Kapitel 4 - Erste Freundschaften

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Im silbernen Schein des Mondes wirkten die Ländereien von Hogwarts noch magischer, als sonst. Noah lehnte am Bettpfosten und betrachtete die sanft wiegenden Gipfel des Verbotenen Waldes und das sich kräuselnde Wasser des Schwarzen Sees. Es hatte eine seltsam beruhigende Wirkung auf ihn. Noch zuvor hatten sich seine Gedanken nur um die verschiedenen Häuser gedreht, in die er und Jade gesteckt worden waren. Es musste schon seine Richtigkeit haben, dachte er bitter, wenn der Hut sie trennen würde. Vielleicht war Jade ja gut aufgehoben in Gryffindor. Sie schien sich mit den anderen Erstklässlern aus ihrem Haus gut verstanden zu haben, jedenfalls hatte es auf Noah den Eindruck gemacht, als er sie redend und auch lachend mit den Mädchen beobachtet hatte. Nicht, dass er sich mit seinen Mitschülern nicht unterhalten hatte. Einige der älteren Schüler hatten bereits darüber diskutiert, dass sie die freien Tage des Wochenendes nutzen würden, um noch ausstehende Hausaufgaben in der Bibliothek zu erledigen und zwei der Erstklässler, Edwin und Tom, die mit ihm neben drei anderen den Schlafsaal teilten, hatten Noah in ihr Gespräch mitverwickelt. Es hatte Spaß gemacht, auch wenn er das Gefühl hatte, dass er sich mit Edwin wesentlich besser als mit Tom verstanden hatte.

Er war fest entschlossen, dass, obwohl sie in unterschiedlichen Häusern waren, er und Jade und vielleicht auch Adley eine wunderbare Zeit auf Hogwarts haben würden. Während er dem gleichmäßigen Atmen seiner Klassenkameraden lauschte, fiel sein Blick auf einen Tagespropheten, der von Edwins Nachtschrank gefallen war. Auf der Titelseite prangte ein großes Bild der Schule und drunter stand in schwarzen Lettern: Neueröffnung der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei – Schulleiterin Minerva McGonagall ist mit Zuversicht erfüllt.

Ein sanfter Windstoß rüttelte am Fenster, welches neben seinem Bett war, und ließ ihn wieder aufblicken. Es war spät geworden und er sollte wohl versuchen etwas Schlaf abzubekommen. Der Vertrauensschüler, der sie in ihre Schlafsäle geführt hatte, hatte gesagt, dass es zwar keine festen Zeiten in Hogwarts gab, die Erstklässler jedoch die ersten Tage nutzen sollten, um sich im Schloss zurecht zu finden. Die Lehrer nahmen die Entschuldigung, man hätte sich auf dem Weg zum Klassenzimmer verlaufen, schon lange nicht mehr an.

Kaum hatte er sich unter seine Decke gekuschelt und die Augen geschlossen, da ertönte gefühlt wenige Sekunden später bereits ein schriller Piepton. Noah riss die Augen auf und rollte den Kopf zur Seite. „'tschuldigung", ertönte die Stimme von Edwin und er hörte ihn hastig auf seinem Nachtschrank wühlen. „Hab den Wecker noch nicht umgestellt", gab er mit roten Wangen zu. Noah grinste schief und ließ seinen Kopf dann wieder in die Kissen fallen. Nach kurzer Zeit ertönten wieder die gleichmäßigen Atemzüge seiner Klassenkameraden, doch jetzt, da er wach war, konnte er irgendwie nicht mehr einschlafen.

Also schwang er kurzerhand die Beine aus dem Bett, schlug die Decke beiseite und streckte seine Gliedmaßen durch. Die anderen Jungen regten sich nicht, als er aufstand und zu seinem Koffer ging. Er würde ihn am Abend auspacken müssen, aber vorerst begnügte er sich damit, seine Kleidung aus den Tiefen des Gepäckstückes zu ziehen.

Der Gemeinschaftsraum der Ravenclaws war ein großer und kreisrunder Raum, die hohen Fensterbögen waren mit dunkelblauen Vorhängen behangen und eine marmorne Statue von Rowena Ravenclaw, der Hausgründerin, stand an der einen Seite. Die Wände waren voll mit Portraits von berühmten Hexen und Zauberern (meistens aus Ravenclaw) und Bücherregalen, in denen alte und neue Wälzer standen, die nur darauf warteten, von den wissbegierigen Schülern gelesen zu werden. In den gemütlich aussehenden Sesseln, die im ganzen Raum verteilt standen, saßen bereits einige Schüler, trotz der frühen Uhrzeit.

Noah entdeckte zwei der Ravenclawerstklässlerinnen, die mit ihm am Tisch gesessen hatten und ging etwas zögernd auf die beiden zu. Das eine Mädchen hatte schulterlanges, hellbraunes Haar und ein eher plumpes Gesicht, die andere wirkte dagegen voller Energie und ihre kurzen, wild aussehenden Haare bestätigten das auch. „Guten Morgen", sagte die mit den kurzen Haaren. „Du bist Noah, oder?"

Definitiv nicht Harry Potter! (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt