Seltsame Worte

94 7 18
                                    

Es verging einige Zeit, Hawk Moth hatte weiterhin täglich Akuma ausgesendet, doch ist nicht mehr selbst erschienen. Mayura dagegen gab sich Mühe nun bei jedem Kampf anwesend zu sein. Ladybug freute sich immer die Hüterin zu sehen und auch Cat schien es zu beruhigen das sie da war. Der Vorfall als er sie angegriffen hatte, wiederholte sich nicht, aber dafür benahm er sich trotzdem seltsam. Er war verschlossener als sonst, es besorgte sie, weil er noch nie Geheimnisse vor ihr hatte, außer wenn es um seine Identität ging. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen den Kindern weiterhin die Miraculouse zu überlassen. Ebenfalls war da ein seltsames Ereignis was vor einigen Nächten geschah. Sie hatte wie sonst auch Abend im Bett gearbeitet, es war lang nach Mitternacht. Sie war irgendwann eingenickt und als sie durch ein Geräusch hochschreckte, erblickte sie Adrien. Er stand in ihrem Zimmer, es wäre ja nichts besonderes gewesen, das er sie Nachts aufsucht, weil er krank ist oder nicht schlafen kann, aber er hatte wieder dieses seltsamen Blick in seinen Augen.
"Adrien?" keine Antwort. "Adrien!?" wiederholte sie lauter und rieb sich müde die Augen. Der Junge zuckte zusammen. "Nathalie?" irritiert schauten sie sich beide an. "Alles in Ordnung?" "Ich weiß nicht..." antwortete der Junge. "Warum bist du hier?" hackte sie nach, doch er verließt wieder schweigend ihr Zimmer und sie entschied ihn in Ruhe schlafen gehen zu lassen. Adrien versuchte sie zwar nicht wieder umzubringen, aber trotzdem hat er wieder etwas getan was er vermutlich nicht wollte.


Nathalie seufzte, sie war gerade auf dem Weg nachhause, nachdem sie wieder auf einen dieser ewigen Veranstaltungen waren. Es war schon Nachmittag und die Sonne schien heiß auf ihre geliebte Stadt. Nun bereute die Assistentin es doch, dass sie sich zuerst dafür entschieden hatte zu Fuß zu gehen, statt das Auto zu nehmen. Eilig tippte sie eine Nummer auf ihren Handy ein, sie musste heute noch mit einem Kunden telefonieren und Einzelheiten besprechen, die sie dann an Gabriel weiterleiten sollte. "Guten Tag, hier ist Miss Sancoeur. Ich rufe wegen Ihrer Bestellung an" erklärte sie ihrem Gegenüber, auf der anderen Seite der Leitung. "Oh ich verstehe, wie schön das sie sich melden. Wie sie wohl wissen plane ich eine Hochzeit und will nur das Beste vom Besten. Ist schließlich auch ein besonderer Tag. Ich bin so froh das Mister Agreste meinen Antrag bearbeitet. Also wie läuft das ab? Muss ich ihnen meine Maße senden?" "Sie können sie auch jetzt sofort sagen" erklärt Nathalie, ihr Gedächtnis war unübertroffen, trotzdem schnappte sie sich schnell ihr kleines Notizbuch und einen Stift, denn sie für solche Fälle immer mithatte. Die Frau erklärte ihr ein paar Details und gab die Maße durch. "Also wann denken sie kann ich das Kleid haben? Gibt es was zu beachten?" Nathalie mochte es wenn Kunden so freundlich und zuvorkommend waren, es erleichterte ihren Job erheblich und es war eindeutig besser, als mit jemanden zu streiten, weil dieser nicht damit klarkommt das Gabriel keine Telefonate mit Kunden führt. Die Frau bog in eine angenehm schattige und unauffällige Seitenstraße ein. "Ich denke das ich..." ein Schock durchfuhr sie. Eine sehr starke Emotion direkt hinter ihr. 'Reue?' irritiert ließ sie das Handy leicht sinken und drehte sich um, nur um in Hawk Moth Gesicht zu blicken. Der Schock darüber das der Bösewicht nun so nah vor ihr stand, brachte die dazu ihr Handy nun endgültig fallen zu lassen. Sie schaute ihn wie gelähmt an und dieser erwiderte ihren Blick ruhig, ohne Anstalten auf einen Angriff oder sonstiges zu machen. 'Warum spürt er so große Reue? Er ist ein Mörder und Terrorist, das ergibt keinen Sinn, Menschen wie er sind Monster' dachte sie, trotzdem spürte sie in diesem Moment keinen Hass gegenüber diesem Mann, nur Mitleid. Zweifel kamen in ihr auf, war sie die ganze Zeit wirklich so verblendet von ihrem Hass gewesen, das sie nie hinter seine Maske geschaut hatte? "Nathalie... " fing er an und ging einen Schritt auf sie zu. Sie blickte ihn an, als Mayura fühlte sie sich in seiner Gegenwart nicht so klein. Vielleicht sollte sie doch anfangen höhere Absätze zu tragen. Würde Gabriel sie dann vielleicht auch mal beachten? Sie dachte kurz darüber nach, entschied sich aber dazu sich lieber auf denn Mann vor ihr zu konzentrieren, der seinen Blick immer noch auf sie gerichtet hatte "Es..." fing dieser nun erneut an. "Es... Es tut mir leid" sagte Hawk Moth dann und seufzte leise. "Was?" sie blickt ihn perplex an. "Es tut mir leid.." wiederholt er und greift nach ihrer Hand. "Ich war egoistisch und habe dich verletzt" "Du akumatisierst doch dauerhaft Leute in Paris, warum entschuldigst du dich ausgerechnet bei mir oder gehst du nun zu jeden deiner Opfer?" fragt sie verwirrt. "Weil du besonders bist" Nicht oft passiert es das die Assistentin sprachlos ist, aber nun war sie es. Hatte Hawk Moth, der Terrorist dieser Stadt und der Mörder ihres Vaters, ihr gerade seine Gefühle gestanden? "Warum tust du das alles?" fragt sie nachdem sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. Die Reue die er empfand konnte doch nicht nur wegen ihr sein, nein sie wusste das da noch was Anderes war. Etwas dunkleres. Er bereut viel mehr und trotzdem schien etwas ihn dazu zu bringen nicht aufgeben zu wollen "Ist es Macht die du willst?" Der Mann schüttelte denn Kopf "Nein, ich will etwas rückgängig machen. Ich habe jemanden verloren." "Das tut mir sehr leid" flüsterte sie leise, immer noch verstand sie nicht warum sie nun so viel Mitleid für ihn empfand. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf seine Wange und er lehnte seinen Kopf zu ihr. Für einen kurzen Moment schloss ihr gegenüber die Augen. Wenn sie jetzt sein Miraculous nimmt wäre alles vorbei. Hawk Moth wäre besiegt und Paris befreit. Warum nur werte sich alles in ihr das zu tun? Warum hatte sie nun das Gefühl das er kein schlechter Mensch ist? "Oh Nathalie.. meine liebe Nathalie ich danke dir" seufzte er und umarmte sie plötzlich. 'Meine Nathalie? Ich bin seine Nathalie? Oje, Duusu wird mich damit später so sehr aufziehen' stellt sie gedanklich fest. "Ich glaube du solltest gehen.." murmelt sie dann "Du hast wohl recht, ich möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen" nickte Hawk Moth und sprang über ein Dach aus ihrer Sichtweite.

Nathalie kam etwas später zurück in die Villa, Gabriel beobachtete sie. Seine Assistentin war ruhig, nicht wie auf ihre übliche Art, sondern eher abwesend ruhig. Er machte sich etwas sorgen, was sie wohl nun denkt? Hat er sie vielleicht erschreckt? Wie sonst auch gab sie ihm keinen Einblick in ihre Gefühle. Der Designer wusste nicht warum er sie als Hawk Moth aufgesucht hatte und warum er ihr all das gesagt hatte. Es war aber auch nicht so das er es bereute, Nathalie war besonders. Sehr besonders und ihm fiel es schwer zu begreifen warum er sich so seltsam fühlte. War es vielleicht eine gewisse Zuneigung zu ihr? Konnte er überhaupt noch eine andere Frau außer Emilie auf diese Art und Weise mögen?

The GuardianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt