22 - Komplikationen

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Tobirama und ich waren draußen auf der Treppe eingeschlafen. Er hielt mich dabei durchgehend im Arm, weshalb dir Kälte nicht zu mir durchdrang. Ich musste zugeben, dass ich noch nie in meinem Leben so einen schönen Menschen gesehen hatte. Lange nachdem ich aufgewacht war rührte ich mich nicht, sondern betrachtete ihn einfach nur. Ich wollte jeden Millimeter seines friedlichen Gesichtes in meinem Kopf speichern. Seine Gesichtszüge waren im Schlaf so weich und entspannt, dass man meinen könnte ein Engel würde direkt vor einem liegen. Doch als ich Geräusche aus dem Innern des Hauses wahrnahm, war es langsam Zeit aufzustehen. Außerdem wollte ich nicht, dass uns jemand so sah. Das würde nur zu unangenehmen Situationen führen und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden.

Es war schwer ihn aufzuwecken, denn er hatte einen ziemlich tiefen Schlaf, doch nach einigen Anläufen gelang es mir schließlich. Murrend öffnete er die Augen. „Es war ein Fehler draußen zu schlafen. Der Boden ist nicht gerade angenehm", stöhnte er, als er sich hochhievte und seinen Nacken rieb. „Im Badezimmer ist bestimmt eine Salbe", entgegnete ich und stand ebenfalls auf. Im Haus war es außer das Klappern von Geschirr aus der Küche absolut still. Mito versuchte wohl das Frühstück im Alleingang zuzubereiten. „Komm ich creme dir grad schnell den Rücken ein", meinte ich und ging mit Tobirama ins Badezimmer, wo sich tatsächlich eine spezielle Creme für Verspannungen befand. „Tja dann, runter mit der Kleidung", spaßte ich und hob unterstreichend meine Augenbrauen. Tobirama grinste vielsagend, während er sich langsam sein Shirt vom Körper streifte. „Ach, so eine bist du also!" Lachend packte ich seine Schulter und drehte ihn um. Er zuckte bei der Kälte der Creme kurz zusammen, ehe er sich langsam zu entspannen begann. „Hoffentlich kriegst du auch keinen Schnupfen. Im Gegensatz zu mir wurdest du nicht aufgewärmt", meinte ich, während ich seine Schultern massierte. „Ach was, ich hab einen Körper aus Stahl." Ich gluckste. „Ja ja Herkules. Du bist eine Maschine", entgegnete ich ohne auf meine Worte zu achten. Er hatte bestimmt kein Wort verstanden. „Ich weiß zwar nicht was das bedeutet, aber der ironische Unterton gefällt mir gar nicht Madame", antwortete er und drehte sich verschränkten Armen zu mir um. „Zu schade!"

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Es dauerte nicht lange bis das Frühstück fertig war und wir endlich etwas essen konnten. Am Tisch herrschte eine unangenehme Stille. Es gab einfach keine Themen, über die wir sprechen konnten, zumindest viel niemandem etwas ein. Madara beteiligte sich sowieso nie sonderlich an unseren Gesprächen. Ihm war es auch wahrscheinlich relativ egal. Nachdem ich mit Mito den Tisch abgeräumt und das Geschirr gespült hatte, beschäftigte sich so gut wie jeder mit seinem eigenen Kram. Madara hatte sich zum Trainieren nach draußen an die frische Luft verzogen. Mito und ich spielten auf dem Bett zusammen Shogi, doch auch sie beherrschte das Spiel viel besser als ich, weshalb ich jede Runde ausnahmslos verlor. Das schien ihr Selbstvertrauen ziemlich zu pushen, denn sie grinste nach den ersten beiden Runde ununterbrochen vor sich hin. Tobirama lag auf der Couch mit einem dicken Buch und las. Ich wusste nicht worüber, aber es musste gut sein, denn er konnte seine Augen kein einziges Mal davon lösen. Es passierte schon automatisch, dass ich immer mal wieder zu ihm rüber sah. Jedes Mal ermahnte ich mich selbst es nicht so auffällig zu tun, doch wirklich gelingen wollte es mir nie.

Gerade wo ich drauf und dran war endlich eine Runde zu gewinnen, wurde die Tür mit einem Knall aufgeschlagen. Mito erschrak so sehr, dass sie das Brett in die Luft warf und die Spielfiguren sich willkürlich verteilten. „Oh Verdammt nochmal, Mito! Fast hätte ich gewonnen", rief ich verärgert, doch sie zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. „Na umso besser!" Ich hatte garantiert einen schlechten Einfluss auf sie. Genervt sah ich zu der Ursache für das Schlamassel. Madara stand verschwitzt in der Tür. Auf seiner Schulter saß ein schöner Falke. Es war kein gewöhnlicher, sondern ein Brieffalke aus Konoha. Wer schickte uns denn bitte hier einen Brief hin? „Was ist denn los?", fragte ich ihn neugierig. „Der ist von Hashirama. Wir müssen umgehend zurück nach Konoha", entgegnete er abgehetzt. Da fiel mir erst auf, dass er eine Schriftrolle in der Hand hatte. Auch Tobirama legte nun endlich sein Buch weg und stand auf. „Wieso das? Lass mich mal lesen", meinte er und Madara schmiss ihm missmutig die Schriftrolle entgegen. Es dauerte bis Tobirama sie wieder zusammenrollte und aufstand. „Madara hat Recht. Wir müssen sofort zurück!" Ohne weitere Fragen zu stellen packten wir alle schnell unsere Sachen zusammen und verließen die Hütte. „Kann mich mal jemand aufklären! Was ist so Schlimmes passiert, dass wir und hier so abhetzen?", fragte ich die anderen irgendwann genervt. Abhetzen war die richtige Bezeichnung, denn den Weg zurück rannten wir so schnell wir konnten. „Irgendjemand ist unerlaubt in Konoha eingedrungen", erhielt ich eine knappe Antwort von Tobirama. Ich rollte mit den Augen. Das war aber wirklich eine umfangreiche Information, vielen Dank!

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt