Perlenmeer Kapitel 19

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Zur Abwechslung mal ganz schnell ein neues Kapitel ;D Enjoy <3

„Sag mal, Nancy... Wo warst du gestern?“ Mein Vater lehnte sich in mein Zimmer, den Telefonhörer an seine Brust gelegt. Mit forschendem Blick musterte er mich. Ich sass auf meinem Bett und ass ein Joghurt. Ich wurde ganz weiss im Gesicht. Nicht nur, weil er jetzt wusste, dass ich geschwänzt hatte, sondern auch weil ich in meinem Bett ass. Das war in unserem Haus Regel Nummer Eins. Keine Esswaren in den Schlafzimmern.

„Äh, in der Schule?“, probierte ich es nervös. Mein Blick wanderte zum Telefon. Da hatte ihm wohl ein Vögelchen von meiner Abwesenheit gezwitschert.

Er wandte sich ab und telefonierte weiter, doch bevor ich vor Erleichterung ausatmen konnte, war er schon wieder in meinem Zimmer. Er hatte aufgelegt und stand nun mit verschränkten Armen vor mir. Das Joghurt hatte ich mittlerweile auf den Nachttisch gestellt.

„Dein Lehrer hat angerufen. Er sagt, Yuri Callaghan und du haben heute in der Schule gefehlt... Warst du mit ihm unterwegs?“

Ich errötete. Nein, lügen konnte ich nicht. Nicht in diesem Fall.

Mein Vater seufzte und schob sich seine Hornbrille zurecht.

„Dieser Junge... das ist doch der mit den Tattoos und den Familienproblemen!“ Seine Stimme wurde lauter und um mich weniger klein zu fühlen stand ich auf.

„Er hat dir beim Autokino geholfen“, sagte ich leise und sah zur Seite.

„Ah das ist der? Der, der dich mit seinen Blicken aufgegessen hat anstatt zu arbeiten?“ Er holte tief Luft und öffnete das Fenster. Das machte er immer, wenn die Wut sich in ihm anbahnte.

„Gott, hast du wirklich was mit dem zu tun, Nancy? Bitte nicht!“ Er fuhr sich durch sein schon ergrauendes Haar.

„N-naja... Er ist nicht so wie du denkst...“ Ich biss mir auf die Unterlippe und musste die Tränen zurück halten.

„Aha und wie ist er denn?“ Er begann langsam aber sicher die Beherrschung zu verlieren.

„Er schwänzt“, bemerkte mein Vater.

„Ja schon...“, gestand ich.

„Er ist doch mit diesem Drogenkind befreundet!“, fuhr er fort.

Er nannte Vincent „Drogenkind“. Der Schock blieb mir im Halse stecken.

„Ja, aber -“

„Kein aber. Zu deinem Besten meidest du den Jungen! Wenn ich noch einmal was höre von Schwänzen oder... was weiss ich. Bekommst du Probleme meinerseits junge Dame.“ Er hob drohend einen Finger und war so rot wie ich, einfach aus Wut und nicht aus Scham.

„Du bekommst Hausarrest. Bis am Sonntag!“

„Was?! Nein!! Das kannst du nicht tun!“

„Natürlich kann ich das tun!“

Damit war die Konversation fertig. Er ging aus meinem Zimmer und niedergeschlagen liess ich mich auf mein Bett fallen.

Zu meinem Entsetzen kehrte er zurück.

„Kein Joghurt in den Zimmern!“ Er ging auf meinen Nachttisch zu und konfiszierte den Becher. Ohne mich ein weiteres Mal anzusehen, verliess er mein Zimmer. Dieses Mal wirklich.

Bedrückt ging ich zum Fenster und schloss es. Dann holte ich das Couvert hervor, mit der rosaroten Perle, die mir Yuri geschenkt hatte. Ich holte mir eine Perlenschachtel auf mein Bett und öffnete sie vorsichtig.

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