Kapitel 1

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"What we have here is a dreamer. Someone completely out of touch with reality." -unknown

-Lucas-

Ab einer bestimmten Temperatur brennt alles. Kleidung, Autos.
Menschen.
Deshalb schärfen Eltern ihren Kindern schon in frühem Alter ein, nichts heißes auf Holz liegen zu lassen, Kerzen auszumachen, wenn man den Raum verlässt und einen Kurzschluss möglichst zu vermeiden. Das kommt immer gleich nach "Messer, Gabel, Schere, Licht".
Anstatt selber ihre eigenen Erfahrungen zu machen, wachsen sie wie in Watte gepackt auf, was meistens dazu führt das sie Messer, Scheren, Gabeln, Licht ausprobieren wollen.
Und so war es hier nicht anders. Irgendjemand wollte über sich hinauswachsen und hat in diesem Fall mit Feuer gespielt. Erwachsenenspielzeug. So wurde die gesammte Nachbarschaft geweckt. Damit und mit dem heulen der Sirenen. Und all das, weil man nicht auf seine Eltern hört. Scheint ja normal zu sein in diesem Zeitalter.
"Die Dummheit des menschlichen Wesens", formulierte ich als Titel für meinen heutigen Bericht. Warum bekam gerade ich immer solche Nächte ab? Seufzend betrachtete ich die Kinder, die ich gerettet habe. Ihre Eltern würden sauer sein wenn sie nach Hause kamen. Verständilich, eigentlich, nicht jeden Tag wird dein Hab und Gut bei 6000 Grad Celsius gegrillt.
Ich schätzte das Mädchen auf circa fünf und den Jungen auf sieben Jahre ein. Es war mir verboten ihnen zu helfen, es ist mir generell verboten, mich in menschliche Angelegenheiten einzumischen. Normalerweise hielt ich mich da auch dran. Ich ließ sie ihre Sachen machen. Ich ließ sie sterben. So, waren nun mal die Gesetze der Natur, an die sich jeder halten muss.
Das hier war eine Ausnahme, obwohl es keine Ausnahmen geben darf. Normalerweise, hätte ich sie sterben lassen sollen, aber das konnte ich nicht. Es liegt nicht daran, dass das kleine Kinder waren, nein. Ich habe auch schon Kinder sterben lassen. Generell wusste ich nicht warum ich sie rettete, nur, dass ich sie retten musste. Ich roch das Feuer, bevor es ausbrach. Weil ich viel zu neugierig war, suchte ich das Haus auf. Und da lagen zwei Kinder. Der Junge mit geschlossenen Augen und ein kleines Mädchen was mich fragend ansah. Und genau das ist eigentlich der Punkt. Sie sah mich an. Sie hätte mich nicht sehen dürfen, aber da lag sie und blickte zu mir auf. Anstatt sich vor mir zu fürchten, sagte sie:"Requiem animas."
Daraufhin habe ich beide hochgehoben und aus dem Haus getragen.
So fing der ganze Ärger an.

-Freya-

Die Tage sind Routine geworden, morgens aufstehen, essen, Zähne putzen, essen und den Rest des Tages schlafen. Es gab nicht mehr zu tun und ich wollte auch nichts tun. Aber jetzt, an dem ersten Tag wo ich als Neue in der Schule bekannt werden würde, wurde ich doch panisch. Vielleicht hätte ich lernen sollen, oder mich in irgendeiner anderen Art und Weise besser vorbereiten und organisieren sollen. Die letzten Wochen habe ich alles ausgeblendet, was mit dem heutigen Tag zu tun hatte.
Schwer seufzend ging ich ins Bad und stellte mich unter die Dusche. Das Wasser war unglaublich heiß, womit ich vergeblich versuchte die Kälte in meinem Inneren zu vertreiben. Dampfschwaden ließen den Raum wie in Nebel getaucht aussehen. Keine Ahnung wie lange ich so darstand, jedoch wurde irgendwann meine Haut runzelig und ich bekam Angst, dass ich zu spät kommen könnte. Der perfekte erste Eindruck. Ich drehte das Wasser ab und versuchte meine feuchten Haare zu bändigen. Keine Chance. Frustriert zog ich mir meine Jeans und mein graues Sweatshirt an und ging nach unten um etwas zu Frühstücken. Eigentlich verspührte ich nicht den geringsten Appetit, aber ich will Charly und Jack nicht noch mehr Sorgen bereiten. Vor allem Charly nicht.
Also stopfte ich mir ein Brot hinein und sagtezu ihnen, dass ich sogar von Essen geträumt hätte, so hungrig wie ich war. Normalerweise lüge ich nicht, nur um andere zu schützen und in dem Fall wollte ich Dad vor weiteren Problemen beschützen. "Soll ich euch zur Schule fahren?", frage er. Jack bejahte. Ich hielt mich raus. Schule. Ich glaube mir wurde wieder schlecht.

Das Gebäude war grau, mit schweren Eisentüren und Gitterfenstern. Wie ein Gefängnis. Ja, okay, eher wie eine Irrenanstalt. Mir graute davor auszusteigen und mich der sogennanten High-School zu nähern. Sie hatte ihre Bezeichnung nicht verdient. "Mach schon Freya, wir kommen zu spät zum Unterricht!", rief Jack mir zu, der schon ein Stück näher gegangen war. Wenn ich jetzt so tun würde, als ob ich mich gleich übergebe, darf ich wieder nach Hause, überlegte ich. Nach Hause. Nein dahin würde ich nicht nochmal kommen. Ich beugte mich nach vorne und gab Charly einen Kuss auf die Wange, sagte "Danke Daddy" stieg aus und machte mich auf direkten Weg in die Hölle.

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