Nun stand ich hier mitten auf einem mir fremden, staubigen, verlassenen Parkplatz. Ich wusste nicht warum es hier überhaupt so etwas wie einen Parkplatz gab, so weit das Auge reichte, sah man nur Staub, Sand und abgestorbene Pflanzen, keine Läden oder Geschäften wegen denen man hier halten wollen würde.
Mein Blick schweifte über die rissige Straße. Es war mein erstes Mal seit ungefähr 15 Jahren das ich wieder hier war. Meine Großmutter wollte mich abholen, war aber anscheinend nicht gut darin pünktlich zu sein. Mein Dad und ich hatten hier bis zu meinem dritten Lebensjahr gelebt und waren dann für ein paar Jahre in die Stadt gezogen. Von dort waren wir dann wieder aufs Land, an einen kleinen See gezogen und jetzt, wo seine Zeit vergangen war, kam ich wieder zurück.
Ich würde bei meiner Großmutter, welche ich immer nur Grams nannte und meinem Onkel Jim wohnen. Die Entscheidung war relativ schnell und überstürzt gekommen, aber ich wusste das zumindest Gams sich freute, beim Jim war ich mir nicht ganz sicher. Bei den paar Telefonaten die ich mit den beiden geführt hatte, war mir schon aufgefallen, dass er nicht der offenste und freundlichste Mensch war.
Ich kniff die Augen zusammen und versuchte zu erkennen was für ein Auto es war, das gerade die Straße entlang gefahren kam und dabei den ganzen Staub aufwirbelte. Als es schließlich auf den Parkplatz einbog war ich mir sicher, dass es Grams war.
Der hell blaue, verbeulte Pick-up hielt mit unangenehm, quietschenden Reifen. Die Tür machte ein eben so unschönes Geräusch bei öffnen und ich war mir nicht ganz sicher ob es der aufgewirbelte Staub war oder ob der Motor vielleicht dampfte.
Grams stieg aus. Ich hatte sie mir offen gesagt anders vorgestellt. Ich selber konnte mich nicht mehr an sie erinnern, aber ich kannte die Großeltern meiner Freunde aus der Stadt. Sie waren meist etwas pummelig, hatten kurzen, weiße Haare und trugen alte Klamotten. Meine Großmutter hingegen war schlank und sah jünger aus als ich es mir ausgemalt hatte. Ihre weißen, grauen Haare waren hochgesteckt und sie trug eine Jeans mit Flanell Hemd.
„Abby!" sie kam mit großen Schritten auf mich zu und zog mich in ihre dünnen Arme. Ihre Umarmung war fest und herzlich. Als sie mich aus der Umarmung lies, packte sie mich mit beiden Händen an den Oberarmen und musterte mich „Gott, bist du groß geworden" ich musste schmunzeln, schließlich wäre es seltsam gewesen, wäre ich noch immer so groß wie mit 3 Jahren. Sie half mir die beiden Taschen auf die Ladefläche des Pickups zu packen und stieg dann ein.
Ich kannte hier eigentlich noch gar nichts, aber schon jetzt wusste ich, dass ich diesen Wagen über alles lieben würde. Während es draußen bestimmt über 40 Grad waren, war es hier drin angenehm kühl. Ein Wunder bei dem alten Wagen. „Es tut mir so leid, dass wir nicht zu der Beerdigung kommen konnten" wechselte Grams das Thema. Ich hatte Dad vor zwei Wochen beerdigt, eigentlich hatte ich überlegt ihn hier her fliegen zu lassen, aber sein Wunsch war es gewesen in dem kleinen See bestattet zu werden an dem wir die letzten Jahre gewohnt hatten.
Ich hatte ihm zwar den Wunsch verbaut einen Sohn zu haben, aber zumindest seinen letzten Wunsch konnte ich ihm erfüllen. Früher hatte er mir oft erzählt wie er sich einen Sohn gewünscht hatte und meine Mutter dann mich bekommen hatte, ein Mädchen. Als sie dann auch noch abgehauen war, war ich ein noch größeres Problem. Aus diesem Grund hatten wir die ersten drei Jahre hier verbracht, er hatte lange gebraucht um mich lieben zu lernen und zu akzeptieren und auch wenn ich in vielen Situationen mit Sicherheit sehr viel mehr auf mich alleine gestellt gewesen war als andere Kinder, so war ich doch froh das er da gewesen war.
Die Ranch erstreckte sich über eine gewaltige Fläche. Riesige Wiesen und Felder erschienen zu meiner linken. Das Haus und die Ställe waren nicht weniger klein. Als Grams auf die Einfahrt einbog sah ich einen Mann aus dem Haus treten. Er war breit gebaut und trug eine übertrieben große Gürtelschnalle an seiner Jeans. Da die Ähnlichkeit zu Dad nicht zu verkennen war, ging ich davon aus, dass er Jim war. Seine Augen waren zu kleinen Schlitzen geformt um gegen die Sonne etwas sehen zu können und der Schnäuzer über seiner Oberlippe lies seine Mundwinkel noch mehr hängen als sie es so schon taten.
„Schön das du da bist" nuschelte er und schmiss sich beide Taschen über die Schulter als wären sie mit Federn gefüllt. Grams lächelte mir aufmunternd zu und führte mich hinter Jim her, ins Haus.
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Gonna be a Cowgirl
RomanceGonna be a Cowgirl ist Abigails Geschichte, wie sie nach dem Tod ihres Vaters wieder auf ihre Geburtsranch zurück zieht. Sie kann zwar Reiten und ist Selbstständig, aber die vielen neuen Gesichter und Erfahrungen sind weit über dem, was sie erwartet...