Kapitel 33 - Freundschaftsdienst

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Unterricht, schlafen, Unterricht, essen, Unterricht, Streich spielen. Während die ersten Klassenstufen sich über die Älteren lustig gemacht hatten, weil diese vom Jahresbeginn an gelernt hatten, amüsierten sich diese nun über die Jüngeren, da die kommenden Prüfungen wie ein Schlag ins Gesicht für die meisten war. Nach dem Quidditch-Finale schien die sanfte Stimmung der Lehrer verschwunden zu sein und kaum ein Schüler konnte sich vor den riesigen Hausaufgabenbergen retten. Es kam nicht selten vor, dass einige von ihnen mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenflügel behandelt wurden und Jade war ziemlich froh, dass dieser Schuh an ihr vorbeigegangen war. Während sie sich die ersten Mai-Tage noch sehr über die wärmer werdende Sonne gefreut hatten, hasste sie diese schon jetzt. Die überhitzten Kerker, die heißen Klassenräume und der erstickende Kräuterkundeunterricht waren eine Qual und der viele Unterrichtsstoff ließ es nicht angenehmer werden. Oftmals döste Jade nur noch vor sich hin, der Kopf auf eine Hand gestützt und spärlich Notizen mitschreibend. Ihre Haare waren bei diesem Klima gar nicht mehr zu bändigen gewesen, so trug sie diese oftmals nur noch im Dutt oder geflochten und selbst dann musste sie sich in jedem zweiten Gang die Frage anhören, ob sie nicht zufällig in einen Schockzauber gelaufen sei. Genervt warf sie den Fragestellern nur noch ein schiefes Lächeln zu, bevor sie davon stapfte. Amanda und Tamara waren nur noch in der Bibliothek und im Gemeinschaftsraum anzutreffen, Pascal und Casey schienen ihre eigene ‚Lernmethode' gefunden zu haben und Noah war genötigt, Adley beizustehen. Also blieben Jade und Jill alleine zurück und lernten, jeder für sich, aber nebeneinander sitzend und verzweifelnd in der kühlen Bibliothek. In der zweiten Maiwoche, Freitag den 11, fiel es Jade wie Schuppen von den Augen.

„Jill. Geburtstag. Montag!", es war früher Abend und sie saß gerade alleine in der Bibliothek als ihr einfiel, dass ihre beste Freunde in drei Tagen Geburtstag hatte. Sie musste sich dafür einfach nur vor den Kopf schlagen, durch die ganzen Hausaufgaben und Vorprüfungen (und einiger weiterer Streits mit ihrem Lieblingsprofessor) hatte sie diesen wichtigen Tag einfach vergessen. Kopflos sammelte sie ihre Notizen ein. „Ich bin eine schlechte Freundin. Ich bin eine blöde Freundin. Man sollte mich verbrennen." Leise murmelnd, mit hunderten Aufzeichnungen unter den Arm geklemmt sauste Jade aus der Bibliothek und suchte nach dem Ravenclaw Gemeinschaftsraum. Noah musste ihr helfen, auch wenn er nach dem Liebestrankdesaster Abstand von Jill genommen hatte, um peinlichen Situationen aus dem Weg zu gehen. Denn obwohl allgemein bekannt war, dass das Verhalten der beiden jungen Schüler auf dem Streich ihrer älteren Freunde beruhte, hatte noch nicht jeder kapiert was vorgefallen war und Jill und Noah bekamen öfters Kommentare oder Pfiffe zu hören. Achtlos die Papiere in ihre Tasche stopfend, achtete sie nicht darauf wo sie hinlief. Sie wollte gerade ihren Federkiel und ihr Tintenfass wegstecken, als sie in jemanden hineinlief. Dabei zerbrach das Tintenfass allerdings. Ohne hinzugucken wen sie getroffen hatte, murmelte Jade ein paar Flüche, sprach ein paar Entschuldigungen und düste davon. Vor der Tür zu den Ravenclaws blieb sie stehen. Der Türknauf, von dem Noah schon so einiges erzählt hatte, döste vor sich hin. Jade räusperte sich kurz.

„Ehm... Entschuldigung, Herr Türknauf?" Der gusseiserne Adlerkopf schnarchte kurz, bevor er gähnte und Jade anblinzelte. „Du bist aber keine Ravenclaw, oder? Ich habe dich noch nie gesehen." Stellte er nur fest. Jade schaute ihn an. Das offensichtlichste der Welt, oder dachte er, sie hätte die letzten Monate in einem Gang gewohnt? „Ehm, nein ich bin Gryffindor. Eigentlich will ich einmal zu meinem Bruder." Der Türknauf musterte sie interessiert. „Jünger oder älter?" fragte er dann. „Zwilling." Antwortete Jade knapp. Der Knauf wirkte erstaunt und schaute sie aus Interessierten Augen an.

„Soso. Selten dass Zwillinge getrennt werden. Aber durchaus möglich. Nun Gut. Also..." Jade hörte plötzlich Schritte und der Knauf erstarrte sofort.

„Hallo?" Sie schaute ihn verwirrt an und wedelte mit einer Hand vor seinen Augen. „Herr Türknauf?" verzweifelt versuchte sie den gusseisernen Adler zum Reden zu bewegen, doch er blieb stumm und ignorant.

Definitiv nicht Harry Potter! (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt