16 - [Nicht Wie Im Märchen]

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Ich konnte sehen, wie ihre Gedanken im Chaos versanken. Zwanghaft führte Courtney die Flasche zu ihren Lippen.

Sie war nicht einmal mehr nüchtern, trotzdem war sie der Meinung, dass sie immer noch trinken musste.

Ich fühlte ebenfalls den drag zur Flasche zu greifen, auch wenn ich es noch immer nicht vertrug. Und ich meinen Freunden eigentlich etwas versprochen hatte.

Scharf atmete Courtney aus. In einem Zug hatte sie die Hälfte des Biers getrunken.
,,Rosalie, du bist so geblendet von Ashton" Ihre Worte waren mir so bekannt gewesen.
,,Hast du auch nur einen Gedanken daran verschwendet, dass du vielleicht auf mich stehen könntest...?" Sie flüsterte den letzten Abschnitt.

Alles verkrampfte sich in mir. Ich wollte mich am liebsten übergeben.
,,Ich steh auf Jungs" Diese Worte fühlten sich furchtbar an. Es fühlte sich wie eine Unwahrheit an.

Ich erstickte wieder. Diesmal jedoch in meinen Gedanken. Alles drehte sich um Courtney und Ashton.

Die beiden waren nie von einander getrennt, sie waren immer zusammen. Zwangsläufig musste man immer auf die beiden schauen.

Sogar Kelly und Theo meinten, dass meine Gefühle für Ashton erzwungen waren und ich sie mir nur einbildete.

Ohne es gemerkt zu haben, wiederholte ich meine Worte. Immer und immer wieder.
,,Ich steh auf Jungs" Wisperte ich zu mir selbst.

,,Rosalie, darf ich dich küssen?" Sie klang so verletzlich. Courtney nahm meine Hand in ihre.

Stockend atmete ich ein. Ich wollte mich von ihr fort bewegen, doch ich fiel nur nach hinten.

Sie lag über mir. Ihr rechter Arm hatte sich hinter meinem Kopf positioniert, während ihre rechte Hand, zart meine Wange berührte.

,,Ich werde es nicht, ohne dein Einverständnis tun" Sie wollte sich erheben.
,,Ich möchte es!" Doch ich hielt sie davon ab.

Langsam striffen ihre Lippen über meine. Ich hatte die Kontrolle über meine Worte, und nun auch über meine Taten verloren.

Vielleicht war es der Alkohol der mich dies denken ließ, doch mein erster Kuss hätte nicht besser sein können.

Ihre zarten Lippen ließen nicht mehr von meinen los. Ihre rechte Hand wanderte zu meiner Hüfte herunter und hielt mich. Meine Hände hielten ihre Wangen.

Immer wieder lösten wir uns aus dem Kuss und versuchten unsere Atmung zu regulieren.

In meinen gesamten Körper bildete sich ein Feuerwerk. Schmetterlinge turbten umher. Das kribbeln breitete sich in mir aus.

Courtney fuhr mir sanft durch die Haare, und auch unser Kuss wurde ruhiger.

Meine Lippen sehnten sich nach ihren, als sie sich komplett von mir löste. Widerwillig öffnete ich meine eben noch geschlossenen Augen.

Ihre einzelnen Finger fuhren meine Wangenknochen entlang.
,,Tut mir leid um dein Herz" Lachte sie. Panik wollte sich entwickeln, doch ihr Finger blieb bei meinem Muttermal stehen. Meine schminke war verschmiert. Courtney redete nicht über mein eigentlich Herz.

Sie stieg von mir herab.
,,Und? Habe ich eine Chance?" Sie lächelte. Diese Worte machten wir soviel Angst. Ich wollte es nicht akzeptieren.

So hatte ich mir meinen ersten Kuss und meine erste Liebeserklärung nicht vorgestellt. So war es nicht geplant.

Ich konnte mein Leben nicht nach einem Buch leben, auch das war mir klar. Die Dinge werden immer anders verlaufen wie geplant, doch das mein erster Kuss ein Mädchen war, ließ meine gesamte Vorstellung zerfallen.

Meine Zukunft, als erfolgreiche Frau mit einem intellektuellen Mann, die ich mir seit Jahren vorstellte, verfiel in hunderten von Scherben.

Aus Panik ergriff ich die Flasche. Ich wollte meine Gedanken abstellen.
,,Es tut mir leid" Stotterte ich.

Ich würdigte ihr keinen Blick. Ich kletterte die Leiter so schnell es ging herab. Die Flasche verließ meine zittrige Hand nicht.

Sofort als ich durch die Bodenluke stieg, rannte ich fast die Treppe herunter.

Der starke Geruch von Gras breitete sich wieder in mir aus. In meinen Augenwinkel erblickte ich Ashton, welche mich amüsiert musterte. Ich ignorierte ihn.

Zielos wanderte ich durch den riesigen Raum. Ich wollte zu Kelly und Theo, doch sie waren nirgends zu sehen.

Meine letzte Hoffnung, war Kelly's Oldtimer. Schwankend lief ich durch den Wald, bis ich die Streiteterei der beiden vernahm.

Mit leichten Schock sahen sie mich an.
,,Was ist denn mit dir passiert?" Fragte mich Theo sofort. Ich lief einfach auf die Rückbank des Autos zu und ließ mich hinein fallen.
,,Tschuldigung, ich habe unsern Deal gebrochen" Gedämpft kamen diese Worte bei den beiden an, da ich mein Gesicht in den Sitz drückte.

Kelly startete verwirrt den Motor. Die beiden tuschelten, doch ich konzentrierte mich eher auf das Geschehen mit Courtney.

Der Kuss war unbeschreiblich, doch etwas in mir wütete. Ich stand nicht auf Frauen, sondern auf Jungs. Doch dieser gesamte Satz fühlte sich einfach falsch an.

Ich stehe nicht Frauen.
Ich bin nicht lesbisch.
Das hat nichts zu bedeuten.
Der Kuss fühlte sich nur gut an, weil ich zuvor noch nie jemanden geküsst habe. Ich wiederholte diese Sätze ohne Pause, doch das Stechen in meiner Bruste, wollte einfach nicht nach lassen.

Nach einer Weile begannen die beiden wieder mich an zu sprechen.
,,Hast du viel getrunken?" Fragte Kelly zögerlich. Die beiden wussten nicht, wie sie die Situation handhaben sollten.

,,Nein" Hauchte ich in das Polster.
,,Naja, du hast sowieso keine wirkliche Toleranz was Alkohol angeht" Lachte Theo und versuchte somit die Stimmung zu lockern. Kelly stieg ins Gelächter mit ein.

Sogar durch meine geschlossenen Augen konnte ich das einfallende Licht der Laternen sehen.

Wir waren wieder in mitten der Straßen von Washington. Der Lärm der Autos schallte durch meine Ohren. Alle Geräusche waren dröhnend laut.

Ich wollte einfach nur in mein Bett und diesen Abend vergessen.

Hopelessly In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt