„Das war heute echt cool bei Pablo und Marisol. Danke, dass du mich mitgenommen hast." Leonie beugte sich zu mir über die Mittelkonsole und drückte mir einen Kuss auf die Wange, ehe sie nach dem Türöffner meines Wagens griff. Cool war etwas komplett anderes. Ich würde eher sagen es war ein ziemlich heißer Abend, so oft wie ich an Babykatzen gedacht hatte. Irgendetwas war mit mir echt nicht in Ordnung, seit ich von diesem kleinen gelben Bären wusste, der über Strings tanzte. Ehrlich gesagt fragte ich mich so langsam, ob ich sexuell etwas gestört war. Wen machte schon Winnie Puh scharf? Ich sollte einfach sehen, dass ich möglichst schnell nach Hause kam und mal zur Entlastung selbst etwas Hand anlegen. Ja, das war ein Plan. Mein Blick folgte Leonie, während ich darauf wartete, dass sie im Hauseingang verschwand. Ja, das gehörte sich ja so. Naja gut, eigentlich gehörte es sich das Mädel bis zur Tür zu bringen. Jedenfalls hatte Dad es mir so eingetrichtert, aber das war heute einfach zu viel für meine Füße, nach der Schicht in der Bar und dem Herumgestehe und Getanze auf der Party. Wo wollte denn Leonie verflucht noch eins hin? Sie lief nicht zur Tür, sondern die Straße entlang. Ich stöhnte auf und schnappte mir den Autoschlüssel, ehe ich aus dem geparkten Auto sprang und ihr hinterher joggte. „Wo....wo...will....willst...du.....hin?", hechelte ich nach den dreißig Metern, die ich ihr hinterher gejoggt war. Sie drehte sich erschrocken um und hielt sich die Hand vor die Brust. Die Brust, die verflucht wohlgeformt war und noch einen Zwilling hatte, der vermutlich genau perfekt in meine Hand passen würde. Scheiße, was dachte ich denn schon wieder? Katzen......hier gab es bestimmt überall Babykatzen. „Manno, hast du mich erschreckt." Ihr empörter Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein breites Grinsen. „Deine Kondition lässt aber ganz schön zu wünschen übrig. Das ist hoffentlich nicht in allen Bereichen so, Goretzka" Sie lachte aus vollem Hals. Und was machte ich? Nee, keinen Schmollmund ziehen oder beleidigt sein, weil sie meine Kondition anzweifelte......nee, ich dachte wieder einmal, wie schon so oft am heutigen Tag, an Babykatzen bevor ich hier noch über sie herfiel und ihr das Gegenteil bewies. Ich war doch echt krank. Also so richtig krank im Kopf.....gestört. Wie konnte ich so scharf auf eine Frau sein, von der ich wusste, dass sie nur auf Frauen stand. Das war doch total irre! Ich war scharf wie eine Rasierklinge auf eine Lesbe. Ich sollte mir echt einen Psychotherapeuten suchen, um das in den Griff zu bekommen. „Warte, bis ich dir meine Kondition beweise, Großkreutz!" Das hatte ich nicht wirklich geantwortet. Doch, hatte ich, so wie Leonies Wangen sich leicht rötlich färbten. Manno, jetzt brachte ich sie in Verlegenheit. Was forderte sie mich aber auch so heraus. Wir brauchten einen Themenwechsel -dringend- bevor es noch peinlicher wurde. „Also, wo willst du hin?" „Noch ein bisschen zum Strand, frische Luft schnuppern." Ich schaute sie schockiert an. „Alleine? Um die Zeit? Du warst doch bei der Fiesta die ganze Zeit an der frischen Luft." Sie konnte doch nicht um Mitternacht hier am Strand herumspazieren. In ihren sexy Klamotten. Wer wusste schon, wer sich da herumtrieb. „Nee, nicht alleine. Ich nehme auch meine drei anderen Persönlichkeiten mit, Goretzka", kicherte sie. Hallo, sie nahm mich wohl nicht ernst. Genaugenommen nahm sie mich ziemlich selten ernst, stieß es mir auf. Das war eine absolute.......Neuheit. Das Insekt und Ina hatten immer alles ernst genommen, was ich von mir gab. War es vielleicht das, was mich an ihr so faszinierte? Nee, das war rein sexuell und der gelbe tanzende Bär.......Katzenbabys haben weiches Fell......egal, ich konnte Leonie jedenfalls nicht alleine zum Strand marschieren lassen. Nee, das ging auf keinen Fall. „Dann begleite ich dich, Großkreutz!" Meine Füße stöhnten bei diesem Satz auf. „Cool" Ich hatte mit mehr Widerstand gerechnet. Wortlos liefen wir nebeneinander die Straße entlang. Glücklicherweise lag Leonies Wohnung nicht allzu weit vom Strand entfernt. „Los, Schuhe aus. Das wird deinen Füßen auch gut tun." Sie schlüpfte nach den ersten Metern Sand aus ihren flachen Ballerinas und ließ sie über ihre Finger baumeln. „Na los, Goretzka! Oder hast du Angst vor dem Sand an deinen Füßen?" Sie schaute mich auffordernd an. Nee, Angst nicht, aber ich fand es durchaus unangenehm, wenn er sich später überall in der Wohnung verteilte. Trotzdem folgte ich widerwillig ihrem Beispiel und schlüpfte aus meinen Sneakers. Nach den ersten Schritten hörte ich meine Füße vor Wohltat seufzen. Ja, das durch den Sand laufen war wirklich äußerst angenehm. „Machst du das öfter nach deiner Schicht?" Leonie nickte. „Ja, fast jedesmal. Es entspannt die Füße ungemein und außerdem....." Sie machte eine kurze Pause und zeigte Richtung Meer. „Was gibt es schöneres als diesen Anblick und das Meeresrauschen. Schau nur wie der Mond sich spiegelt." Sie hatte recht. Das sah wirklich toll aus, wie das Meer silbern glitzerte. „Das ist aber gefährlich, wenn du um die Zeit hier alleine bist." Schon der Gedanke sorgte für ein ziemlich unangenehmes Gefühl in mir. „Ach Quatsch. Was soll mir hier schon passieren? Hier ist weit und breit keine Menschenseele um die Zeit", lachte sie nur. „Wir sind doch hier nicht in Dortmund in der Nordstadt, sondern in Castelldefels." „Und deshalb gibt es hier keine irren Kerle, die dir nachstellen könnten, oder wie?" Verstand sie denn nicht, wie gefährlich und unvorsichtig das war? „Nö, oder siehst du hier einen? Und der einzige, den ich hier sehe, der versucht es nicht einmal." Ihre Augen schauten mich herausfordernd an. Herausfordernd! Ich war ein Goretzka und nahm jede Herausforderung an. Ohne weiter zu überlegen schlang ich meinen Arm um ihre Taille und zog sie zu mir heran. Winnie Puh, schoss es durch meinen Kopf und die scheinbar einzige noch aktive und nicht gekaperte Denkzelle sendete ein Katzenbabys aus und ließ meine Lippen kurz vor Leonies stoppen. Scheiße, ich hätte gerade fast meine lesbische Kumpelfreundin geküsst. Verflucht, war ich denn von allen guten Geistern verlassen? Das ging doch nicht. Nein, das ging auf keinen Fall! Ich war so ein testosterongesteuerter Vollidiot und in meinem Hinterkopf sang Winnie Puh gegen ein maunzendes Katzenbaby an. So viel zu den Irren, die hier herumliefen. Leonie, der damischste Irre von allen stand genau vor dir. Was war verflucht nochmal nur mit mir los? Das musste aufhören. Ich wollte Leonie auf keinen Fall verschrecken. Ich musste einfach nur daran denken, dass sie mein lesbischer Kumpel war. Ich hatte doch auch noch nie das Bedürfnis Ludwig zu küssen. Also.....das war doch ganz einfach.
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Schuss und Treffer- Spielplanänderung - Teil 10 ✔️
Roman d'amourLuca ist seit vier Jahren mit Maja glücklich und plant alles für eine gemeinsame Zukunft. Und dann kommt dieser eine Tag, der auf einmal alles auf den Kopf stellt. Was machen, wenn man plötzlich völlig unerwartet knietief in den Trümmern seiner Bezi...