𝘏𝘦𝘯𝘳𝘺 𝘚𝘩𝘢𝘸

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„Wo hast du deine Begleitung zuletzt gesehen?“ Schon eine Weile lief Jessica stumm neben Credence her und sah zu, wie er versuchte seinen Mitmenschen die Flugblätter anzudrehen. Als er das Gespräch anfing, wandte sie den Blick zu ihm. „Er hat eine Bekannte getroffen und ist mit ihr mit. Nur ein paar Straßen weiter“, „Willst du nicht zu ihm?“ Sie wandte den Blick von ihm ab und schüttelte den Kopf. „Wenn er mich braucht, wird er mich schon finden. Ich würde lieber mehr über die Stadt erfahren. Du weißt schon, diese Kreatur, vor der sich alle fürchten“ Credence sah sie nicht einmal an. Wieder schwieg er. „Außerdem scheinst du etwas Gesellschaft gebrauchen zu können“ Noch immer reagierte er nicht. „Wie siehst du denn das alles? Es wirkt mehr so, als würdest du das hier widerwillig machen?“ Sie musterte ihn. Er ließ den Blick nach vorne gerichtet. Ihr Blick ging auf seine Hände, in denen er die Blätter hielt. Sie schaute sich um, eher sie ihn sanft am Arm packte und zu sich an den Rand zog. Er weitete die Augen, als sie sich seinen Händen zuwandte. Sie nahm ihm die Blätter ab. „Sie schlägt dich also doch“ Jessica war erschüttert von dem Anblick seiner blutigen Hände. „Und du lässt dir das gefallen?“ Credence drehte den Kopf weg, als sie ihn ansah. „Wie lange geht das schon so?“, „Ich weiß es nicht“, antwortete er leise. „Also schon lange“ Es nahm sie mehr mit, als es sollte. „Gibt es einen Grund dafür?“ Sie ließ ihren Blick auf ihn gerichtet, in der Hoffnung, er würde sie ansehen. „Fehlverhalten. Magie“ Jessica legte den Kopf schief. „Magie?“, wiederholte sie. Während ihrem Gespräch, strich sie behutsam über seine Hände. Credence spannte den Kiefer an. Die Schnitte an seinen Händen verblassten. „Alles was mit Magie zu tun hat, wird aus dem Haus verbannt“, „Und dich interessiert die Magie?“ Stumm nickte er. „Credence“ Als sie seinen Namen nannte, schaute er zu ihr. „Ich kann nicht zulassen, dass ihr Menschen mehr über die Magie erfahrt. Ich kann auch nicht zulassen, dass diese Kreatur, die hier für Unruhe sorgt, gejagt wird“ Sie sah ihm in die Augen. „Du weißt etwas, was ich nicht weiß“ Sie lächelte. „Ich bin Magiezoologe, Credence. Ich möchte diese Kreatur beschützen, denn man wird sie jagen. Wenn du etwas darüber weißt, erzählst du es mir, ja?“ Sie überhäufte ihn mit Zuneigung und Aufmerksamkeit. Sanft strich sie über seine Wange. Ein Weg der Manipulation, nur hatte sie keine bösen Absichten. Wieder nickte Credence, der bisher nicht einmal mehr den Blick von ihr abgewandt hatte. „Also dann“ Sie drückte ihm die Blätter wieder in die eine Hand, nahm die andere und setzte somit ihren Weg fort.

Die beiden blieben nicht unbeobachtet. Auf der anderen Straßenseite stand Percival Graves. Zwischen den ganzen Menschen sah man ihn kaum. Die ganze Zeit über hatte er die beiden beobachtet, gesehen, wie Jessica die Wunden von Credence heilte. Er, gerade als Direktor des Ministeriums, hätte einschreiten müssen, schließlich hatte Jessica einem Muggle ihre Magie offenbart, doch Graves ließ die beiden gehen. Er schaute ihnen nach, bis sie zwischen den Menschen verschwanden.

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„Und das hier ist der Redaktionsraum für die Medien“ Langdon lief vorweg und begrüßte die Mitarbeiter. Jessica ließ ihren Blick über die Menschen schweifen, die hektisch hin und her liefen, als würde man sie verfolgen. Man hörte das Knistern von Papier und das Tippen von Schreibmaschinen. Sie dachte, die Redaktion sei ein ruhiger Ort, doch hier hörte man beinah mehr Gespräche über Themen der ganzen Welt, als auf der Straße. Irgendwann ging ihr Blick zu Credence. Seinen Hut und ein paar Flugblätter hielt er vor der Brust. Den Blick wie immer gesenkt. Jessica harkte sich bei ihm ein. Sie hingegen hatte den Kopf oben, beinah schon arrogant die Nase in die Luft gezogen. Aufrecht und mit Selbstbewusstsein lief sie neben ihm und vermittelte somit ein ganz anderes Bild für ihn. Er musterte sie aus dem Augenwinkel. Lediglich seine Rückenhaltung besserte sich, nur den Kopf blieb unten. Sie zog einen Mundwinkel hoch und schätzte seine Bemühung.

Die große Tür vor ihnen ging auf. Langbon lief ganz aufgeregt zum Schreibtisch und breitete dort die Fotos aus. „Vater, dass willst du unbedingt hören. Ich habe hier eine riesige Sache!“ Diese Freude teilte sein Vater kein bisschen. „Langbon“, fing er an und richtete sich auf. „Dein Bruder und ich sind gerade mit seinem Wahlkampf beschäftigt. Wir haben keine Zeit für so etwas“ Dennoch stand er auf und ging zu seinem Sohn, um einen Blick auf die Bilder zu werfen. Sein Bruder, Henry Shaw, richtete sich ebenfalls auf, schien aber einzig und allein Augen für Jessica zu haben. „Das ist Mary Lou Barebone von der bewahrenden Gesellschaft des neuen Salmen. Sie hat eine große Geschichte für dich“, „Hat sie das, ja?“ Mr. Shaw blieb skeptisch. Er musterte die Gruppe. „Es geschehen seltsame Dinge überall in der Stadt. Dahinter stecken Leute, die nicht so sind wie wir. Das ist Hexerei, siehst du das nicht?“, „Langbon..“, „Sie verlangt auch kein Geld“, „Dann ist ihre Geschichte entweder Wertlos oder sie lügt, was den Preis betrifft. Niemand verschenkt irgendwas von Wert“, kritisierte Mr. Shaw. Jessica biss sich leicht auf die Zunge. Nicht Mr. Shaws Blick machte sie nervös, sondern der von Henry. Nicht eine Sekunde ließ er die Augen von ihr. Man könnte es schon als Gaffen bezeichnen. Credence bemerkte Jessicas Unruhe. Lang musste er sich nicht umsehen, um Henrys Blick wahrzunehmen. Dieser zog provokant die Augenbrauen hoch und nährte sich seinem Vater, wodurch er endlich den Blick von Jessica nahm.

„Sie haben recht, Mr. Shaw“, meldete sich Mary Lou zu Wort. „Was wir uns ersehnen ist über alles wertvoller, als Geld. Es ist ihr Einfluss. Millionen von Menschen lesen Ihre Zeitung und Sie müssen vor dieser Gefahr gewarnt werden“, „Diese verrückten Vorfälle in der Untergrundbahn. Sieh dir diese Fotografien an“ Langbon stand voll uns ganz hinter dieser Geschichte, doch sein Vater blieb stur. „Ich wünsche, dass du und deine Freunde jetzt gehen“, „Nein, du lässt dir eine große Chance entgehen. Sieh dir die Beweise an!“, „Langbon, hör auf Vater und geh jetzt“ Henry wandte sich seinem Bruder zu. „Und nimm diese Spinner mit“ Es folgte ein abwertender Blick zu Mary Lou. „Das ist Vaters Büro und nicht deines!“, beschwerte Langbon sich und sah zu seinem Vater. „Ich habe es satt!“, „Das reicht!“, ermahnte er ihn. „Ich danke Ihnen“ Ein letztes Mal sah Mr. Shaw zu Mary Lou. Mit einer herablassenden Handbewegungen bat er sich darum zu gehen. „Wir hoffen, Sie denken noch einmal darüber nach. Wir sind nicht schwer zu finden. Und bis dahin, danken wir Ihnen, für Ihre Zeit“ Keinen Erfolg erzielt zu haben traf Mary Lou schon ziemlich, doch spielte sie die Enttäuschung gut runter und verabschiedete sich von den Herrschaften.

Beim verlassen des Büros fiel Credence ein Blatt aus der Hand. Henry pfiff. Er, wie auch Jessica, blieben stehen. „Du hast da was verloren!“ Henry trat vor, nahm das Blatt auf und begutachtete dieses. Mit einem leisen lachen zerknüllte er das Papier und drückte es Credence auf die Brust. „Wieso wirfst du es nicht einfach in den Müll, da wo ihr alle hingehört?“ Er drehte den Kopf zu Jessica. „Mit einer Ausnahme. Sie in Begleitung solch einer Gruppierung zu sehen, daran hätte ich nie geglaubt“, „Sie sprechen so, als würden Sie mich kennen?“, „Leider hatte ich das Vergnügen noch nicht“ Er nahm ihre Hand. „Ich würde Sie daher gerne zu meiner großen Rede Übermorgenabend einladen“, „Ein verlockendes Angebot, würde ich Interesse daran haben. Dem ist aber nicht so. Ich meide gerne den Kontakt zu Menschen, die meinen, sie seien besser als jeder andere“ Sie lächelte. „Zumal sie meine Begleitung gerade mit dem Worten „Müll“ und „Freak“ bespuckt haben, zuvor haben Sie mich jedoch schon ziemlich unhöflich mit ihren Blicken entkleidet“, „Entkleidet, nun übertreiben Sie es doch ein wenig. Ein Mann darf doch wohl noch eine gutaussehende Frau inspizieren“, „Nein, genau das darf ein Mann nicht. Nicht bei mir“, „Ein großes Selbstbewusstsein, für eine Frau. Schämst du dich nicht?“, „Keineswegs. Wenn Sie uns nun entschuldigen?“ Sie wandte sich Credence zu, harkte sich erneut bei ihm ein und verließ das Büro. Henry murrte frustriert. Ungern ließ er sich so behandeln und schon gar nicht von einer Frau. Jessica hatte damit eine zukünftigen Kooperation vernichtet. Unter diesen Umständen würde die Redaktion sich wohl kaum mehr bei Mary Lou melden wollen. Credence schielte zu Jessica. Ihr Selbstbewusstsein löste in ihm etwas aus. Etwas positives. Ganz leicht zuckte sein Mundwinkel hoch. Ein klein wenig Stolz war ihm anzusehen, während sie so eingeharkt neben ihm herlief.

𝑻𝒓𝒖𝒔𝒕 𝑴𝒆 || ᵖʰᵃⁿᵗᵃˢᵗᶦˢᶜʰᵉ ᵗᶦᵉʳʷᵉˢᵉⁿ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt