3

1.7K 128 33
                                    

"Das Essen ist wiedermal vorzüglich."

Mein Vater lobt Miranda und lächelt sie liebevoll an, die das Lächeln nur erwiedert. Sie schauen sich einen Moment lang an und ich sehe mit einem verwirrten Blick von einem zum Nächsten, sage jedoch nichts. Miranda, die meinen Blick bemerkt hat, stellt den teuren Wein meines Vaters auf den Tisch, bevor sie in die Küche eilt.

Seit wann lächeln sie sich an? Und was bedeutet dieser Blick?
Irgendetwas läuft hier schief.

Nachdem ich nach Hause angekommen bin, bin ich ohne Miranda zu grüßen, in mein Badezimmer gerannt, um zu duschen. Ich musste erstmals das Geschehene verarbeiten.

Wer waren diese Menschen?
Und warum taten sie sowas? Sind sie so verzweifelt, dass sie andere unschuldige Menschen in Gefahr bringen, nur um an Essen zu kommen?
Vater hatte doch gesagt, dass er sich um alles kümmert. Und dass die Menschen in Wohl und Frieden leben. Dass er keine Gewalt duldet und jedem Bürger Hilfe anbietet, damit jeder glücklich ist.

Aber danach sah es heute gar nicht so aus.

Unter der Dusche schossen mir die ganzen Bilder vom Mittag in den Kopf.

Dieser Fremde.

Wer war er?
Eine Gänsehaut überkommt mich als ich an seine Blicke denken muss. Diese blau-grauen Augen. Wie er mich angesehen hat, als er dort an der Wand lehnte. Er hat irgendetwas geheimnisvolles an sich und auch wenn ich mich von ihm, schon wegen seinen Klamotten her, fernhalten sollte, will ich mehr über ihn erfahren. Irgendetwas sagt mir, dass er mit dem Vorfall etwas zu tun hat.

Kopfschüttelnd steige ich aus der Dusche. Ich muss aufhören, mir Gedanken darüber zu machen.

Nachdem ich umgezogen das Wohnzimmer betreten habe, durfte ich mir eine Standpauke von Miranda anhören, wie unhöflich mein Verhalten doch war und wenn mein Vater das mitbekommen hätte, nicht sehr erfreut gewesen wäre. Normalerweise würde ich traurig darüber sein, dass ich sie enttäuscht habe, jedoch interessiert es mich im Moment wenig.

Und nun sitze ich hier mit meinem Vater und seiner "rechten Hand", so wie er Mr.Payne nennt, und esse zu Abend. Sie unterhalten sich über irgendetwas geschäftliches, während ich in meinem Essen herumstochere und in meinen eigenen Gedanken vertieft bin.

"Liviana, Liebes, warum bist du denn so still?"

Mein Vater sieht mich neugierig an, genauso wie Mr. Payne, den ich, wenn wir nicht in der Öffentlichkeit sind, Liam nennen darf.

"Deinem hübschen Gesicht steht nur ein Lächeln."

Liam lächelt mich an und innerlich verdrehe ich meine Augen. Er ist ein paar Jahre älter als ich und versucht ständig meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Jane's Meinung nach, würde er nur an mir kleben und da mein Vater ihm vertraut, hat er nichts dagegen einzuwenden. Er will praktisch, dass ich mit ihm Zeit verbringe und ihm zuliebe, war ich auch schonmal mit ihm auf Dates, jedoch hatte ich wenig Gefallen daran. Wir sind einfach zu verschieden. Er redet ständig über irgendetwas politisches, was mich nicht im Geringsten interessiert.

Ich lächele schwach.

"Es ist nichts. Ich bin nur etwas müde."

Mein Vater nickt nur, während Liam mich weiterhin anlächelt.

"Freust du dich denn auf deinen Geburtstag übermorgen? Ich habe viele Leute eingeladen und diesesmal wird sie größer, denn je.."

Und ab da schalte ich wieder ab.
Wie gesagt, es ist ja eigentlich mein Geburtstag. Plötzlich kommt mir ein Gedanke.

"Vater, hattest du nicht gesagt, dass du dich um die ganzen Bürger kümmerst? Vorallem in Doncaster?"

Mein Vater sieht mich überrascht an, genau wie Liam. Sein Blick wechselt kurz zu wütend und dann wieder zu nachdenklich. Ich presse meine Lippen aufeinander. Ich weiß, dass mein Vater es hasst, wenn man ihn unterbricht, jedoch ist es jetzt schon zu spät.

"Aber sicher. Wie kommst du denn darauf? Alle sind zufrieden und glücklich."

Als wäre dies selbstverständlich, widmet er sich, ohne mich nocheinmal anzusehen, seinem Essen zu, während Liam von seinem Wein trinkt und mich mustert. Für mich war es, bis jetzt, auch immer selbstverständlich, jedoch glaube ich seit dem heutigen Tag, dass hier irgendetwas faul ist. Ich sage nichts mehr dazu und esse schweigend zu ende.

_

"Das kann nicht wahr sein!"

Mein Vater schlägt wütend auf den Esstisch, was mich zusammenzucken lässt.

"Das ist ein Skandal! Warum schreibe sie sowas in die Zeitung?! Das bringt nur Unruhe!"

Während er sich weiter aufregt und wütend über den Artikel streicht, indem man sieht, wie die ganzen Menschen hysterisch herumschreien und das Obst auf dem Boden verteilt ist, während die maskierten Typen die Flucht ergreifen, trinke ich weiter von meinem Orangensaft. Dieses Bild weckt Erinnerungen.

Plötzlich verschlucke ich mich und mein Vater und Miranda sehen mich besorgt an.

"Alles gut", gebe ich mit einer piepsigen Stimme von mir und merke, wie meine Hände anfangen zu schwitzen.
Auf dem Foto, unten rechts, kann man mich sehen, wie ich geschockt das Geschehen verfolge. Auch wenn man mich vielleicht nicht ganz genau erkennt, weiß ich, dass ich das bin und mein Vater ist klug genug, um das zu bemerken.

Er widmet sich wieder der Zeitung und ich tue so, als möchte ich an die Oliven drankommen. In Wirklichkeit habe ich mit einer Bewegung seinen Kaffee umfallen lassen, weswegen die braune Flüssigkeit auf das Foto fließt, genau auf die Stelle, auf der ich abgebildet bin. Sofort kommt Miranda mit einem Lappen angelaufen und ich darf ihre bösen Blicke ertragen. Ich entschuldige mich bei meinem Vater ganz lieb, der aber mit den Gedanken ganz woanders ist. Ohne uns noch einen Blick zu würdigen, verlässt er das Wohnzimmer und ruft jemanden an. Wahrscheinlich Liam.

Und bevor Miranda mit ihrer Leier anfangen kann, mache ich mich auf den Weg zur Schule.
_

"Liv! Liv, warte mal!"

Ich bleibe vor dem Schultor stehen und drehe mich um, nur um zu sehen, wie Jane in meine Richtung sprintet. Ich hatte sie den ganzen Tag lang nicht gesehen, da wir heute keinen einzigen Kurs zusammen hatten.

"Was machen wir jetzt morgen?"

"Du meinst wohl eher, was du morgen machst. Denn ich darf eine langweilige Party über mich ergehen lassen."

Ich verdrehe genervt die Augen und suche nach James, den ich jedoch nicht finden kann. Ich seufze auf. Scheint so, als ob er noch nicht da ist.

"Weißt du was? Ich rette dich! Wir gehen einfach auf eine Hausparty, ohne dass es jemand bemerkt-"

"Ich denke, dass jeder, wirklich JEDER das Fehlen des Geburtstagskindes auf keinen fall bemerken wird", gebe ich ihr sarkastisch zurück, während sie nur ihre Augen verdreht.

"Dann lass uns jetzt wenigstens zu mir gehen, einen Film gucken und danach Haarfrisuren ausprobieren! Für morgen!"

Sie klatscht sich freudig in die Hände und weil ich weiß, dass sie keine Ruhe geben wird, stimme ich zu. Zum Glück erlaubt mir mein Vater den Umgang mit Jane.

Wir verlassen das Schulgelände und machen uns auf den Weg zu einer kleinen Bank, in der Nähe der Bushaltestelle. Dort warten wir immer, wenn James noch nicht da ist. Wir setzen uns hin und ich schließe die Augen. Ich fühle die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht und das Gezwitscher der Vögel lenkt mich für einen Moment ab und ich vertreibe die Gedanken an den morgigen Tag.

Hätte ich doch nur gewusst, dass dieser Geburtstag unvergesslich sein wird.

Na dann, fangt schonmal an, euch Szenarien für den Geburtstag zu fantasieren! 😀

Wie wär's mit einem Kommi oder Vote?

Danke! ❤️

Schlaft gut! ;*

Awaked || l.t ( ON HOLD )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt