17 - [Die Wahrheit Tut Weh]

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Ich wachte zu einem leisen atmen auf. Alles war dunkel, trotzdem konnte ich Kelly erkennen, welche neben mir lag. Meine Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, bis ich Theo am Fußende sah, wie er fast aus dem Bett fiel.

Mein Kopf dröhnte. Ich hatte nicht einmal halb so viel getrunken, wie bei unserer ersten Begegnung, trotzdem hatte ich einen immensen Karter.

Meine Gedanken hätten mich normalerweise wach gehalten, doch mein Kopf war einfach leer.

Ich starrte einfach an die Decke und versuchte den Abend Revue passieren zu lassen.

Ich konnte jede von Courtneys Berührungen erneut spüren, als hätten sie sich in meine Haut eingebrannt.

In meinem Magen turbte etwas. Es fühlte sich schwer an, als wenn ich mich gleich hätte übergeben müssen. Zusammen mit den Kopfschmerzen von meinem Kater, war ich mir sicher, krank gewesen zu sein.

Krampfhaft und widerwillig wiederholte ich es:
,,Ich steh nicht auf Frauen"
,,Ich bin nicht lesbisch"
,,Der Kuss hatte nichts zu bedeuten"

Mein Kopf schmerzte jedoch nur noch mehr, wann immer ich diese Worte sprach. Mein Kopf wehrte sich gegen diese Gedanken.

Verzweifelt griff meine Hand nach dem Handy, welches auf meinem Nachtschrank lag. Drei Uhr morgens.

Ich richtete mich auf und entsperrte das Display. Meine Finger begann wie wild etwas in die Suchleiste zu tippen.

Ich musste es nicht einmal zu Ende schreiben, als mir schon vorgegebene Ergebnisse vorgeschlagen wurden.

Ich tippte auf den ersten Vorschlag und wurde sofort zu einer Seite weitergeleitet.

Der Startbildschirm war in den Farben des Regenbogens gekennzeichnet.

,,Das kann doch nicht wahr sein!" Murmelte ich verzweifelt zu mir.

Die Fragen schienen mir so absurd zu sein, und doch fühlte ich mich etwas verstanden.

Fragen über die Liebe, die ich sonst nie hätte beantworten können, fielen mir auf einmal so einfach zu sein.

Von meiner Liebe zu fiktionalen Männern, bishin zu meiner Vorstellung eines perfekten Mannes, beides existierte irgendwie nicht. Fiktionale Männer gab es nicht, und die Männer aus meiner Vorstellung hatten einen verzerrten Körper und nie ein Gesicht.

Mit jeder dieser Fragen konnte ich mich zum Teil identifizieren, auch wenn ich es nicht wollte.

Die letzte Frage ließ mich jedoch verzweifelen.
"Welches Ergebnis erhoffen Sie sich?"
Ich konnte mich zwischen drei Antworten entscheiden:
"Das ich hetero bin"
"Das ich Queer bin"
"Ich Weiss es nicht"

Egal was ich angeklickt hätte, ich wusste irgendwie schon, was für ein Ergebnis herauskommen würde. Trotzdem drückte ich auf die erste Antwort.

Alle meine Antworten wurden zusammengefasst und schließlich blitze auf meinem Bildschirm kleines Konfetti auf.

"Sie sind zu 82% lesbisch. Sie fühlen sich nur zu Frauen hingezogen, doch auch männliche Prominete können es ihnen antun. Sie finden die Idee eines Mannes toll, doch können sich dies nicht wirklich vorstellen"

Diese Antwort wollte ich nicht haben. Meine Kopfschmerzen wurden nur schlimmer, doch mein Magen beruhigte sich langsam.

Ich wollte mein Handy am liebsten an die Wand schmeißen, doch ich kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich das niemals getan hätte.

Ich schloss den Tab sofort und gab etwas neues in die Suchleiste ein.
,,Wann Weiss ich, dass ich lesbisch bin?" Sofort wurden mir hunderte von Artikeln und Videos angezeigt.

Ich kramte meine Kopfhörer hervor und spielte das erste Video ab.
"Du fandest Jungs nur dann attraktiv, wenn deine Freunde der Meinung waren, dass sie es waren" Dieser Satz traf mich.

Kelly war damals der Meinung, dass Ashton attraktiv war. So war es irgendwie schon immer. Sie meinte es und ich bejahte es zwanghaft.

"Wenn hetero-Paare sich geküsst haben, hattest du immer eine Art von Unwohlsein verspürt" Jede von Kelly's und Theos Beziehungen mit angesehen zu haben, egal wie toll ihre Partner waren, war immer ein kraus.

Ich tat es als Eifersucht ab, doch Eifersucht fühlte sich anders an, dass wusste ich.

Ich versank immer mehr in Verzweiflung
,,Möchtest du uns jetzt verraten was passiert ist?" Erkundigte sich Kelly genähnt. Ihr Worte ließen mich aufschrecken.

Schnell schaltete ich meine Handy aus und legte es auf meinem Nachttisch ab.

Ich fühlte mich so gestresst. In meinem Körper turbte ein Unwesen, welches ich nicht kontrollieren konnte.

Der Kuss mit Courtney war erst wenige Stunden her gewesen, trotzdem kollabierte alles in mir.

Mit müh und Not versuchte ich meine Tränen zurück zu halten, doch mein schluchzen musste ich freien Lauf lassen.

Kelly verstand nichts, trotzdem nahm sie mich sofort in ihre Arme. Ich fühlte ihre Wärme. Ihre Wärme in der im mich so wohl fühlte. Meine Tränen begannen zu laufen.

Kelly ergriff ihr Kissen, auf welches sie bis eben noch lag und schmiss es gewaltsam auf Theo.

Geschockt, verwirrt und verängstigt, sah er sich hektisch im Raum um.
,,Theo" Flüsterte sie in einem lauten Ton.

Der Moment in dem er verstand was los war, begann er schon mich zu Seite zu schieben, so das ich mittig zwischen den beiden positioniert war.

,,Lass dir Zeit" Wisperte sie. Zwanghaft versuchte ich mich zum Schweigen zu bringen, schließlich wollte ich nicht, dass mein Vater in mein Zimmer kam.

Tief atmete ich ein.
,,Ich habe Courtney geküsst!" Eigentlich hatte sie mich geküsst, doch machte es so einen Unterschied, wenn die Zeichen so eindeutig waren?

Ich hob meinen Kopf und versuchte die Bilcke von den beiden zu deuten.
,,Ich glaube, ich steh auf Courtney" Meine Stimme hatte einen so zarten Ton wie eine fallende Feder, doch zitterte sie wie Bäume im Storm.

,,Das erklärt einiges" Meinte Theo mit einem kleinen Grinsen. Kelly erwiderte dieses ebenfalls.

Mit großen Fragezeichen in den Augen, starrte ich sie an.
,,Du hast dir Jungs ausgesucht für die du schwärmtest" Ashton...
,,Du wolltest dein Leben wie in den Büchern leben, da du Angst hattest, dass du dich niemals verlieben würdest" Meine Obsession mit Fiktion...
,,Du hast uns deine kleinen Abenteuer mit Courtney verschwiegen, da du das Gefühl hattest, als könntest du uns sowas nicht erzählen"

Sie alle hatten es gewusst..?
,,Ihr wusstet es?" Ich sprach so ungläubig, dass ich sie zum Lachen brachte.
,,Wir hatten es vermutet, aber nie gesagt" Gestand mir Kelly.
,,Also das du auf Frauen stehst, nicht auf Courtney" Schob Theo noch ans Ende des Satzes.

Nun breitete sich auch auf meinen Lippen ein kleines Grinsen aus. Alles fühlte sich mit diesen einen, laut ausgesprochenden Gedanken, besser an.
,,Ich glaube, ich bin lesbisch"

Hopelessly In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt