Die nächsten Tage vergingen wie im Fluge und ehe ich mich versah musste ich wieder die Schulbank drücken. Tom hatte mich in dem Pickup hingefahren und mich dann den Wölfen zum Fraß überlassen. Wahrscheinlich wäre es noch seltsamer gewesen, wäre er mit hineingekommen, aber ich hätte gerade alles getan um jemand, mir bekannten, an meiner Seite zu haben.
Die Beschilderung der Schule war grausam und eigentlich kaum vorhanden und so musste ich mich bis zum Sekretariat durchfragen.
Die ältere Frau mit der schmalen Brille auf dem Gymnastikball, kniff ihre Augen zusammen als sie meinen Namen auf dem Bildschirm ihres alten Computers suchte „Wie war der Name nochmal?" ihre Stimme war krächzig und obwohl ich einen guten Abstand zu ihr hatte, konnte ich den Rauch Geruch der Zigaretten riechen. „Abigail Cooper", „Und sie besuchen die Abschlussklasse?" ich nickte und konnte quasi spüren wie ich älter wurde während sie in aller Ruhe auf den Computer schaute.
Als sie mich schließlich zu meiner ersten Stunde brachte, fielen mir die vielen Bilder von Footballspielen, Cheerleadern und Rodeos auf „Viel Glück" sagte sie und lies mich vor der Holztür stehen.
Leise klopfte ich an und öffnete sie dann. Die Lehrerin war relativ jung und lächelte mich freundlich an „Komm gerne rein" ich schloss die Tür hinter mir und sie zog mich neben sich „Stell dich doch bitte einmal vor" ich lies meinen Blick durch die Klasse schweifen „Hi" kaum jemand sah mich an, die meisten waren an ihren Handys „Mein Name ist Abby, ich bin 18 und sonst gibt es nicht wirklich viel was ich erzählen könnte" die Lehrerin nickte mir dankend zu „Setzt dich bitte neben Kira. Kira, heb bitte deine Hand" ein sehr desinteressiertes Mädchen mit schwarzen, kurzen Haaren hob die Hand ohne auch nur einmal aufzuschauen.
In den Pausen saß ich in einer Gruppe von Handy süchtigen und beobachtete die Menge. Niemand von ihnen sah so aus, als könnte ich mich gut mit ihnen verstehen, aber war in Ordnung, schließlich war ich bisher auch gut ohne Freunde ausgekommen.
Nach der Schule brauchte ich nicht lange um den blauen Pickup auf dem Parkplatz zu finden. Luca lehnte an der linken Seite und grinste mir provokant zu, ich konnte nicht um hin, die vielen Mädchen zu bemerken die mir nun eifersüchtige Blicke zuwarfen. Wenn mein Tag heute entspannt gewesen war, dann würde er morgen die Hölle werden, das wusste ich jetzt schon.
Auf dem Hof wurde ich von einer strahlenden Grams empfangen die mich über meinen Tag ausfragte, als wäre es der erste Schultag meines Leben gewesen. Als sie mich aus ihren Fängen entließ, machte ich mich schnell auf den Weg nach draußen.
Schon aus dem Wohnzimmer hatte ich Jack in dem kleinen Roundpen bei Master gesehen. Jetzt gab ich meiner Neugierde nach, ich musste es einfach mit ansehen.
Ich hatte mir eine Scene aus einem der tausend Pferdefilme vorgestellt, wo die auserwählte Person einfach die Hand ausstreckt und das Pferd wie durch Magie zahm wird. Natürlich wusste mein Kopf das es in Wirklichkeit nicht so war, aber mein Herz hoffte, dass da dennoch etwas dran war.
Anstatt das Tier auf magische Weise zu zähmen, stand Jack genau in der Mitte des Kreises und beobachtete Jim und Luca wie sie auf einer der Wiesen standen und über etwas zu debattieren schienen. Als er mich bemerkte, drehte er den Kopf und lächelte mich an „Willst du reinkommen?" ich nickte zögerlich, öffnetet und schloss das Gatter hinter mir. „Komm her" sagt er und wank mich zu sich. Ich hatte keine Angst vor Pferden, aber vor Pferden die Menschen nicht gewöhnt waren und leicht Panik bekamen, hatte ich mehr Respekt als es vielleicht gut und wünschenswert war.
Dennoch stand ich nun in der Mitte des Roundpens neben Jack. Master musterte mich argwöhnisch. „Kannst du kurz alleine hier warten, ich musst zu Jim" ich sah ihn entsetzter und panischer an, als ich es geplant hatte. „Du musst einfach nur hier stehen, mehr nicht, er soll sich an Menschen gewöhnen, wenn er dir näher kommt, nicht berühren, das könnte ihn verschrecken" ich nickte langsam und Jack verlies den Roundpen.
Jetzt stand ich also auch noch alleine hier. Master wirbelte den Staub auf dem Boden mit seinem Atem auf und schien nach Gras oder essbarem zu suchen. Am liebsten hätte ich ihn zu den anderen auf die Wiese gelassen aber erstens hätten mich dann vermutlich alle umgebracht und zweites hätte es wahrscheinlich keine zwei Minuten gedauert bis er über einen der Zäune gegangen wäre.
Ich wendete meinen Blick von Master ab und Jim, Luca und Jack zu. Die drei standen nun zusammen auf der Weide und schienen neue Abtrennungen der Zäune oder so etwas zu planen. Ich entspannte mich etwas als Jack sich von ihnen entfernte und in meine Richtung kam.
Erst jetzt bemerkte ich Master. Er war ein gutes Stückchen nähergekommen und wirbelte noch immer den Staub auf. Ich rief mir wieder ins Gedächtnis was Jack vorhin gesagt hatte nicht bewegen, das könnte ihn verschrecken. Langsam und vorsichtig steckte ich meine Hände in meine Hosentaschen um unter keinen Umständen in Versuchung zu kommen, einen der Pferdefilme nachzumachen und getreten zu werden.
Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, auch Jack, der auf dem Zaun lehnte, bewegte sich nicht. Master kam immer näher und schien sich kein Stückchen an mir zu stören, es war fast als hätte er mich vergessen. Eine kräftige Windböe blies den Staub vom Boden auf und lies mich beten das mein Hut auf meinem Kopf blieb und Master nicht erschreckte.
Er war nun nur noch wenige Zentimeter von meinen Schuhen entfernt. Ich hatte überall Gänsehaut, sogar im Gesicht, zumindest fühlte es sich so an. Mein gesamter Körper war wie paralysiert, ich war unfähig mich zu bewegen und dennoch hatte ich das Gefühl als würde ich zittern.
Ich versuchte krampfhaft meinen Herzschlag zu verlangsamen und mich zu beruhigen, denn schließlich konnten Pferde so etwas spüren. Aber Master schien es nicht zu merken oder es interessierte ihn einfach nicht wie unglaublich nervös das Mädchen da vor seiner Nase war. Als er abdrehte und am Rand des Roundpens nach essbarem suchte, winkte Jack mich vorsichtig raus.
„Das war sehr gut" sagte er als ich wieder auf sicherem Boden stand, langsam nickte ich. In meinem Kopf herrschte gerade absolute Leere, ich wusste nicht ob es Aufregung, Angst oder irgendetwas war. „Willst du mir morgen wieder mit ihm helfen? Ich finde ihr beide gebt ein gutes Team ab" ich war mir nicht sicher ob ich das wirklich wollte aber mein Kopf nickte einfach.
An den Rest des Abends konnte ich mich nicht wirklich erinnern, zu viele Gedanken führten mich immer wieder zu Master.
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Gonna be a Cowgirl
RomanceGonna be a Cowgirl ist Abigails Geschichte, wie sie nach dem Tod ihres Vaters wieder auf ihre Geburtsranch zurück zieht. Sie kann zwar Reiten und ist Selbstständig, aber die vielen neuen Gesichter und Erfahrungen sind weit über dem, was sie erwartet...