"Ich werde dir nun dein tägliches Trainingsprogramm erklären. Morgens wirst du um 5 laufen gehen, die Vögel hier werden dich wecken, sie fangen immer um 5 an zu singen. Wir beginnen bei einer halben Stunde und steigern dann langsam! Danach gibt es Frühstück, dann eine Stunde normales Training und drei Stunden Spezialtraining. Dann hast du eine Stunde Pause bis 11! Die Zeit bis zum Mittagessen um 1 wird so genutzt, wie es gerade sinnvoll ist, am Nachmittag hast du zwei stunden normales Training und wieder drei Stunden Spezialtraining, Abends wirst du eine Stunde mit 26 ein Kampftraining machen, er wird auch mit dir laufen und das normale Training überwachen. Nach dem Abendessen geht ihr noch eine halbe Stunde laufen. Heute wirst du Vormittags normales Training absolvieren und Nachmittags dein Spezialtraining, der Plan gilt ab morgen!" Ich nickte nur und versuchte die ganzen Informationen zu verarbeiten.
"Zehn Runden um das Gelände, wenn du abkürzt wirst du es bereuen!" 26 stellte sich breitbeinig in die Mitte des Platzes und fing an mich herumzukommandieren. Ich wollte gerade den Platz verlassen um zu beginnen als mich Tsubaki am Arm packte. "Keine faulen Tricks, das hier, soll Training für deinen Körper sein!" zischte er mir ins Ohr bevor er mich losließ. Ich hatte eigentlich bei dem normalen Training auf meine Fähigkeiten gesetzt, aber es würde wohl nicht unbemerkt bleiben. Außerdem wäre es wahrscheinlich von Vorteil, wenn mein Körper stärker würde. "Lauf!" Er schubst mich auf den Weg, der sich an den Trainingsplätzen vorbei schlängelte. Die harten, spitzen Steine, die dort überall verstreut lagen, stachen bei jedem Schritt durch die dünnen Ledersohlen der Schuhe. "Du bist zu langsam, beeil dich!" rief 26 mir streng hinterher.
"Du musst schneller werden! Streng dich in Zukunft mehr an!" Luft ringend stand ich vor 26, er wanderte auf und ab, warf von Zeit zu Zeit einen musternden Blick auf mich und zählte alle meine Fehler auf. "...und wenn, es nicht funktioniert, werden Extrastunden nötig sein!" Gerade als er mich noch zu ein paar Liegestützen bringen wollte, kam meine Rettung. "Pause!" Tsubaki kam mit einem düsteren Gesicht auf den Platz. "Aber...das waren doch erst.." "Ich habe gesagt Pause!" Ein kleiner Hauch von Wut und etwas anderem, undefinierbarem schwang in seiner Stimme mit. Sein Tonfall, duldete keinerlei Widerspruch, auch 26 bemerkte dies. Er ging langsam zu Tsubaki und sie unterhielten sich kurz leise. "Geh zu den anderen. Sag dem Trainer dort er soll dir Übungen zeigen, mit denen du Muskelkater verhinderst!" 26 drehte sich um und folgte Tsubaki der bereits in Richtung der Holzbauten verschwand.
Auf den anderen Trainingsplätzen bekämpften sich vor allem Jungen im Alter von zehn, vielleicht 11 Jahren, mit schweren Holzstöcken. "Nummer? Und warum erscheinst du erst jetzt zum Training?" Der Trainer, ein dunkelhäutiger, großer Mann mit einer langen Narbe, die sich quer durch sein Gesicht zog, kam mit strammen Schritten auf mich zu. "I..ich bin..." Verängstigt wich ich einige Schritte zurück. "Deine Nummer!" Ungeduldig packte er mich am Kragen meiner dünnen Leinenkleidung. "Ich..ich.." Er hob mich ein Stück hoch, so dass meine Füße gerade noch den Boden berührten, aber keinen Halt auf ihm fanden. "Deine Nummer!" wiederholte er zischend. "208" Er ließ mich los und ich fiel mit einem dumpfen Knall auf den Boden. "Ich..soll.." Ich rieb mir die Ferse auf der ich als erstes gelandet war. "Ich soll fragen, was für Übungen ich machen muss, um Muskelkater zu verhindern!" Ein grimmiges Lächeln spielte sich auf sein Gesicht. "Du bist der Neuzugang mit Spezialtraining, nich wahr?" Ich nickte nur und stand auf. "Also gut! Dann lass uns mal anfangen!" Er fragte mich was ich alles gemacht hatte und zeigte mir alle möglichen Übungen.
Bis zum Mittagessen hatte ich frei, weder Tsubaki, noch 26 ließen sich ein weiteres mal blicken, also nutzte ich die Zeit um mich umzusehen. Die Hütten für die Neuzugänge standen leer, auf dem großen Trainingsplatz trainierten ungefähr 50 Jungen und zehn Mädchen, der kleine abgelegene Platz, auf dem ich zuvor trainiert hatte, war leer. Es gab einen großen See im Wald und würde die Sicht nicht von großen Felsen versperrt werden, könnte man ihn von den Trainingsplätzen sehen, und so sah man nur den Fluss, der in diesen mündete. Neben dem See war auch das Haus des Krankenpflegers in dem ich zu Beginn gewohnt hatte und daneben das Gebäude mit dem Büro und dem Raum, in dem ich 26 das erste mal getroffen hatte.
Zum Mittagessen musste ich zu einem alten Bauernhaus gehen. Es war ein paar Meter von den Trainingsplätzen entfernt und diente als Küche. Ich holte meine Portion, ging zum See und ließ mich dort auf einem der Felsen nieder. "Du solltest zu den anderen gehen! Es wäre von Vorteil, wenn du dich mit einigen von den anderen verstehst!" 26 kletterte auf den Felsen neben mir. Eine Sorgenfalte zierte seine Stirn und er verzog den Mund nachdenklich. "Warum?" "Damit du Leute hast, mit denen du zusammen arbeiten kannst, wenn du einen Auftrag bekommst und in einem Team arbeiten musst, solltest du dein Team kennen!" Er stand auf und sprang leichtfüßig ans Ufer. "Komm!" Ich folgte ihm und suchte den Trainingsplatz ab. Alle saßen in kleinen Gruppen zusammen und redeten, manche lachten sogar, aber die meisten hatten einen gequälten Ausdruck. "Setz dich zu einer Gruppe dazu!" Er legte mir eine Hand auf den Rücken und schubste mich in die Richtung der anderen. Ich stolperte ein paar Schritte vorwärts und blieb dann unschlüssig stehen. "Na mach schon!" "Aber ich kenn doch niemanden." Ein leises Schnauben war von ihm zu hören, aber er erwiderte nichts. Ein wenig unsicher setzte ich mich auf den harten Boden und beobachtete die anderen. "Du solltest wirklich...ach egal, ich gebs auf!" Ich hörte wie 26 wegging, nach ein paar Schritten stehen blieb und sich umdrehte. "Du hast heute Nachmittag frei, schau den anderen beim Kampftraining zu! Da kannst du ein paar Techniken abschaun!" Ich nickte nur und fing an weiter auf meinem Brot herumzukauen.
"Mittagspause vorbei! Jeder wärmt sich selbstständig auf!" Ungefähr eine halbe Stunde später kam der dunkelhäutige Mann auf den Platz und die Kinder begannen sich zu bewegen. Sie liefen ihre Runde und wärmten ihre Muskeln auf, bevor sie sich in fünf Reihen am Platzrand aufstellten. Der Trainer rief die Namen der Reihe nach auf und ordnete jedem einen Partner zu. Sie begannen sich gegenseitig zu bekämpfen bis einer sich nicht mehr bewegen konnte. Die Partner wurden getauscht und es wurde weitergekämpft. Die Luft war erfüllt vom kläglichen Wimmern der Jungen, einem leisem Weinen der Mädchen und herzzerreißenden Schmerzensschreien. Der Trainer ging mit einem strengen Gesicht durch die kämpfenden Paare und ein zufriedenes Grinsen huschte ab und an über sein Gesicht, wenn einer der Jungen besonders brutal zuschlug.
Auf einmal blieb er stehen. Seine Augen begannen böse zu funkeln, seine Mundwinkel zogen sich zu einem mordlustigem Grinsen und er drehte sich genau in meine Richtung, den Blick starr auf mich gerichtet, als würde er mir im nächsten Moment den Kopf abreißen wollen.
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Sylth
FantasyIch bin Isashi Miakase, Mit meinen Eltern haben ich in einem friedlichen Dorf nahe Shuiu gelebt, doch ein Ereignis hat mein Leben verändert. Lest selbst