𝘌𝘳𝘴𝘵𝘦 𝘕𝘢𝘤𝘩𝘵

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„Seid ihr fertig?“ Es vergingen lediglich ein paar Minuten, eher Mary Lou die Treppe wieder nach unten kam. Chastity verstaute den letzten Teller im Schrank und nickte. „Sehr schön“ Sie hielt ein Hemd und eine Hose in der Hand. „Es wird wahrscheinlich ein wenig zu groß sein, doch in diesem Gewand sollst du nicht schlafen“ Sie überreichte Jessica die Sachen. „Ich habe dir bereits dein Bett hergerichtet. Du verbringst die Nacht im Zimmer meines ältesten. Er wird derweil einen anderen Raum bekommen, damit er dich nicht stört“, „Ich würde es bevorzugen selbst in diesem besagten Raum zu schlafen, anstatt ihm sein eigenes Zimmer zu nehmen?“, „Der Raum ist so klein, ich würde mich schlecht fühlen diesem einem Gast anzubieten“, „Umso schlechter fühle ich mich ihm sein Zimmer zu nehmen. Was wenn er mit mir im Zimmer bleibt? Reicht der Platz denn aus?“, „Mir ist wichtig, dass du dich wohl fühlst“, „Wohl kaum wird er in der Nacht über mich herfallen. Ich gehe davon aus, dass Sie ihn doch gut erzogen haben?“, „Und ob“ Sie nickte stolz. „Die erste Tür links“ Sie deutete auf die Treppe. „Dann wünsche ich eine angenehme Nacht“, „Nochmals vielen Dank“ Jessica nickte und folgte ihrer Beschreibung.

Sie klopfte an und öffnete die Tür einen Spalt. Credence hob den Kopf. „Ich gehe sofort“ Er richtete sich hastig sein Oberteil. „Schon gut“ Jessica hob die Hand. „Mich stört es nicht, wenn du die Nacht im Zimmer bleibst“ Sie sah die Matratze auf dem Boden liegen. „Ich schlafe auch dort“, „Nein“ Er schüttelte den Kopf. „Nimm ruhig das Bett“ Er mied ihren Blick. „Wenn du dich nicht wohl fühlst mit mir in einem Raum zu schlafen, werde ich auch gern in dem anderen Zimmer schlafen“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Mich stört es nicht. Du musst dich wohlfühlen“, „Ich denke es ist wichtig, dass du dich in deinem eigenen Zimmer auch wohlfühlst“ Sie musterte ihn. Er zitterte am ganzen Körper. Sie war sich nicht sicher, ob das durch ihre Anwesenheit kam oder zuvor noch etwas passiert war. „Du möchtest dich sicherlich umziehen“ Er schaute sie nicht an und verließ das Zimmer. Jessica war verunsichert. Er war noch schüchterner als zuvor. Sie hatte bedenken ihn ungewollt zu bedrängen. Sie zog ihr Gewand über den Kopf und strich sich über die nackte Schulter. Ihr Gedanken gingen zu Newt. Wo er wohl gerade war und was er wohl macht? Die Frage konnte ihr keiner beantworten. Sie zog sich die Hose und das Hemd an, eher sie die Tür öffnete, um Credence wieder hereinzulassen.

Es war unangenehm für beide. Die Kerze im Zimmer spendete noch etwas Licht. Während Jessica auf dem Rücken lag und die Decke anschaute, hatte Credence sich zusammengerollt, mit dem Rücken zu ihr. Eine kalte Luft zog durch den Raum. „Wir können tauschen“, schlug sie erneut vor, da sie sich sicher war, dass Credence nicht schlief. Keine Antwort. Sie drehte den Kopf in seine Richtung. „Credence“ Als sein Name fiel, reagierte er mit einem aufmerksamen Zucken. „Wirst du von deiner Mutter schlecht behandelt?“ Die Frage war sehr präzise. Sie mischte sich in etwas ein, was sie nichts anging. Credence antwortete nicht. „Ausgegrenzt? Geschlagen?“ Er zog den Kopf ein und vergrub sich unter seiner Decke. „Hat sie dich gerade eben geschlagen?“ Es kam eine Reaktion. Er drehte sich auf die andere Seite. Seine Augen waren das einzige, was über die Bettdecke ragte. Er sah zu ihr auf. „Du musst mir nicht antworten“ Mit dem Blick in ihre Augen, verspürte Credence eine angenehme Wärme. Er sah etwas, was er vorher noch nicht so gesehen hatte. Sein schweigen nahm Jessica die Hoffnung auf eine Antwort. „Versuch zu schlafen“ Sie wandte den Blick von ihm ab und rollte sich auf die Seite. Credence sah sie eine Weile an. Sie spürte seinen Blick. Irgendwann schloss er endlich die Augen und kam zur Ruhe. Seine Nervosität und seine Angst fielen von seinen Schultern. Er fing an entspannter zu werden. Die Nacht verlief ruhig.

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„Jessica“ Am Morgen sah es wieder ganz anders aus. Credence hatte seine Krawatte gerade gerichtet und stand recht weit vom Bett entfernt. „Jessica, du musst aufstehen“ Er hatte Sorge, sie würde ärger bekommen, würde Mary Lou sie jetzt noch schlafend im Bett finden. Jessica öffnete ihre Augen. Sie verstand noch nicht ganz, wo genau sie war. Mit jedem Blinzeln wurde ihre Sicht klarer. Stumm setzte sie sich auf. „Wie viel Uhr?“, „Kurz vor 10“, „Oh Gott“ Sie schlug die Decke beiseite und stand auf. „Credence!“, schallte die Stimme von Mary Lou durch das Haus. Er wandte sich von Jessica ab und verließ das Zimmer. Sie griff in ihren Mantel und holte ihren Zauberstab heraus. Es polterte. Die Klamotten flogen durch den Raum und warteten darauf, dass das Bett sich richtete. Sie taumelte und zwang sich in ihre Stiefel. „Jessica?“, fragte Mary Lou und klopfte an der Tür. „Einen Moment!“, antwortete sie. Das Hemd und die Hose legten sich zusammengelegt auf die Decke, das Kissen schüttelte sich von selbst auf. Hastig band sie die Mitte ihres Gewands enger, warf sich den Mantel über und stecke ihren Stab in die Innentasche ihres Mantels. Gerade rechtzeitig, da die Tür aufging. „Es tut mir leid“, waren ihre ersten Worte, als sie Mary Lou sah. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. „Ich hoffe sehr, dass das nicht noch einmal vorkommt. Ich erwarte Pünktlichkeit“, „Selbstverständlich“ Mary Lou drehte sich um und erwartete, dass sie ihr folgt. „Wir haben heute einen wichtigen Termin bei der Redaktion. Es würde mich freuen, wenn du uns begleiten würdest?“, „Nichts lieber als das“ Am Tisch saßen bereits Modesty, Chastity und Credence, alle drei am Frühstücken. Es stand auch ein Teller für Jessica bereit. „Der Termin ist erst gegen Nachmittag. Vorher würde ich es begrüße, wenn du Credence begleitest und ihm beim Verteilen der Flugblätter hilfst“ Jessica setzte sich und nahm sich eine Scheibe Brot. „Außer du hast andere Pläne?“, „Nebenbei werde ich nach meiner Begleitung Ausschau halten, wenn das nicht für Umstände sorgt?“, „Auf keinen Fall, das hat natürlich Priorität“ Beide lächelten matt und wandten sich schweigend ihrem Frühstück zu.

𝑻𝒓𝒖𝒔𝒕 𝑴𝒆 || ᵖʰᵃⁿᵗᵃˢᵗᶦˢᶜʰᵉ ᵗᶦᵉʳʷᵉˢᵉⁿ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt