Tsubaki setzte sich auf einen Felsen am See. "Als du von dem Auftrag zurück gekommen bist, du hast gemeint du wärt abgelenkt gewesen, ich kenne dich nun seit Jahren und ich weiß, eine kleine Ablenkung lässt dich nicht von dem Ausführen einer Mission abbringen, schon gar nicht von einer einfachen wie dieser. Außerdem warst du dir der Wichtgkeit bewusst und du stellst die Mission immer über andere Dinge, das haben wir dir gelehrt und du hast es befolgt wie nur wenige andere vor dir. Was also, war es, dass dich damals abgelenkt hat?" Ich spürte einen Kloß in meinem Hals der es mir unmöglich machte, über den Vorfall in der großen Bibliothek zu sprechen. Stattdessen erklärte ich ihm "Ich.. Ich... Der Auftrag war weniger einfach als wir vermutet hatten, einige Seiten aus Büchern die vermutlich Hinweise geliefert hätten waren herausgerissen worden und auch einige Bücher wurden aus den Regalen entwendet und gegen andere ausgetauscht. Somit waren keine Informationen mehr in der Bibliothek und.." Tsubaki hob seine Hand beschwichtigend. "Das ist schlecht zu hören, da es unsere Chancen noch weiter senkt, doch das war nicht was ich hören wollte, was also, war es, dass dich damals abgelenkt hat?" Ich senkte meinen Kopf und begann leise zu erzählen. "In der Bibliothek habe ich ein Gespräch belauscht, zwei Männer, sie sprachen von einem Sylth-Mädchen, von dem letzten, mir. Sie wollen.. sie wollen.." Tsubakis Miene wurde ernst. "Wir wissen bereits, dass es Leute gibt, die dich tot sehen wollen, das würde dich aber auch nicht so sehr ablenken, du weißt mit dem Tod umzugehen, du riskierst dein Leben bei so manchen Aufträgen, da ist noch mehr! Beantworte meine Frage ehrlich, was ist passiert!" Seine Tonfall duldete keinen Wiederspruch und er machte mir deutlich klar, dass ich die Wahrheit sagen musste. "Der Mann, war...mein Vater" Die letzten beiden Worte waren so leise, dass ich daran zweifelte, dass Tsubaki sie überhaupt gehört, geschweige denn verstanden hatte, doch er hatte offensichtlich genau verstanden und seine Mimik sprach Bände.
Der Meister kam ein wenig früher von seiner Reise zurück, als erwartet, und er war froh zu sehen, dass die Kinder in seiner Abwesenheit Fortschritte gemacht hatten. Meine Strafarbeit war damit beendet und ich konnte mich meinem Training wieder voll und ganz widmen. Ich begann am Morgen nachdem der Meister zurückgekehrt war noch bevor die Sonne aufging in der Stille der Nacht. Auf meinem Lieblingsplatz am See begann ich zu meditieren, die einzigen Geräusche waren der Wind, der leise durch den Wald tanzte, und meine ruhigen, kaum hörbaren Atemzüge. Ich spürte die Kraft des Waldes, der Natur, ich konnte die Tiere spüren, wie sich die einen in ihem Schlafplatz zusammen kugelten und die anderen ihre Schnauzen reckten und die frische Morgenluft in sich aufsogen. "Isashi!" Ein leises Wispern hinter mir ließ mich meine Verbindung abbrechen und ich drehte mich um. 26 kletterte den Felsen auf dem ich saß hinauf und hielt mir ein Stück trockenes Brot, dass er aus dem Vorratslager stibitzt hatte, hin. Er setzte sich neben mich und eine Weile starrten wir einfach nur auf das schimmernde Wasser. "Er ist wunderschön. Hier fällt es mir immer besonders leicht, mit der Natur in Verbindung zu treten." Ein müdes, freundliches Lachen war von 26 zu hören. "Ich hab das von deinem Vater gehört, Tsubaki hat es mir erzählt, etwas scheint ihm große Sorgen zu machen, aber er will einfach nicht mit der Sprache rausrücken. Tut mir leid..." Meine Hände hatten sich verkrampft als er meinen Vater erwähnt hatte ohne dass ich es bemerkt habe. "Schon ok." Der See vor meinen Augen verschwamm ein wenig und ich versuchte die Tränen weg zu blinzeln, doch es kamen immer mehr. "Mein eigener Vater hat damals meine Mutter getötet, und jetzt will er mich auch noch beseitigen!" Mein Stimme war ein wenig heiser und zitterte. "Er hat mich ein Monster genannt! Seine eigene Tochter, ein Monster!" Ich gab den Tränen nach, versuchte nicht mehr sie zurück zu halten. Ich spürte zwei Arme die sich um meine Schultern legten. "Schon gut, er ist der Meinung du bist ein Monster, du weißt, du bist keines, seine Meinung kann das nicht ändern!" Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schloß meine Augen. "Aber was ist, wenn er Recht hat? Wenn ich wirklich ein Monster bin? er hat auch von mehr Fähigkeiten als nur denen der Sylth gesprochen. Was wenn es stimmt!" Ich schüttelte mich bei dem Gedanken. "Es gibt eines, an das ich mich erinnern kann, aus meiner Zeit vor dem Lager, ein weiser, alter Mann hat mir erzählt. "Solange du den Glauben in dich nicht verlierst, solange du dich selbst nicht aufgibst, bist du kein Monster, egal wie bösartig, furchterregend oder eigenartig du bist, wenn du an dich glaubst, bleibst du ein Mensch mit einem treuem Herzen. Also, wenn ich das richtig verstehe, bist du kein Monster solange du weiterhin an dich glaubst." Ich schloß meine Augen, es hatte mich etwas beruhigt, zwar nur ein wenig, aber doch.
