Am nächsten Tag musste ich wieder zum Training gehen. Ab jetzt jeden Tag und Abends in der Krankenstation helfen. Als ich am Trainingsplatz ankam wurde ich dieses mal vom Meister nicht weggeschickt, stattdessen befahl er mir mich zu setzten und den anderen beim Training zu zusehen bis der Mann von gestern kam, gefolgt von Nummer 26. "208!" Ich sah auf. Die beiden kamen direkt auf mich zu. "Komm mit, du kriegst ein Spezialtraining." Nummer 26 sah die ganze Zeit nur kalt und zielsicher auf einen von den anderen getrennten Platz zu dem wir nun auch gingen. "26! Du weißt was du zu tun hast" Er nickte nur und stellte sich breitbeinig vor mich. "20 Liegestütze!" Seine Stimme war nicht Rau wie ich es erwartet hätte, nein imGegenteil, noch fast wie die eines Kindes. Mir fiel auch erst jetzt auf, wie klein er war und, dass er nur wenig älter war als ich. "Ich kann das nicht" Seine Miene wurde hart und seine Stimme war sicher. "Du bleibst hier, bis du es kannst!" Ich zog den Kopf ein und begann, langsam und erfolglos. "Du musst dich spannen! So wird das nie was!"
Die Zeit verging und die Sonne stand schon hoch als er mich eine Pause machen ließ. Nachdem ich kurz getrunken und eine Kleinigkeit zu essen bekommen hatte ging es weiter.
Als es schon dunkel wurde bekam ich vielleicht fünf am Stück hin, aber das reichte nicht. Um Mitternacht wurde mir erlaubt zu gehen. Aus Angst vor der Reaktion von Sir Temps ließ ich mich auf dem harten Boden des Platzes nieder und schlief auf der Stelle ein.
Am nächsten morgen schmerzten meine Muskeln und jeder Knochen, mehr noch, als am vorigen Tag aber auch beim heutigen Training gab es kein Erbarmen.
"Du kannst gehen! Du bist sowieso zu nichts mehr zu gebrauchen." Kurz bevor die Sonne unterging befreite mich Nummer 26. Ich humpelte an den Trainingsplätzen vorbei, an denen vereinzelt noch trainiert wurde und kam zur großen Hütte und der nebenstehenden Krankenstation. "Sie ist keine Thiovei! Sie ist schwach!" "Thiovei sind schwach!" Als ich vor der großen Hütte vorbei ging vernahm ich Stimmen von drinnen, die heftig diskutierten. "Thiovei passen sich an!" Ein klare Stimme, die ich noch nie zuvor gehört habe. "Das tut sie aber nicht! Sie ist unnütz!" Das war der Mann zu dem ich an meinem ersten Tag gebracht worden war. "Sie muss es noch lernen Tsubaki!" Die Stimme gehörte auf jeden Fall einer Frau. "Sie kann es nicht lernen weil sie keine Thiovei ist! Es gibt keine weiblichen Thiovei!" "Und wenn sie eine Dirven ist?" "Ich werde sie morgen testen aber es ist unwahrscheinlich, sie ist zu schwach!" Eine kleine Pause folgte bevor sich die weibliche Stimme wieder meldete. "Und eine Sylth?" Der Mann klang nun wütend und ungeduldig. "Grace! Die Sylth sind ausgestorben. Das solltest du doch bestens wissen. Die Letzte wurde getötet von den Thiovei!"
Thiovei, Dirven, Sylth?
Vorsichtig ging ich weiter, sie, damit war wohl ich gemeint, denn wie ich an meinem ersten Tag erfahren habe, war ich der einzige Neuzugang seit drei Monaten und schwach war ich auch. "Wo warst du gestern?" Ich schloss gerade die Luke wieder als der Alte mich bemerkte. "Trainingsüberstunden," meinte ich nur knapp und setzte mich erschöpft neben den Alten der gerade die Wunden von einem der Jungen versorgte. "Dann leg dich jetzt hin, so erschöpft wie du bist, bist du nicht zu gebrauchen." Dankbar legte ich mich auf meinen Platz und schlief binnen Sekunden ein.
Am nächsten Morgen wurde ich geweckt von dem Mann zu dem ich am ersten Tag gebracht worden war, den Gesprächen vom Vortag zufolge hieß er, so glaubte ich mich zu erinnern, Tsubaki. "Steh auf Mädchen!" Schleunigst stand ich auf und folgte Tsubaki nach draußen. "Du wirst heute kein normales Training absolvieren, sondern ein spezielles, wenn es funktioniert haben wir eine Trainingsmethode für dich gefunden." Der Mann führte mich in den Wald hinein und blieb zwischen drei dicht beieinander stehenden Bäumen stehen. "Setz dich dort hin!" Er deutete auf einen Stein der inmitten des Kreises stand. Gehorsam setzte ich mich im Schneidersitz hin und wartete auf weitere Anweisungen. "Schließe die Augen und konzentriert dich, versuche dich auf die Bäume um dich zu konzentrieren und auf eine Ebene mit ihnen zu kommen. Teile deine Kraft mit ihnen." Ich tat was er mir befohlen hatte, ohne vollends zu begreifen was er wollte, und was das für eine Art von Training sein sollte, verstand ich auch nicht. "Konzentrier dich!" Je länger ich versuchte still zu sitzen und zu meditieren, desto komischer kam ich mir vor. Ich hatte kurz zu kichern beginnen müssen weil ich mir in Gedanken vorgestellt hatte, wie ich wohl aussehen musste. Ein Mädchen, acht Jahre alt, Sitz mit zusammengekniffenen Augen auf einem Stein im Wald und versucht eins mit der Natur zu werden. "Du musst deinen Kopf frei kriegen und dich dann mit der Natur verbinden! Ist das denn so schwer zu verstehen?!" Die Stimme klang schon beinahe verzweifelt, also beschloss ich mich zusammen zu reißen.
Und dann sah ich es kurz. Den Wald, jeden Millimeter und ich sah die Energie wie sie überall frei herumschwirte, abgegeben von den Bäumen, wie sie in mich strömte.
Dann war es auch schon wieder vorbei. Dafür fühlte ich mich kräftig und wach. Ich öffnete die Augen wieder. "Und?" "Ich..ich hab den Wald.." Tsubaki lies mich gar nicht aussprechen sondern stürmte auf einmal auf mich zu. Ohne zu zögern hob ich meine Hände schützend vors Gesicht und wehrte einen Fausthieb ab. "Sehr gut. Es gibt also doch noch eine." Der zweite Satz war mehr zu sich selbst gemurmelt als an mich gerichtet. "Du kannst das Spezialtraining machen, es funktioniert nicht bei jedem, aber bei dir scheint es wirksam zu sein." Ich war etwas verwirrt, aber erleichtert kein normales Training mehr machen zu müssen. "Da du aber bei diesem Training keine Kraft aufbaust und deinen Körper nicht trainierst, da du nur die Kraft von der Umgebung nutzt, musst du auch das normale Training machen, aber weniger, da es für dich weniger Bedeutung hat." Zu früh gefreut. Das Training von den Vortagen wurde wieder aufgenommen. Zusätzlich brachte Tsubaki mir klettern bei. Damit ich nicht mehr bei Sir Temps wohnen muss. "Wenn du es noch nicht aus eigener Kraft schaffst, dann verwende die Kraft aus der Umgebung! Jedes mal wenn du kletterst, probierst du es zuerst aus eigener Kraft, bevor du die Umgebungsenergie nutzen darfst!" Ich nicke nur und konzentrierte mich wieder auf den Wald um mich herum. "Und jetzt klettere!" Ich stand auf und fange an die raue Rinde des Baumes hinaufzuklettern. "Gut! Du kannst oben bleiben, wir machen für heute Schluss!" Ohne zu antworten kletterte ich weiter, bis in die Baumwipfel hinauf. Durch ein großes Astloch kam man ins innere des stämmigen Baumes. "Wie lange man wohl braucht, um ihn so weit auszuhöhlen?" Murmelte ich mir leise zu, bevor ich mich auf das Stroh, welches wohl schon vor längerem hierher gebracht wurde, legte und einschlief.
Die zwitschernden Vögel weckten mich am nächsten Tag. Sie waren hier lauter als am Boden oder in meinem alten Dorf, einer war sogar am Rand des Astlochs gelandet und sang fröhlich in meine kleine Höhle hinein. "Hey kleiner Vogel!" Der Vogel erinnerte mich an zu Hause, an meine Eltern die nun tot in unserem verbrannten Haus lagen.
Ich kroch auf den Vogel zu, aber als ich fast bei ihm war, stolzierte er weg und erhob sich in die Lüfte. "208!!!!"
Die Stimme von 26 riss mich aus meinen Gedanken und ich sah nach unten, in der Erwartung, dort den vielleicht 9 - jährigen stehen zu sehen, stattdessen sah ich ein aufgeregt es Eichhörnchen, dass veranlasst durch den Krach von Nummer 26 das Weite sucht. "208?" Die Stimme kam von neben mir, 26 saß auf einem dicken Ast und sah mich fragend an. "Was ist?" Verwundert starrte ich ihn an. Er stand auf und sprang auf den Ast neben mir. "Wir müssen zum Training!" "Ich..ich äh..." Er grinste nur frech und sprang geschickt auf einen niedrig gelegeneren Ast. "Heute steht am Vormittag Training an, am Nachmittag darfst du dann wieder dein, äh...was auch immer machen." Ich atmete einmal kurz durch und sammelte Kraft bevor ich Nummer 26 nach unten folgte. Er war unglaublich schnell, weshalb er unten eine Weile warten muss. "Du bist langsam" stellte er fest. "Lieber langsam und vorsichtig als schnell und den nächsten Ast verfehlen!" 26 grummelt nur etwas unverständliches und ging los in Richtung Trainingsplatz.
Es ist immer noch nicht besonders gut, ich hoffe, dass sich trotzdem ein paar wenige dazu entschlossen haben weiter zu lesen.
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Sylth
FantasyIch bin Isashi Miakase, Mit meinen Eltern haben ich in einem friedlichen Dorf nahe Shuiu gelebt, doch ein Ereignis hat mein Leben verändert. Lest selbst