Kapitel 3

5.4K 170 13
                                    

Adara

«Nik ist nicht das Arschloch für das du ihn hältst.»

Ich hatte nichts gesagt, aber Catherine muss es gespürt haben, dass ich verstimmt war. Ich sah es nicht als Notwendigkeit, mit ihr ein Gespräch zu führen, also schwieg ich weiter vor mich hin. Sie machte nicht den Eindruck, als wäre sie so schlimm wie Natalie. Dennoch wollte ich ihr noch nicht zu voreilig vertrauen. Man weiß ja nie...

«Er hatte es nicht immer leicht gehabt. Und er lebt ja nicht schon immer so.»

Nein, ich würde ganz bestimmt nicht reagieren. Mir war es egal, wie Nikolaj drauf war. Damit konnte sie mich ganz sicher nicht ködern. 

«Am Anfang waren wir nur zu zweit. Nur Nik und ich. Aber irgendwann ich hatte gespürt das er mehr brauchte.»

Traurig ließ Catherine den Blick auf den Gehweg geheftet. Sie sah so niedergeschlagen aus. Wenn sie eine Freundin gewesen wäre, hätte ich sie sofort in den Arm genommen. Aber ich kannte sie nicht. Wobei es mir so vorkam, als wäre sie die Einzige die mich nicht mit Verachtung betrachtete. 

Schließlich gab ich mir einen Ruck. «Kennt ihr euch schon lange?»

Catherine lächelte versonnen. Es schien als dachte sie an einen schönen Moment aus der Vergangenheit. Vielleicht einer, in der mein Boss noch nicht das zweitgrößte Arschloch war, das ich je kennenlernen durfte.

«Nikolaj und ich sind zusammen aufgewachsen. Ich weiß. Das klingt wie die perfekte Liebesgeschichte.»

Das Lächeln war verschwunden und Traurigkeit nahm wieder ihren Platz ein, als sie fortfuhr. 

«Schade nur, dass er der Meinung war, nach acht Jahren Beziehung, würde ihm eine einzige Frau nicht mehr genügen.»

Ich war um ehrlich zu sein sprachlos. Nie hätte ich einem Mann wie Nikolaj zugetraut, dass er fähig wäre eine Beziehung zu führen. Und erst recht nicht mit einer Frau wie Catherine. Vorhin schien mir ihr Auftreten so selbstbewusst und sicher. Aber sobald sie ohne Nikolaj war, fiel die ganze Fassade von ihr ab. Es ist als hätte er sie dazu programmiert, nicht über ihre Gefühle zu sprechen und immer nur zu lächeln.

«Am Anfang sagte ich nichts. Ich wollte ihn nicht verlieren. Nachdem die zehnte Frau allerdings bei uns einzog, hielt ich es nicht mehr länger aus.»

Ihr standen Tränen in den Augen. Sie tat mir leid, aber ich konnte noch nie gut mit Tränen umgehen. Also blieb ich weiter stumm und ließ sie ihre traurige Liebesgeschichte zu Ende erzählen. 

«Aber nicht ich, sondern er stellte mir ein Ultimatum. Entweder ich würde es akzeptieren oder ich sollte mich für immer verpissen. Wie eiskalt Menschen werden können, wenn du ihnen nicht mehr genügst.»

Und damit schien es klar wofür sie sich entschieden hatte. Sie lachte kraftlos.

«Naja, wenigstens war ich seine erste, große Liebe und das kann mir keine dieser Schlampen nehmen. Erst recht nicht Natalie.»

Catherine gefiel mir immer mehr. Zum einen war sie nicht aufgrund des Geldes bei Nikolaj, sondern weil sie ihn aufrichtig liebte. Und zum anderen hatte sie gerade meine „beste Freundin" als Schlampe bezeichnet.

«Ganz wichtiger Punkt: Kannst du auf High Heels laufen?»

Sie wollte eindeutig vom Thema ablenken. Ich bejahte ihre Frage. Sie lächelte erleichtert. Einfach nur deswegen, weil ich auf ihr Ablenkungsmanöver eingegangen war.

Als wir einen kleinen, niedlichen Laden betraten, verschlug es mir die Sprache. Alles war ganz golden und luxuriös eingerichtet. In der Mitte stand ein großes, rundes, cremefarbenes Sofa. Und ringsherum überall Schuhe, Kleider UND Dessous. Aber nicht irgendwelche 08/15 Modelle. Nein. Ich befand mich in meinem wahrgewordenen Traum. Sofern man Shopping und Ähnliches mochte. 

«Ohh Catherine. Was kann iesch für sie tuhn?»

Die kleine Frau, etwa Mitte 50, begrüßte meine Begleitung mit Küsschen links, Küsschen rechts. Offenbar eine Französin, was man nicht nur anhand ihres Akzentes hörte. 

«Heute geht es ausnahmsweise nicht um Mr. Makrow. Ich möchte meine kleine, hübsche Freundin hier neu einkleiden.»

Catherine legte mir ihre Hände auf die Schultern und schob mich in Richtung der Frau. Diese beäugte mich erst missbilligend, aber konnte sich dann doch ein Grinsen nicht weiter verkneifen.

«Sie sind niescht eine von Monsieur Makrows Spielzeugen oder abe iesch Unrecht? »

Warum zur Hölle erkannte das immer jeder sofort auf den ersten Blick? War ich nicht gut genug für diesen Mann? Bevor Catherine die Frau erklären konnte, übernahm sie das selbst: «Sie müssen wissen, die meisten Mademoiselle' die Monsieur Makrow zu mir bringt, sehen ganz anders aus als sie. Sie sind viel natürlischer mein Kiend.»

Die Frau die sich mir immer noch nicht vorgestellt hatte, umlief mich einmal.

«Ihr langen schwarzen Aare siend ein Traum. Woher kommen sie Mademoiselle....?»

«Romano, aber sie können mich ruhig Adara nennen.»

Sie musste nicht wissen, dass das nicht mein richtiger Name war.

Die Frau lächelte gutmütig. Aber in ihrem Blick schwang Sorge mit. War das an mich gerichtet oder an Catherine, die immer noch still und in Gedanken versunken, ihren Platz hinter mir beibehielt.

«Mein Name iest Renata. Lass miesch raten, du biest Italienerin?»

Renata war gut im Raten. Ich nickte unsicher. Plötzlich stand Catherine wieder an meiner Seite.

«Keine Angst. Du bist bei Renata in guten Händen und wir werden nicht viel mit dir machen müssen. Du bist schon hübsch genug.»

Dabei strich sie mir ermutigend durch meine langen Haare.

«So seidig und so ein hübsches Gesicht», murmelte sie vor sich her.

«Ich muss dich vor Nikolaj beschützen.»

Bevor ich überhaupt fragen konnte was sie damit meinte, kam Renata wieder, mit Schuhkartons und Models. Wow. Ich musste meine Sachen nicht einmal selber anprobieren. Sogar das übernahmen Andere für die Reichen. 

Nach und nach zog ich ein Schuhpaar nach dem anderen an und betrachtete ein Model nach dem anderen. Auch wenn ich es nicht bezahlen musste, achtete ich trotzdem heimlich auf den Preis. Bis jetzt hätte ich auch noch fast alles aus eigener Hand bezahlen können, aber dann kam Catherine mit einem weiteren Karton. 

Ein Paar Louboutins. Silberne mit der typischen, roten Sohle. Catherine bemerkte meine sofortige Verliebtheit und reichte sie mir ohne Worte. Mit einer fließenden Bewegung stieg ich in sie hinein. Ich war zwar so schon sehr schlank, aber die Schuhe streckten mich nochmal gute zehn Zentimeter. 

Ja das musste es sein, wenn Menschen von „Liebe auf den ersten Blick" sprachen. Aber der Preis machte es unmöglich für mich, sie zu behalten. Wehmütig legte ich sie sanft zurück in die Verpackung. Sie waren einfach außerhalb meines Budgets.

«Nimm Sie! Ich hab doch deinen sehnsüchtigen Blick gesehen und außerdem stehen sie dir hervorragend.»

Ich streichelte den Karton. Sie hatte Recht. Die standen mir wirklich gut, aber ich konnte sie nicht bezahlen. Nicht zusammen mit den anderen Sachen. Und nie im Leben würde ich das Geld von einem Arschloch wie Nikolaj annehmen.

Nach langer Diskussion mit Catherine, konnte ich sie schließlich davon überzeugen, dass ich alles bezahlen würde. Catherine hieß das für keine gute Idee. Aber wir hatten keine Zeit um lange darüber zu streiten. Es dämmerte schon und so wie ich Mr. Makrow mittlerweile kannte, wartete noch viel Arbeit auf mich. Kaum zu glauben das wir den halben Tag in einem Geschäft verbracht hatten. 

________________________________________________________________________________

Das wars dann auch schon mit Kapitel 3. Es war wieder ein kürzeres Kapitel, aber ich versuche zukünftig etwas Längere zu schreiben. Ich hoffe es hat euch gefallen.

Liebe Grüße

Toni

The other woman (Mafia) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt