Teil 33

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Ihr Atem ging abgehackt, ihre Hände waren vom kalten schweiß benetzt und ihre Sicht verschwommen.
Sie sank auf die Knie, unfähig sich auf den Beinen zu halten und das Rauschen. Das Rauschen in ihren Ohren war so stark, dass sie Cailan nicht hörte, der mit besorgtem Gesichtsausdruck auf sie einredete.
Doch nichts davon hatte eine Bedeutung.
Nichts.
Einzig allein die Leiche vor ihren Füßen hatte ihre Aufmerksamkeit.
Ascians Leiche.
Sie hörte in der ferne, wie die Kampfgeräusche verstummten und Cailans Hand sie zu sich zog. Sie wehrte sich nicht, als er sie an sich drückte und auch nicht dann, als er sie hin und herwiegte, während schmerzerfüllte Laute ihre Lippen verließen.
>>Es wird alles gut.<< hörte sie Cailans sanfte Stimme.
Das würde es nicht, aber sie widersprach ihm nicht.
Sie achtete auch nicht auf Lee, der sich zu ihnen beugte, oder die Toten Männer, dessen Blut den Waldboden tränkten.
Sie achtete nur auf die Leiche des Mannes, der ihr Güte gezeigt hatte. Des Mannes, der bereit war ihr eine Welt zu zeigen, die sie sich schon immer gewünscht hatte.

>>Ich habe ihn getötet.<< flüsterte sie, bevor sie endlich den Dolch in ihrer Hand los ließ.
>>Du musstest Nila.<< versuchte Cailan sie aus dem Abgrund zu holen, doch Danila schüttelte nur mit dem Kopf.
>>Ich musste es nicht, aber ich habe es getan.<<
Ihr Körper erzitterte, während schmerzerfüllte Laute ihre Lippen verließen.
>>Tu etwas. Bitte. Mach das es aufhört Cailan.<< schluchzte sie und krallte sich an ihm fest.
>>Bitte, egal was. Mach das es aufhört.<< bettelte sie und war mit einem mal erleichtert, als er nickte und zu Lee sah.
Lee schnitt sich in die Hand und streckte sie aus, woraufhin Cailan einige Tropfen seines Blutes mit seiner Hand auffing.
>>Dimiserunt eam requiem<< flüsterte er und strich ihr mit dem Blut quer über ihre Stirn.
Mit einem mal löste sich das Ziehen in ihrer Brust.
Kälte kroch durch ihre Glieder und erreichte schließlich ihr geschundenes Herz.
>>Es wird nicht lange anhalten. Aber es wird dir helfen, bis wir zurück sind.<<
Sie sagte nichts und blieb einfach nur sitzen, dankbar dafür, dass sie nichts mehr fühlte.
Keine Schuld, keinen Schmerz, keine Trauer. Nicht einmal Liebe für den Mann vor sich. Es war ein klaffendes Loch in ihr, dass sich bis in ihren Kopf ausbreitete und fast vergessen lies wo sie sich befand und was sie getan hatte.
Wie ein Traum, aus dem sie jederzeit erwachen würde.
>>Ich will nach Hause.<< hörte sie ihre raue, stumpfe Stimme.
Cailan griff nach ihrer Hand, zog sie fort von der Leiche, geradewegs auf eines der Pferde zu.
Selbst die Leichen auf dem Boden lösten nichts in ihr aus. Nicht einmal die Tatsache, dass Lee eines der Männer auf dem Boden die Kehle aufschlitzte, weil dieser noch am Leben war.
Ihr war es egal, denn alles was sie fühlte war die Leere in ihrem ganzen Wesen

~~~

Cailan hatte versucht zu Danila durchzudringen, doch sie lies es nicht zu. Seit zwei Wochen verschanzte sie sich in ihrem Bett und weigerte sich etwas richtiges zu Essen oder in den Garten zu gehen.
Sie wollte nicht einmal seine Nähe und langsam wurde er Irre. Er konnte es nicht weiter mit ansehen, wie sie sich selbst bestrafte, obwohl sie ihn nur beschützt hatte. Es war nötig gewesen und verdammt er war dankbar, dass sie es getan hatte.
Denn in diesem Augenblick hatte er gedacht sie würde es zulassen und er hatte sie dennoch vergöttert und er hat es verstanden. Er hatte sie verstanden.
Sie nun so zusehen, machte alle Freude in ihm zunichte, denn auch wenn er den Tod des Prinzen feierte wusste er, dass es für sie grausam sein musste.

Mit dem Tablett in der Hand trat er endlich ins Zimmer und ging auf das Bett zu. Danila lag darin und obwohl sie wach war, drehte sie sich nicht zu ihm um.
>>Nila.<< durchbrach Cailan die Stille und legte das Tablett auf das Bett.
>>Du musst endlich was richtiges zu dir nehmen. Bitte.<<
>>Ich möchte nicht.<< hörte er sie stumpf sagen, aber statt wieder zu gehen, umrundete er das Bett und zog die Decke von ihrer Schulter.
>>Tut mir Leid kleines, aber ich sehe nicht dabei zu wie du hungerst und dich innerlich zerfrisst. Steh auf.<< befahl er, woraufhin sie einfach wieder nach der Decke griff.
>>Nein.<<
Das wars mit seiner Selbstbeherrschung.
Er zog die Decke wieder von ihrer Schulter und griff nach ihrem Arm. Sie strampelte, doch er hob sie einfach hoch, ging ins Badezimmer und setzte sie in die Wanne.
>>Lass mich in Ruhe.<< bettelte sie, aber er ignorierte ihre Proteste.
>>Ich habe mir das lange genug angesehen Nila. Das wars.<<
Er drehte den Wasserhahn auf und hielt sie fest, während das warme Wasser ihr Nachtkleid durchnässte und herumspritzte, als sie um sich trat.
>>Cailan!<< stieß sie bettelnd aus, aber jeder Protest ihrerseits war sinnlos. Auch sie schien das zu merken.
>>Zwei Wochen Nila. Zwei Wochen habe ich das mitgemacht.<<
Sie schnaubte.
>>Was hast du mitgemacht? Den Schmerz? Die Schuld? Du fühlst doch nichts, wenn du deine Opfer tötest. Dir ist es ja sogar egal, dass Markus wegen mir gestorben ist!<< keifte sie ihn an, woraufhin er nur missbilligend den Kopf schüttelte.
>>Ich fühle Schmerz, wenn ich dich so sehe. Ja, alle anderen sind mir egal. Soll doch die Hölle zufrieren und der Himmel brennen. Aber du verdammt nochmal. Du bist mir nicht egal Nila und deswegen wirst du dich jetzt zusammenreißen. Du wirst dich verlieren, wenn du so weiter machst.<< knurrte er, woraufhin sie mit den Schultern zuckte.
>>Nila.<< versuchte er es nun sanfter. >>Bitte, komm zurück zu mir.<<
>>Bitte.<< brach er ab. >>Bitte Nila. Teile deinen Schmerz mit mir. Lass es raus, aber bitte komm am Ende zurück zu mir, denn ich kann das nicht ohne dich. Lieber sterbe ich.<< offenbarte Cailan sich und ja so war es.
Cailan würde die Welt niederbrennen und dann würde er sich selbst ein Dolch durch sein Herz rammen, wenn sie nicht mehr da wäre.
Lieber würde er sterben, als in einer Welt zu sein, in der sie nicht mehr existierte und wenn sie so weitermachte, dann würde ihn immer wieder die Sorge begleiten, dass sie sich selbst weh tat. Ja das war es. Er hatte Angst, dass sie ihr Leben beendete und ihn zurück ließ.
>>Es tut weh. Jede Sekunde meines Daseins tut es weh Cailan. Ich frage mich jeden Tag warum ich es verdienen sollte zu Leben, wenn ich ihm diese Möglichkeit genommen habe?<< fragte sie mit brüchiger Stimme.
>>Cailan. Ich habe ihn umgebracht, sein Blut klebt an meinen Händen und das für immer. Sag wie soll ich damit umgehen, wie kann ich mit diesem Wissen leben Cailan? Sag mir wie?<<

The Villian's Love - Du gehörst MirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt