Nach ein paar Stunden die ich mit wenigen kurzen Pausen hinter mich gebracht habe, begann der leichte Wind, der über den Vormittag immer stärker geworden war, sich zu einem kleinen Sturm zusammen zu brauen. Die dunklen Wolken am Himmel begannen sich auf die Erde herab zu regnen und ein Gewitter kündigte sich an. Ich verfiel in einen Laufschritt und bemühte mich so schnell wie möglich die Distanz zwischen mir und der nahen Bergkette zu verringern. Als ich dort ankam suchte ich mir einen trockenen Platz unter einem Felsvorsprung und kramte meine Karte aus meinem Rucksack hervor. Mit meinem Finger fuhr ich die Route nach, die ich bisher gegangen war.
In der Ferne sah ich einen Blitz und ich zählte die Sekunden bis zum Donner. Zehn, elf, zwölf. Weiter gehen kam nicht in Frage, also sah ich mich um, nach einem besseren Platz um das Unwetter auszusitzen, ich wusste, dass es zahlreiche Höhlen in diesem Gebirge gab, doch nicht wo genau diese waren, und bis eine zu finden war, konnte es noch dauern, also beschloss ich, solange dass Gewitter noch fern war, in den Wald neben dem Gebirge zu gehen und Äste und Laub zu sammeln. Ich wickelte alles in schützende Lederhäute und kehrte zurück in die Berge. Der Wind war noch stärker geworden und ich sah mir den kleinen Felsvorsprung zweifelnd an, es war fast komplett nass unter ihm. Missmutig kletterte ich also den Berg weiter hinauf, in der Hoffnung eine Höhle zu finden bevor das Gewitter die Berge erreichte.
Ich hatte großes Glück. Der Regen ließ bereits meine Sicht verschwimmen als ich eine Höhle entdeckte. Sie war nicht groß, aber trocken. Ich legte die Äste und Blätter auf den Boden und wickelte sie aus ihen Lederhäuten. Sie waren nicht allzu nass, da der Wald sie zum Großteil vor dem Regen geschützt hatte, doch ein Feuer um mich zu wärmen, war unmöglich zu machen. Es war eiskalt in der Höhle, und weil ich über und über nass war, fühlte es sich noch kälter an. Ich kramte aus meinem Rucksack meine Decke hervor, sie war zwar nicht sehr dick, aber dafür warm. Zitternd öffnete ich den Verschluss meines Reisemantels und legte ihn ab, bevor ich mich in die Decke wickelte. Mit dem Rucksack als Kissen legte ich mich hin und versuchte ein wenig Schlaf zu bekommen, Regen machte mich immer müde, deswegen fielen meine Augen schon bald zu.
Als ich aufwachte war es nahezu still, nur der Wind pfiff leise, das Umwetter war vorbei, dafür war die Höhle von einem fürchterlichem Gestank erfüllt. Automatisch begannen meine Augen den Grund für den Geruch auszumachen und im Eingang der Höhle entdeckte ich ihn. Ein Moorling, normalerweise friedlebende Kreaturen aus den Mooren von Aysa, nur wenn man sie angriff, konnten sie wirklich gefährlich werden. Dieser Moorling hier schien anders zu sein. Er war groß und auch wenn vereinzelte Moorlinge auf Wanderschaft gingen, so war noch nie einer bis in unser Königreich vorgedrungen. Er war sehr groß für einen Moorling, wahrscheinlich etwa zwei Meter, doch was mich am meisten störte, waren seine blanken Augen, sie waren giftgrün und sahen fast aus wie die Anderen seiner Art, doch sie hatten ihren Glanz verloren. Der Moorling bewegte sich auf mich zu, auf eine Art und Weise, die untypisch für ihn war. Sie bewegten sich normalerweise langsam und träge, auch wenn man sie angreift wehren sie sich und sind nicht schnel, doch dieser hier war mit einer Geschwindigkeit bei mir, die ich bei wenigen Menschen zuvor gesehen habe. Ich wich aus. Der Angriff des Moorlings war unerwartet gewesen und ich hatte zwar gelernt während dem Schlafen Kraft zu sammeln, doch ich wusste auch nicht wie man Moorlinge bekämpft. Sie hatten eine Schleimschicht um ihren Körper, die sie schützte und waren damit gegen viele Attacken immun. Ich hatte ein Messer bei mir, doch im Umgang damit war ich in meinem momentanen Zustand nicht besonders berauschend. Dennoch richtete ich die Klinge auf den Moorling. "Hör zu, ich weiß nicht was ich getan habe, aber ich möchte dir nicht wehtun. Ich habe noch nie zuvor einen Moorling getroffen, also kann ich auch nicht deine Familie verletzt haben." Ich wusste nicht ob er mich verstehen konnte, aber ich war nicht besonders scharf auf einen Kampf mit der übergroßen Kreatur also redete ich weiter. "Ich möchte nicht mit dir kämpfen, also bitte, beruhige dich. Wir kö.." weiter kam ich nicht, denn der Moorling stürmte auf mich zu wickelte einen seiner tentakelähnliche Ast-Arme um meinen Hals. Jetzt bemerkte ich noch etwas, weitaus beunruhigenderes als die blanken, leeren Augen des Moorlings. Seine Bewegungen waren die selben wie damals, als mich einer der Trainer angegriffen hatte, als ich noch in meiner Ausbildung war. Der schleimige Arm wickelte sich fester um meinen Hals und schnürrte mir die Luft ab. Panik stieg in mir auf, der Trainer damals hatte einfach wieder aufgehört, aber der Moorling schien keine Anstalten zu machen, den Griff zu lockern. Meine Sicht wurde von kleinen schwarzen und weißen Punkten bedeckt.
26 hat damals etwas gemacht, ich war mir sicher, dass es kein Zufall war, aber was hat er gemacht?
Ich konnte mittlerweile nichts mehr sehen, spürte nur noch den eisernen Griff um meinen Hals und das Verlangen nach Luft meiner Lungen, ich wusste, nur noch ein wenig längerm und ich würde das Bewusstsein verlieren. Ich fühlte mich auf einmal schwach, schwächer als ich sowieso schon war ohne die Kräfte der Natur. Dann, auf einmal, füllten sich meine Lungen wieder mit Luft. Ich fiehl auf den harten Felsboden und sah mich um. Der Moorling sah sich um, sein Blick nun nicht mehr leer, sondern gefüllt mit Trauer und Unverständniss. Ich begann mich auch um zu sehen niemand außer mir und dem Moorling war hier.
Dann war es also doch Zufall gewesen.
Der Moorling kam langsam zu mir, sein Arm bewegte sich langsam auf meinen Kopf zu, dessen Spitze berührte meine Stirn und kaum, dass der holzige Tentakelarm mich berührte, hörte ich eine tiefe, mystische Stimme in meinem Kopf.
"Es tut mir leid"
Der Moorling kroch langsam aus der Höhle hinaus und verschwand in einem dichten Nebel. Ich starrte noch eine Weile an die Stelle, an der er als dunkler Fleck verschwunden ist, bevor ich mich umdrehte und meine Sachen zusammen packte, Nebel war zwar keine gute Vorrausetzung für meine Weiterreise, aber ich musste weiter, und mit etwas Glück, war der Nebel tief genug, dass die Gipfel frei von ihm sind. Ächtzend schulterte ich meinen schweren Rucksack und verließ die Höhle. Der Nebel war dick, ich konnte meine Hand kaum sehen, und nicht selten trat ich in eine Felsspalte, die ich für einen guten Tritt gehalten hatte. Der Anstieg dauerte und der Nebel wurde immer dichter.
Nach ein paar Stunden klettern gab ich schon fast die Hoffnung auf, als sich der Nebel auf einmal lichtete und ich in den klaren, nachtschwarzen Himmel starrte. Ich hatte die Bergspitze fast erreicht und begann mich umzusehen. Der Mond war beinahe voll und gab ein helles Licht ab, ich konnte andere Gipfel erkennen, doch die Sättel zwischen den Spitzen versanken alle im Nebel. Ich ging nun den Rest des Berges hinauf, und was ich auf der Spitze sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ein Junge, vielleicht elf oder zwölf lag in einer kleinen Kuhle, seine Auge starr in den Himmel gerichtet, sein Blick zeigte Angst, Verwirrung und sein Körper war gekrümmt vor Schmerzen die er ertragen hatte müssen. Sein Körper war kalt und er wahrscheinlich schon seit Stunden tot. Er trug keinerlei Spuren auf einen Angriff an sich, kein Blut, keine sonstigen Kampfspuren, nichts. Ich öffnete vorsichtig die Lederjacke des Jungen, er hatte in seiner Innentasche, ein kleines, altes Buch, geschrieben in einer Sprache die ich nicht verstand, mit lauter antiken Symbolen, von denen ich die wenigsten gesehen, und noch weniger gelernt hatte. In einer anderen Tasche war ein kleiner Rest getrocknetes Fleisch und helle Lederhäute auf denen dunkle Kohleflecken waren. Neben dem Jungen, lag ein kleines Stück Kohle, nass vom Nebel, und Spuren von der Kohle, die wohl zum schreiben von Symbolen, wahrscheinlich ähnlich dieser aus dem Buch, sowohl auf dem Fels, als auch auf den Lederhäuten, verwendet worden war. Ich wollte schon gehen, als eine Kette um seinen Hals, ihre Aufmerksamkeit auf mich zog. Ihr Anhänger war aus Elfenbein geschnitzt, und schwarz gefärbt worden. Er war kunstvoll und sah sehr alt aus. Die Form des Anhängers war ein Symbol, das mir bekannt vorkam, ich hatte es schon einmal gesehen, nicht in dem kleinen Taschenbuch, sondern woanders, aber mir fiel nicht ein wo. Ich beschloss kurzerhand, sowohl das kleine Buch, als auch die Kette mit mir zu nehmen.
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Sylth
FantasyIch bin Isashi Miakase, Mit meinen Eltern haben ich in einem friedlichen Dorf nahe Shuiu gelebt, doch ein Ereignis hat mein Leben verändert. Lest selbst