<
>>Morgen darüber streiten<< wiederholte sie.
>>Nur ist das schwierig, denn wenn ich die Augen schließe, sehe ich diese Bilder vor mir und ich höre sie in jedem Winkel dieses Zimmers schreien.
Wenn ich träume, sehe ich mich an ihrer Stelle dort sitzen und wenn ich neben dir liege und du...ich hasse dich dafür Cailan. Ich hasse dich dafür, dass du solche Dinge tun kannst und dennoch darauf zählen kannst, dass ich dich in mein Bett lasse.
Denn aus diesem Grund verachte ich mein Ich.
Ich will nicht...<<
Sie stockte, als sie den Schmerz in seinen Augen sah, doch sie musste die Worte loswerden, denn er hatte ihr auch wehgetan.
Er hatte ihr Mitgefühl nicht verdient und noch weniger ihre Sehnsucht nach ihm.
>>Neben dir zu liegen und zu akzeptieren wer du bist ist, als würde ich einen Fuß durch die Tore der Hölle setzen.
Zuzulassen, was ich tief in mir fühle und meine Seele verlangt ist, als würden sich diese Höllentore hinter mir verschließen und mich verdammen.<<
Cailan schluckte hörbar und stand nun ebenfalls auf.
>>Ich werde die Tore für dich halten Nila. Zwar kann ich dir nicht viel versprechen, doch dieses Versprechen werde ich halten.<<
Er kam noch einige Schritte auf sie zu und hielt inne, als sie ihre Arme fester um ihren Körper schlang.
>>Du weißt nun wer ich bin und ich weiß, dass du dir am liebsten wünschen würdest, ich wäre anders.
Doch die Wahrheit ist Simpel und unüberwindbar.
Meine Hände werden immer in Blut getränkt sein. Nur mit dem Unterschied, dass es nie deines sein wird mein Saphir.<<
>>Nur weil es nicht meines ist, macht es mich nicht weniger wütend Cailan.<<
Nun wirkte sie doch etwas erzürnt und griff grob nach seiner Tunika, ballte ihre Hände dabei zu Fäusten und knüllte das Stück Stoff so weit zusammen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
>>Es wäre meine Entscheidung gewesen, was mit ihr geschehen sollte, denn ihr Vergehen hätte mich getroffen und nicht dich. Du hättest mich fragen müssen, so sehr es dir auch missfallen wäre.<<
>>Was mit dir geschieht, geht mich auch etwas an Danila. Ich habe schon einmal in deinem Namen gehandelt und vor dir Versprochen, dass jeder meinen Zorn zu spüren bekommen wird, wenn er dir versucht wehzutun.<<
Er hatte recht, doch das erste mal war sie durch den Wind und das erste mal wollte sie ihnen selbst weh tun.
Doch Marleen hatte es nie geschafft ihren Zorn zu wecken und deswegen fand sie es ungerecht.
>>Sie hat mir aber nichts getan!<<
>>Sie hätte aber verdammt. Du würdest jetzt vor Schmerzen leidend hier in diesem Bett liegen, wäre ich nicht an diesem Abend an deinem Zimmer vorbeigekommen. Du wärst an ihrer Stelle Danila und diese Wahrheit werde ich nicht unbestraft stehen lassen. Auch wenn du vergeben kannst, erwarte es nicht von mir.
Vor allem nicht dann, wenn man meine Autorität dadurch infrage stellen kann.
Ich kann solche vergehen nicht dulden. Niemals.<<
>>Dann leb mit meinem Zorn auf dich Cailan.<< stieß sie aus und fragte sich selbst, woher sie diesen Mut hatte ihm zu trotzen.
Doch gleich darauf bereute sie es, als er seine Hände um ihre Fäuste schloss und sie so daran hinderte, sich von ihm zu entfernen.
>>Sei zornig meine Nila. So viel du willst. Aber hier ist der Beweis, dass ich auch einmal nachgebe.
Dich dazu zu zwingen zuzusehen, war falsch und impulsiv und ... Es tut mir Leid.<<

Der Knoten in ihr schien sich bei diesen Worten etwas zu lösen, denn das hier hatte sie mehr verletzt, als ihr bewusst war.
Sie hatte sich bei ihm sicher gefühlt und darauf vertraut, dass er sie behüten würde, weshalb sie dieser Schlag sehr getroffen hatte.
Dass er sie gezwungen hatte zuzusehen und die Sehnsucht in ihr geweckt hatte vor ihm zu fliehen, obwohl ihre Seele nach ihm lechzte.
Ja.
Das war es, was den Damn in ihr zum brechen brachte.
Augenblicklich zog er sie an seine Brust und dämmte die Schluchzer, während er sie fest in seinen Armen hielt und sie sanft auf ihre Schläfe küsste.
>>Es tut mir so unglaublich Leid<< wiederholte er immer wieder an ihren Haarschopf und wartete geduldig, bis sie bereit war sich von ihm zu lösen.
>>Komm lass uns schlafen<< hauchte er sanft und zog sie zu sich an seine Brust.
Sie atmete seinen herben Duft ein und erwischte sich dabei sich vorzustellen, dass dieser Cailan der Echte war und alles grausame an ihm nur ein Traum war.
Ein böser Traum, den sie versuchte zu vergessen.
So schmiegte sie sich an ihn und fiel irgendwann in einen traumlosen schlaf.
>>Hass mich so viel du willst. Solange du bei mir bist, werde ich es ertragen.<< hallten die letzten Worte von Cailan durch ihren Verstand.

The Villian's Love - Du gehörst MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt