Eigentlich hatte ich am nächsten Tag geplant auszuschlafen, aber stattdessen klopfte jemand an meine Tür „Abby? Abby? Kommst du?" am liebsten hätte ich die Person verflucht aber ich konnte genau so wenig jemanden verfluchen wie ich magisch Pferde zähmen konnte.
Nur im T-Shirt und Unterhose stand ich auf und öffnete die Tür. Jack stand fertig angezogen davor und sah mich ziemlich überrascht an „du bist nicht angezogen", „Wirklich?" fragte ich sarkastisch und fuhr dann ernst fort „Warum sollte ich angezogen sein, es ist Samstagmorgen".
Er sah mich ungläubig an „Das Rodeo, heute ist das erste der Saison, ich dachte das weißt du" ich war müde, ich war genervt, ich war demotiviert und sogar ein wenig wütend das mir niemand Bescheid gesagt hatte. „Hätte ich davon gewusst wäre ich wohl angezogen" sagte ich und atmete tief durch, was mir mein, noch halb schlafender Körper mit einem Husten quittierte „Gibt mir 5 Minuten".
Ich brauchte sogar nur vier bis ich zwischen Jim und Jack im Pick-up saß. Die anderen würden mit Toms Wagen fahren hatte Jack mir erklärte und gleichzeitig auch erzählt das sie den Bullen im Hänger dabeihatten. Ich war froh, ein Bulle bei den anderen, hieß eine sichere Fahrt für mich.
Das Rodeo war anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es war nicht wirklich eine Arena, ich wusste aber auch nicht wie es hieß. Es hatte die Größe eines Fußballfeldes, in der Mitte war ein großer Platz auf dem die Rodeo stattfinden würden und an den beiden langen Seiten waren lange und hohe Sitztribünen, die schon jetzt, bevor es überhaupt anfing, vollgefüllt waren.
„Wie genau läuft das gleich eigentlich ab?" fragte ich Jack, neben dem ich neugierig herlief „der Bulle wird aus dem Hänger in den kleinen Verschlag da getrieben" er deutete auf eine enge Box, an der kurzen Seite des Platzes, welche man auf der langen, dem Platz zugewandten Seite öffnen konnte. An den anderen drei Seites der Box liefen verschiedene Personen, welche alle so aussahen als würden sie gleich antreten.
„Von dem Zaun steigt dann der Reiter auf den Bullen und hält sich mit einer Hand an dem Gurt fest. Und dann versucht man 8 Sekunden oben zu bleiben" für ihn war das normal und er erklärte es mir als wäre es ein Kindergartenspiel. Ich aber war schockiert und verstand plötzlich warum er Master nicht einmal im Ansatz als Gefährlich ansah.
Wir waren jetzt hinter der Seite mit der Box, hier war so etwas wie der Backstage Bereich. Dennoch liefen überall Menschen herum und es war sogar noch mehr Gedränge als vor der Box. Als ich mich erneut kurz umsah, legte Jack seinen Arm an meinen Rücken „Wenn du mir hier verloren gehst finde ich dich nie wieder und Jim bringt mich um" ich musste schmunzeln und lies mich von ihm durch die Menge führen.
Ich tat so als wäre es einfach nur nett von ihm mich hier durch zu führen, aber innerlich war ich verwirrt. Die meiste Zeit hatte ich ihn als Helfer der Ranch und vielleicht sogar guten Freund gesehen, aber jetzt war ich verwirrt. Ich hatte mich schon in den letzten Tagen zusammenreißen müssen, ihn nicht immer zu anzusehen, aber seine Hand gab mir nun den Rest. Sie lag auf meiner Taille, fast auf der Hüfte, und von dort aus wurde mein Körper wärmer. Mein Herz schlug fast so schnell wie bei Master im Roundpen, nur dass es hier keine Angst war.
Kurz bevor wir bei den anderen ankamen nahm der seine Hand wieder weg und damit wich auch die Wärme und das wohlige Kribbeln im Bauch. „Luca, Nummer eins" sagte Jim ohne richtig von dem Zettel in seiner Hand aufzusehen. Jimmy reichte ihm eine handgroße Nummer, welche Tom ihm am Rücken befestigte. Ich konnte die Anspannung und Nervosität in der Luft spüren, nicht unbedingt von Luca, Jack oder Tom, aber von Jim, mir und Jimmy.
Die Zeit verging schneller als es gut für uns war und so standen wir schon wenig später an der Box und schauten Jim zu, wie er Luca ein paar letzte Anweisungen ins Ohr sagte. Eigentlich hatte ich gedacht, sie würden sich einfach nur auf den Bullen setzten und ihr bestes Versuchen, aber das hier war anders.
Ich wusste auch nicht recht, ob ich beruhigt sein sollte, dass er eine Sicherheitsweste, Zahnschutz und einen Helm trug oder ob ich mir Sorgen machen sollte, weil man so etwas offensichtlich brauchte.
Und auch auf dem Platz würde er nicht alleine sein. Ein Mann stand an dem Gatter, welches auf den Platz führte, drei weitere standen im Platz verteilt. Sie würden den Reiter, wenn er verletzt ist, so schnell wie möglich in Sicherheit bringen, hatte mir Jimmy erklärt. Zudem stand ein Reiter mit Pferd auf dem Platz, nicht so weit vorne wie die Männer, aber er war mit seinem Lasso in der Hand, jeder Zeit bereit den Bullen zu fangen. Auch wenn ich stark bezweifelte das EIN Reiter mit EINEM Pferd und EINEM Lasso einem wütenden Bullen etwas entgegensetzen konnte.
Auch wenn ich kaum hinschauen konnte, wusste ich das die 6,20 Sekunden, die Luca sich oben halten konnte, viel zu langsam vergingen.
Und auch Tom schlug sich mit 5, 43 besser als manch anderer. Jimmy hatte gesagt das seine Freundin irgendwo im Publikum saß, ich verstand jedoch nicht, warum sie nicht bei uns war, näher bei Tom. Wäre er mein Freund, würde ich im so nah wie möglich sein wollen um ihn nach dem Ritt direkt in die Arme schließen zu können.
Bevor Jack dran war, ging ich erneut, mit den anderen hinter die Box, zu unseren Sachen. Es war beängstigend ihn so in Weste und Helm mit Zahnschutz zu sehen. Jetzt verstand ich auch warum Jim es mir so ausdrücklich verboten hatte jemals einen Bullen zu reiten. „Pass drauf auf, ja?" sagte er als er mir seinen Hut gab, ich nickte einfach nur. Hätte ich etwas gesagt, wäre ihm und allen anderen aufgefallen das meine Stimme genau so zitterte wie mein Inneres.
Es waren 7,55 Sekunden, 7,55 quälend lange Sekunden. Er kam in die Box gelaufen und wank noch einmal in eine der Kameras. Als er die Gitterstäbe hochklettert und bei uns stand umarmte er zuerst Jim, welcher ihm anerkennenden auf den Rücken klopfte. Es war das erste Mal das ich ihn Lächeln sah. Als er bei mir ankam und mich an sich zog entspannte ich mich ein wenig. Seine Haare waren nass vom Schweiß und sogar seine Arme schimmerten im Licht.
Es war eine wahrhaftige Erleichterung zu wissen das jetzt alle durch waren und niemand mehr verletzt werden konnte. Zusammen begaben wir uns alle zu den normalen Zuschauerplätzen. Erst als wir saßen bemerkte ich das Tom nicht mehr dabei war sondern offensichtlich zu seiner Freundin gegangen war.
„Wie fandst du es?" riss mich Jack aus meinen Gedanken „Ehrliche Antwort?" er nahm seinen Blick vom Platz und schaute mich an. Warum waren mir seine warmen, braunen Augen noch nie so wirklich aufgefallen? Er nickte. „Ich konnte nicht wirklich hinsehen" wir mussten beide etwas lachen. Während wir weiter zuschauten, lernte ich, dass die Bullen zu gelost wurden und so siege erringen konnten, je mehr Reiter ein Bulle abwarf, desto bekannter und teurer wurde er.
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Gonna be a Cowgirl
RomanceGonna be a Cowgirl ist Abigails Geschichte, wie sie nach dem Tod ihres Vaters wieder auf ihre Geburtsranch zurück zieht. Sie kann zwar Reiten und ist Selbstständig, aber die vielen neuen Gesichter und Erfahrungen sind weit über dem, was sie erwartet...