Kapitel 9 - Gefühlsflut

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„Ich weiß, ich werde bereuen, gefragt zu haben: Aber bist du dir sicher, dass dieser Geheimgang uns näher an den Gemeinschaftsraum bringt?", fragte Edwin mit zweifelnder Stimme. Eileens Augen begannen schelmisch zu leuchten. „Nein. Aber wir werden es ausprobieren müssen, oder? Wir haben schließlich beim gemeinsamen Absuchen mit den anderen keinen gefunden und wenn dieser hier nicht klappt, dann vielleicht der nächste und wenn der auch ein Reinfall ist, dann - "

„Ja, ich denke, wir haben verstanden, was du meinst", fiel ihr Noah ins Wort. „Also, lass uns das einfach hinter uns bringen." Eileen grinste und trat dann als erste an der Statue einer hutzeligen Hexe vorbei, die eine schmale Öffnung verdeckte. Noah und Edwin tauschten einen geschlagenen Blick - es war das dritte Mal, dass ihre Klassenkameradin nun eine vermeintliche Abkürzung zu ihrem Gemeinschaftsraum gefunden hatte - dann folgten sie ihr. Es war eng und dunkel, das war sofort klar. Hinter sich konnte er Edwin genervt murmeln hören: „Können diese Gänge nicht mal besser instand sein?"

„Dann wären sie ja nicht mehr geheim!", rief Eileen von vorne und ihre Stimme hallte mit einem leisen Echo nach. „Was für eine Logik", murmelte er gereizt. Noah verdrehte die Augen und folgte seiner Klassenkameradin einfach blind, denn der Gang war dunkel und er hatte kaum Freiraum, um seine Arme zu bewegen, geschweige denn den Zauberstab zu ziehen.

Nach fünf Minuten jedoch entdeckten sie nicht den Ausgang des Ganges und damit eine Abkürzung zum Ravenclawgemeinschaftsraum, nein, vielmehr rannten sie in ein Pärchen, welches gerade damit beschäftigt gewesen war, Atemluft auszutauschen. Noah konnte nicht erkennen, um wen es sich dort handelte, doch er konnte wohl die Stimme zuordnen, die: „Was zum Teufel!", rief.

„Casey?", fragte er überrascht in die Dunkelheit und ein kleines Licht entzündete sich ungefähr drei Meter vor ihnen. Der ältere Gryffindor blickte sie mit genervtem Ausdruck in den Augen an. „Was wollt ihr denn hier", keifte er und drückte mit seinem linken Arm ein Mädchen nach hinten. „Wir sind auf der Suche nach einer Abkürzung zu unserem Gemeinschaftsraum", sagte Eileen fröhlich und ignorierte die eiskalte Stimmung, die in dem Gang herrschte. Casey zuckte bedrohlich mit den Augen.

„Verschwindet!", raunte er und Eileen bemerkte wohl ebenfalls, dass er nicht bester Laune war. „O-Okay, wir nehmen einen anderen Weg! Bis dann!"

Sie schubste Noah und Edwin zurück und das kleine Licht erlosch wieder. „Blöde Erstklässler", konnte er den älteren Schüler noch murmeln hören, dann waren sie weit genug entfernt, um wieder normal gehen zu können. „Ganz schöner Miesepeter", meinte Eileen mit säuerliche Miene und strich sich die kurzen Strähnen aus der Stirn. „Weiß auch nicht, was sein Problem ist. Mit Jade hat er sich auch schon mehr als einmal angelegt."

„Und er lebt noch", sagte sie witzelnd und Noah lachte. „Noch ist sie gnädig."

Sie quetschten sich wieder aus dem Geheimang hinter der Statue der hutzeligen Hexe und sofort machten sich ihre Mägen bemerkbar. „Zeit fürs Abendessen, würde ich sagen", sagte sie lachend. „Ich bin ausnahmsweise mal ein Fan von deinem Vorschlag", sagte Edwin und grinste schief. „Ach komm, so schlimm war es doch gar nicht!"

„Olivia musste in den Krankenflügel gebracht werden, weil sie eine Panikattacke bekommen hat", erinnerte er sie mit tonloser Stimme und Eileens Wangen verfärbten sich etwas rosa. „Ich wollte sie doch nur erschrecken!"

„Ja, mach das lieber nicht", sagte Noah lachend und gemeinsam gingen sie die vielen Stufen zur Großen Halle herunter. „Ich glaube nicht, dass sie Fan davon war." Eileen blickte betreten zur Seite. „Schon gut", fügte Noah schnell hinzu. „Ich denke nicht, dass sie dir lange böse ist. Sie weiß ja, dass du es nicht so gemeint hast."

Die Große Halle war schon voll mit Schülern und kaum hatten sie sie betreten, entdeckte Noah seine Zwillingsschwester am Gryffindortisch. Mit Eileen und Edwin im Schlepptau ließ er sich ihr gegenüber fallen, neben Joan, die sich abgewöhnt hatte, bei seinem Erscheinen nicht zusammenzucken. Jill und Jade waren beide damit beschäftigt ein saftiges Steak zu verdrücken und sahen sich dabei so ähnlich, dass man annehmen könnte, zwischen ihnen stünde irgendeine Verwandtschaft.

Definitiv nicht Harry Potter! (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt