Kapitel 15

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Adara

Etwas mehr als einen Monat war vergangen, seit Nikolaj und ich uns das letzte Mal gesehen hatten.

Eine Woche nach unserem letzten Zusammentreffen, schrieb er mir eine Nachricht.

"Adara. Wenn ich wieder da bin, werden wir darüber reden."

Mehr nicht. Keine Frage, nur eine Aussage.

Er nannte mich nicht einmal "Kiska".

Seitdem hatte ich nichts mehr von ihm gehört oder gelesen. Er hatte weiter gemacht.

Und ich auch. Ich dachte höchstens nur noch einmal täglich an ihn. Aber auch nicht wirklich an ihn, sondern an das was wir zusammen hatten.

In der Nacht als Natalie mich nach Hause fuhr, hatte ich es hinter mir gelassen. Niemand der mit Nikolaj im engeren Kontakt stand, hatte ich seitdem gesehen.

Noch nicht einmal Catherine. 

Ich hatte nur einmal geweint und dann nicht wieder.

Antonio hatte nichts gesagt, sondern mich nur in den Arm genommen. Das tat er immer noch. Jedes Mal wenn ich nach Hause kam. Tatsächlich war er in dieser Zeit meine größte Stütze. 

So wie er es mir versprochen hatte. 

Da ich nun auch nicht mehr für Nikolaj arbeitete, musste ich mir schnell einen anderen Job suchen.

Zunächst probierte ich es wieder als Assistentin. Aber ich hatte zu wenig Erfahrung und niemand wollte mich einstellen. 

Dann bewarb ich mich als Kellnerin in Bistros, Restaurants und Cafés. 

Glücklicherweise stellte mich Mrs. Landro sofort ein. Die ältere Dame besaß ein kleines Café mitten in der Innenstadt von Chicago. 

Immer wieder fragte ich mich seitdem, wie sich ein so kleines Café über Wasser halten konnte, wenn es doch in ständiger Konkurrenz zu den ganzen Café-Ketten stand. 

Schnell merkte ich jedoch, dass es eine große Menge an Stammkunden gab. Menschen die fast täglich ins "Annie's" kamen um ihren Kaffee zu trinken oder mit Annie (Mrs. Landro)  höchstpersönlich reden wollten. 

Ich liebte meinen neuen Job. Auch wenn es am Anfang schwierig war. 

Weil mein Kopf sich nicht richtig konzentrieren konnte, machte ich ständig Fehler. 

Aber Mrs. Landro ging geduldig mit mir um. Anscheinend spürte sie, dass mich etwas aufwühlte. 

Wahrscheinlich gingen deswegen so viele Menschen, gerne in ihr Café.  Man fühlte sich bei Annie Landro wohl und sie hörten einem zu. 

Manchmal blieb ich nach meiner Vormittagsschicht sogar noch etwas länger, um mir selbst einen Kaffee zu holen und die Magie auch auf mich entfalten zu lassen. 

Außerdem musste ich dann nicht nach Hause, wo ich mich sowieso nur unter der Decke verkriechen würde. 

Auch heute saß ich nach meiner Schicht noch länger im Café. Vor mir ein Bleistift und ein Block mit Papier. In letzter Zeit trieb es mich immer häufiger dazu, mich künstlerisch herauszufordern. Außerdem entspannte es mich und funktionierte gleichzeitig wie eine Art Therapie. 

Ab und zu kritzelte ich nur kleine Dinge aufs Papier. Und manchmal versuchte ich Menschen heimlich zu malen, die im Café saßen. 

Als die Glocke über der Tür läutete, schaute ich zunächst nicht auf. Weiter auf das Blatt vor mir konzentriert. 

Sicher nur ein Stammkunde, der sich das Übliche abholte. 

«Miss? Darf ich mich zu Ihnen setzen?» 

The other woman (Mafia) Teil 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt