Er sah Danila dabei zu, wie sie ehrfürchtig über die vielen Lagen Stoff strich, die ausgebreitet auf ihrem Bett lagen.
Cailan hatte ihr angesehen, dass sie sich unwohl in den dunklen Kleidern fühlte, weshalb er nun dafür gesorgt hatte Stoffe besorgen zu lassen, die heller strahlten als die Sonne und rosiger waren als die Blumen, die sie kannte.
>>Such dir alle Stoffe aus, die dir gefallen.<< kommentierte er den grübelnden Ausdruck auf ihrem Gesicht, welches sich plötzlich erhellte, als sie nach einem so hellen Blau griff, dass sich Cailan unwillkürlich wünschte sie darin zu sehen.Nach und nach sortierte sie die Stoffe auf zwei Haufen und lächelte schließlich, als sie fertig war.
>>Die hier sind schön<< hauchte sie ehrfürchtig, doch Cailan war nicht zufrieden.
>>Nur drei Stoffe?<< fragte er verwirrt, woraufhin sie mit den Schultern zuckte.
>>Ich möchte nicht, dass man sich solche Umstände macht. Mir reichen diese hier.<< antwortete sie und strich nochmals über das Blaue.
>>Gut. Dann suche ich noch eines aus.<<
Ohne ihr Zeit zu geben zu protestieren, griff er nach einem so tiefen rot, dass es jede andere Farbe in den Schatten stellte.
Reines Seide verteilte sich auf seiner Hand und floss in einer geschmeidigen Bewegung auf das Bett, als er es darauf drapierte.
Auch Danila kam nicht umhin es zu berühren, so vorsichtig, als könnte sie es beschädigen.
>>Danke<< flüsterte sie und lächelte ihn sanftmütig an.Sie war zu gut. So gut, dass seine Dunkelheit nach ihr lechzte, um sein innerstes in ein Gleichgewicht zu bringen.
Vielleicht war das der Grund, warum sie sich förmlich anzogen.
Sie suchte nach dem Schatten, während er nach dem Licht Ausschau hielt.
Denn das eine konnte nicht ohne das andere Überleben.
Er konnte nicht ohne sie überleben und Cailan war sich fast sicher, dass es ihr genauso erging.
Andernfalls hätte sie ein Monster wie ihn niemals angelächelt, ihm niemals gedankt oder vergeben.
Denn andernfalls müsste er sie hinter Gitterstäben festhalten, weil sie niemals freiwillig bleiben würde.>>Nila<< hauchte er seinen persönlichen Namen für sie aus. Nila, dessen Bedeutung ihn im Angesichts ihres Schicksals verwunderte.
Nila bedeutete das Blau in ihren Augen und Nila war sein Sinn des Lebens.
>>So nannte mich meine Mutter. Es ist schön ihn zu hören und gleichzeitig schmerzt es.<< beichtete sie und ließ schließlich von dem roten Stoff ab, um Cailan anzusehen.
Langsam lief er auf sie zu und war verwundert, als sie zuerst ihre Hand nach ihm ausstreckte.
>>Würdest du mich etwas herumführen Cailan?<<
>>Bitte?<< setzte sie an.
Sein Herz ging auf und ohne zu Zögern nickte er strahlend.
>>Immer meine Nila. Immer.<<~~~
>>Wie war sie so?<<
>>Deine Mutter meine ich<< setzte Cailan an, woraufhin Danila in Erinnerung schwelgend auf die Pflanzen im Wintergarten sah.
Er hatte ihr jeden Winkel der Burg gezeigt, die nicht viel bot.
Doch die Bibliothek hatte ihr den Atem geraubt und es hatte nicht lange gedauert, da hatte sie auch schon das erste Buch geschnappt und ihm eines gereicht, dass sie schon gelesen hatte.
Nun saß sie hier und las gemeinsam mit ihm, doch Cailan war nie so begeistert von Büchern gewesen wie Danila.
Er würde das Buch ihr zuliebe lesen, vor allem aus dem Grund, um mit ihr darüber zu reden, doch gerade wollte er mehr über sie erfahren, als über die vielen Zeilen in seiner Hand.
>>Sie war aufgeweckt und unglaublich witzig. Vater hat sie dadurch immer in den Wahnsinn getrieben und mir hatte sie damit eine Freundin geschenkt. Unser Verhältnis war mehr wie die von Geschwistern oder Freunden.
Ich konnte ihr alles erzählen und sie hatte mich nie verurteilt.
Getadelt ja, doch niemals hatte sie mir das Gefühl gegeben ich wäre keine gute Tochter.
Meine Mutter war eine Naturgewalt Cailan und manchmal hatte ich mich gefragt, wie ein Mensch so viel Lebensfreude in sich tragen konnte.<<
Cailan griff nach Danilas Hand, streichelte darüber und hörte ihr zu, mit ihr trauernd über einen Menschen, den er nicht kannte.
>>Sie hatte die Blutkrankheit. Niemand weiß, wie es dazu gekommen ist, doch eines Tages wurde sie immer blasser, schwacher und fiel um.
Sie wachte nie mehr auf.
Nicht einmal dann, als wir in den letzten Stunden ihre Hand hielten und eine höhere Macht anbettelten.
Nicht einmal dann, als mein Vater vor lauter Frust unsere Stühle zertrümmerte und nicht einmal dann, als ich versprach ihre Stelle einzunehmen, wenn es bedeutet hätte ihre Lebensfreude weiterhin auf diese Welt loszulassen.<< flüsterte sie und wischte sich mit dem Handrücken über ihre Augen, ehe sie lächelnd geradeaus schaute.
>>Sie war der beste Mensch, den ich kannte.<<
Unwillkürlich zog Cailan Danila in eine Umarmung und bettete ihren Kopf an seine Brust, woraufhin sie sich an seiner schwarzen Tunika festkrallte.>>Was ist mit deinen Eltern?<< hörte er ihre gedämpfte Stimme und spürte wie sie an einem Faden an seiner Tunika zupfte.
Kurz überlegte er, ob er ehrlich sein sollte und entschließ sich dazu es zu sein, denn auch sie war ehrlich zu ihm.
>>Mein Vater war ein einfacher Mann und der Liebe meiner Mutter verfallen. Er war gütig und gab sich selbst auf, als er sich in sie verliebte. Aus irgendeinem Grund akzeptierte er die Tyrannei meiner Mutter und sie war alles, aber keine Mutter, die sich ein Kind wünschen würde.
Ich wuchs im Grunde alleine auf und war sogar erleichtert, als sie und Vater auf einer unbedeutenden Reise starben.
Sie hasste mich für die Prophezeiung über mein Leben und kämpfte krampfhaft für weitere Erben.
Denn ein Wahnsinniger könnte niemals über andere Herrschen, ohne irgendwann sein Ende zu finden.<<
>>Es wundert mich nicht, dass du so bist wie du bist, wenn sie so waren.<< kommentierte sie, doch Cailan schüttelte still den Kopf.
>>Ich bin so, weil ich so sein will Nila. Ich bin so, weil ich meinen Prinzipien folge. Aber es ist niedlich, dass du versuchst einen Schuldigen für meine Persönlichkeit zu finden.<< neckte er sie, woraufhin sie sich von ihm löste und wieder nach ihrem Buch griff.
>>Manchmal sind Dämonen in uns Cailan, die uns beeinflussen ohne, dass wir es tatsächlich bemerken.
Ein Teil unserer Persönlichkeit ist Ursache der Menschen in unserem Umfeld und auch du bist davon nicht befreit.<< erwiderte sie und schlug die nächste Seite auf.
Er betrachtete still ihr Profil und grübelte über ihre Worte nach.
>>Dann hat deine Mutter etwas unmögliches gemacht Nila.<<
>>Warum?<< fragte sie ihn und strich sich eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich Cailan wiederum schnappte und um seinen Zeigefinger wickelte.
>>Weil sie einen Engel erschaffen hat.<<
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The Villian's Love - Du gehörst Mir
Fantasy>>Meine Hände werden immer in Blut getränkt sein. Nur mit dem Unterschied, dass es nie deines sein wird mein Saphir.<< Sich in das Böse zu verlieben kann grausam sein. So grausam, dass sich Danila fragen muss, ob sie selbst nicht viel schlimmer ist...