"Wach auf! Isashi!" Eine raue, aber warme Hand schüttelte mich wach. "Die Sonne geht schon auf. Wach auf!" Ich öffnete langsam meine Augen und setzte mich auf. "Bin ich auf deiner Schulter eingeschlafen? Tut mir leid." 26 lächelte schwach und stand langsam auf. "Du solltest dein Gesicht waschen, sonst glaubt noch jemand du hättest geweint." Ich ließ ein leises Schnauben von mir hören und kletterte langsam den rauen Fels zum Wasser hinunter. Das kalte Wasser auf meinem Gesicht machte mich erst richtig wach. "Ich will jetzt weiter trainieren." 26 sah hinauf in die Baumkronen, die langsam die ersten Sonnenstrahlen in den Wald ließen, und ging. Ich setzte mich wieder hin und starrte eine Weile einfach nur auf den ruhigen See hinaus, bevor ich mich wieder meinem Training wandte. Doch ich hörte nach kurzer Zeit wieder auf, ein kalter Wind war aufgefrischt und graue Wolken begannen die Sonne zu verdunkeln. Ich stand auf und kletterte langsam den Felsen zum Wasser hinunter. Es wurde in kleinen Wellen gegen den rauen Stein geschlagen und hinterließ dunkle Flecken auf ihm. "208, ich habe mir schon gedacht, dass ich dich hier finden kann. Das Hauptquartier möchte über die Geschehnisse von Erua erfahren, du sollst dich auf den Weg machen. Es befindet sich im Hiozu-Gebirge. Du wirst in Kuris auf einen Krieger aus dem Hauptquartier treffen, das Erkennungszeichen ist der Ruf der Sylth, den hat man dir ja hoffentlich beigebracht. Gehe nicht die Wege, und mache einen großen Bogen um die Königsstädte, die Königliche Arme hat ihre Sicherheit verschärft, es scheint, als würden unsere Handlungen künftig schwieriger sein. Am besten ist," Tsubaki zog eine alte, zerknitterte Karte aus seinem Mantel, "du gehst diese Route, hier sind in letzter Zeit des öfteren Patrouillen. Hier kannst du auch gehen, das ist etwas kürzer, aber weniger sicher." Er fuhr mit seinem Finger über das gelbliche Papier der Karte. "Du musst sicher sein, dass in Kuris keine Soldaten sind, wenn du dich mit dem Abgeordneten aus dem Hauptquartier triffst. Es muss absolut geheim bleiben." Ich nickte und sah mir noch einmal die Karte an. "Was ist mit der Route? Die wäre zwar länger, aber man passiert dabei nicht die Hauptstraße." er rollte die Karte wieder zusammen. "Zu lang, es muss so schnell wie möglich gehen, wenn du die Straße nachts passierst, sollte alles in Ordnung sein. Pack alles nötige zusammen und melde dich dann bei mir."
In etwa eine Stunde später stand ich im Eingang des Hauptgebäudes und rief nach Tsubaki. "Ich bin ja schon hier, hast du alles? Fernglas? Karte? Ess..." Ein wenig ungeduldig unterbrach ich ihn. "Ich bin seit acht Jahren hier, ich kann meine Sachen packen, also, was ist noch, warum sollte ich nochmal herkommen?" Tsubaki deutete auf einen kleinen Lederbeutel auf seinem Schreibtisch. "Geld. Hoffentlich mehr als nötig." Ich nahm den kleinen Beutel, es war normal, für Aufträge ein wenig Geld zu bekommen,doch das holten wir uns normalerweise in dem alten Bauernhaus in dem die Küche war. "Deine Reise ist geheim, außer mir wissen nur du und der Meister davon, für die anderen bist du wieder in Shuiu." Ich nickte. "Also, warum sollte ich herkommen? Das wird ja nicht der Grund gewesen sein." Ich deutete auf den schwarzen Beutel in meiner linken Hand um zu zeigen was ich meinte. "Nein, du hast recht, da wäre noch was." Er ging durch eine Tür neben seinem Schreibtisch und kam mit einem Brief und einem kleinen Päckchen wieder. "Überbringe das für mich, niemand darf es sehen, auch nicht der Abgeordnete der dich zum Hauptquartier bringt. Lasse dich zu Ormis bringen, du gibst ihr den Brief und das Paket, den Brief, trage immer bei dir, das Paket, lasse in deinem Rucksack, mit ihm alleine, kann man nichts anfangen. Ich möchte benachichtigt werden, sobald der Brief und das Paket sicher überbracht wurden. Du kannst gehen!" Ich nickte und verstaute Brief und Paket sicher bevor ich mich umdrehte und die Holzbauten verließ.
DU LIEST GERADE
Sylth
FantasyIch bin Isashi Miakase, Mit meinen Eltern haben ich in einem friedlichen Dorf nahe Shuiu gelebt, doch ein Ereignis hat mein Leben verändert. Lest selbst