Nein, das darf nicht wahr sein

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ES GEHT IMMER NOCH UM TOD

Ich weiß nicht wie lange ich schon hier mit seinem Kopf auf meinem Schoss sitze und ihm über vorsichtig über die Wange streiche. Es ist als ob die Welt um uns nicht existiert. 

Als ein langgezogener Ton zu hören ist, wird meine kleine Blase gewaltsam zerstört. Sofort weiß ich was das bedeutet. 

"Todeszeitpunkt 8:20 Uhr"

Schluchzend sacke ich zusammen. 

Der Schmerz zerreißt mich innerlich. 

Dicke Tränen tropfen auf sein Gesicht. Er sieht so friedlich aus, wie er da liegt. So als ob er schlafen würde. 

Wieder zieht jemand an meiner Schulter, diesmal bestimmter. Stimmen dringen wie in Watte langsam wieder zu mir durch. Ich will wieder zurück in meine Blase. Einfach nur bei ihm sitzen und glauben, dass das nicht passiert ist. Es darf einfach nicht wahr sein. 

"Dead. Komm schon. Du kannst nichts mehr für ihn tun." Wie wild schüttele ich den Kopf. Meine Haare fliegen mir ins Gesicht und bleiben durch die Tränen dort kleben. Ich will und kann es nicht einfach so akzeptieren.

Kräftige Arme greifen mir unter die Achseln und ziehen mich auf die Füße. Hätten sie mich nicht weiter festgehalten, wäre ich wieder auf dem Boden zusammengesackt. Ich werde in eine kräftige Umarmung gezogen und schluchze gegen eine Sicherheitsweste. 

Langsam lässt der Schmerz nach und ich spüre nur noch Taubheit. 

"Komm wir gehen zu unserem Wagen." "Ich will nicht von ihm weg." "Du kannst nichts mehr für ihn tuen. Du musst ihn loslassen." "Ich kann nicht!" 

Von neuem rollen dicke Tränen aus meinen Augen und werden von der Sturmhaube aufgesaugt. Diese klebt schon an meinem Gesicht und ich rieche nur noch den salzigen Geruch meiner Tränen. 

Die Person, die mich immer noch in der Umarmung festhält, legt langsam einen Arm hinter meine Kniekehlen und hebt mich hoch. Normalerweise hätte ich mich gewehrt, aber gerade fühle ich mich einfach nur. Was sollte es auch bringen sich zu wehren? Kraftlos lasse ich meinen Kopf gegen die Brust fallen. Es ist mir egal wer mich gerade trägt und wohin er mich trägt. Mir ist alles egal. 

Nach einiger Zeit lässt er mich auf eine Autorückbank sinken. Dort sacke ich wieder in mich zusammen. 

"Guck mich an Dead. Erkennst du mich?" Ich antworte nicht, sondere starre einfach durch die Person vor mir hindurch ohne sie wirklich zu sehen. 

"Kannst du mich überhaupt hören?" Langsam nicke ich. "Ich bin es Moppel, von der GSG9. Versprichst du mir, dass du hier sitzen bleibst, wenn ich kurz rausgehe und was kläre?" Wieder nicke ich nur. Zu mehr bin ich gerade nicht in der Lage. 

P.o.V Moppel (Teamleiter der GSG9)

Besorgt verlasse ich den Bulli. Mein Blick fliegt sofort zum Wrack. Weiße Tücher werden über die Leichen ausgebreitet. Zwanghaft wende ich den Blick ab. Ich muss jetzt eine objektive Sicht haben um die Geiseln zu befreien. 

Mit großen Schritten laufe ich zu einer kleinen Gruppe aus Polizisten, Rettungskräften und den restlichen geschockten SEK-Beamten. Drei sind es nur noch. Mit Deadshot vier. Die Hälfte von einem eingespielten Team. Der Schock steht allen ins Gesicht geschrieben. Alle scheinen sich hier wohl sehr gut gekannt zu haben. 

"Wie geht es ihr?" "Körperlich geht es ihr gut. Nur ihre Lippe ist aufgeplatzt. Aber sie scheint stark traumatisiert zu sein. Sie ist kaum da. Es war schon ein Kampf sie da überhaupt wegzubekommen." Bedrücktes Nicken. "Er war ihr Onkel. Er hat ihr einmal quasi das Leben gerettet. Jetzt wird die alte Wunde wahrscheinlich aufgerissen sein." 

Der Einsatz ist eine einzige Katastrophe. Die Geiselnehmer haben alle Geiseln und sich selbst erschossen. Wir haben fürs erste beschlossen, dass Deadshot mit zu uns nach Berlin kommt. Sie braucht etwas Abstand zu der Sache und wir können im Notfall besser ein Auge auf sie haben.


Es geht dem Ende zu. 


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