Perlenmeer Kapitel 11

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,,Olivia, leihst du mir deine Physiknotizen aus?“ Yuri lächelte freundlich und versuchte so nett wie möglich auszusehen, obwohl der liebevolle Ausdruck gar nicht in sein sonst so ernstes Gesicht passte.

„Wie bitte? Meine... Notizen?“, fragte Olivia und drehte ihren Kopf verwirrt zu mir um. Ich schnappte nach Luft und klammerte mich an den Schultisch, an dem ich mich anlehnte.

„Wieso fragst du nicht Nancy? Sie ist besser als ich in Physik“, schlug Olivia vor und setzte ein Lächeln auf, welches Yuri keineswegs beeindruckte.

Sein Grinsen verklang und ging über in einen steinharten Ausdruck. Er schwieg. Und drehte sich dann wortlos um, holte Luft und steuerte auf jemand anderen zu.

„Agnes! Leihst du mir deine Physiknotizen aus?“

„Hat er sich gerade wortlos umgedreht und ist gegangen?“, fragte Olivia und ich nickte.

„Nimm es nicht persönlich. Er spricht schon die ganze Woche nicht mehr mit mir.“

„Aha“, meinte sie nur und nickte langsam. Ich sagte nichts weiter.

Olivia's Blick schweifte in die Ferne, während sie sich ihren Apfel aus der Tasche fischte und gedankenverloren in ihn hinein biss.

„Hey ihr!“ Agnes trat neben uns und lächelte. Sie trug neuerdings einen Pony und fühlte sich wohler denn je. Gut gelaunt setzte sie sich auf den Schultisch mir gegenüber.

„Und? Hast du Yuri die Notizen gegeben?“, wollte Olivia wissen, bevor sie einen weiteren Bissen von ihrem Apfel nahm.

„Gehts noch? Und ihn noch dabei unterstützen wie er gegen unsere Nancy Krieg führt? Niemals.“

Es stimmte. Mittlerweile führten Yuri und ich Krieg.

Begonnen hatte ja alles mit seinem Anruf in betrunkenem Zustand, seiner Art, sich vor mir zu schützen und mir aus dem Weg zu gehen, bis hin zu der Perle, die er mir zurück gegeben hatte.

Am Montag hatte ich ihm deswegen das Bein gestellt. Nur um mir selbst etwas Genugtuung zu verschaffen. Daraufhin aber war wie durch ein Wunder ein gekauter Kaugummi in meinem Haar zum Vorschein gekommen, den ich nur mit Mühe und mit Mayas Hilfe aus meiner Frisur heraus bekommen hatte. Ich wusste natürlich wer das gewesen war und so hatte ich ihm seine Physiknotizen geklaut, weshalb er mir gestern auf dem Heimweg den Stinkefinger zeigte.

Und da waren wir. Mitten in einem Krieg, den ich gar nicht ausfechten wollte aber doch gar keine andere Wahl hatte.

„Danke für deine Unterstützung, Agnes“, erwiderte ich dankbar und lehnte mich etwas zurück.

Vincent stürzte in das Klassenzimmer hinein. Kreidebleich im Gesicht, wie immer. Ein verwahrlostes Buch unterm Arm. Er hatte sich schon lange nicht mehr in der Schule blicken lassen und Olivia neben mir verkrampfte sich.

Sein Blick fiel für eine halbe Sekunde auf sie und ich meinte, Verzweiflung in seinen Augen zu sehen, doch da wandte er sich schon wieder weg.

„Olive. Was ist jetzt mit ihm? Willst du ihn für immer und ewig ignorieren?“, fragte ich etwas leiser und lehnte mich zu ihr hinab, wobei ich jetzt auf ihrem Tisch sass.

Sie zuckte mit den Schultern.

„Nein... ich will ihn nicht ignorieren. Ich will mit ihm darüber sprechen.“

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