33 - Schon wieder entführt

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Seufzend legte ich mich auf den Futon von Tobirama und war froh über das Knacken meines Rückens. Es war so schön still und ruhig. Doch das endete, als Tobirama die Tür aufriss und direkt anfing zu reden. „Mito fragt, ob du mit zu Markt willst? Du solltest schnell antworten sonst geht sie noch oh..." „Mensch, sei still. Ich wäre grad fast eingeschlafen!" Ich richtete mich auf und sah ihn schmollend an. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht stören. Dann sag ich Mito, du willst lieber hierbleiben." Als er sich umdrehen und gehen wollte, hielt ich ihn zurück. „Nein, ich gehe mit, aber bleib hier", meinte ich, stand auf und umarmte ihn. Ich hatte das Gefühl ihm so fern zu sein. „Ich liebe dich", flüsterte ich in seine Schulter. Er atmete tief ein und umschloss mich mit seinen starken Armen und drückte mich an sich. Er flüsterte mir die gleichen Worte in die Haare und hauchte mir einige dezente Küsse auf mein Haupt. „Was ist los?", fragte er und hielt mein Gesicht in seinen Händen. „Nichts, ich hab nur das Gefühl wir benehmen uns mehr wie flüchtige Mitbewohner als Partner", entgegnete ich scheu und drehte meinen Kopf weg. Ich konnte ihm nicht ins Gesicht sehen. „Ich arbeite viel, vielleicht zu viel. Ich werde mit Hashirama sprechen. Wir werden mehr Zeit zusammen haben. Dann führ ich dich in ein schickeres Lokal aus, wir können spazieren gehen oder in die heißen Quellen", meinte er und erhielt von mir ein erfreutes Lächeln. „Das wär toll", meinte ich und streckte mich zu ihm hoch. Er kam mir entgegen und so umschlossen sich sanft unsere Lippen. Er küsste so sanft und voller Gefühl, dass ich seine Gefühle schon sehen konnte, die er mir entgegenbrachte. „Kida, kommst du jetzt mit oder nicht?", hörte ich Mito unten rufen, was uns auseinander schrecken ließ. „Ich werde dann mal lieber gehen. Wir sehen uns später wieder", meinte ich und trat aus der Tür. „Viel Saß!"

Beim Markt angekommen rannte Mito direkt von einem Geschäft zum anderen. Es war viel los und die Warteschlangen waren lang. So standen wir die meiste Zeit herum und warteten. Mito musste natürlich bei jedem Verkäufer feilschen. Sie diskutierte und diskutierte, sie konnte eine echte Nervensäge sein. Als ich mal wieder nutzlos in der Warteschlange stand und durch die Gegend schaute, erkannte ich von weitem einen dicken Schriftzug über dem Eingang. Yamanaka. Innerlich rastete ich komplett aus und war gleichzeitig total verblüfft. Dass dieser Laden schon so früh existierte, hätte ich nicht erwartet. Nun war meine Ungeduld entfacht. „Du Mito, ich gehe mal kurz zu einem Laden hier in der Nähe. Ich werde mich beeilen. Treffen wir uns wieder hier?", fragte ich sie und sie stimmte zu. „Na klar, geh ruhig. Bis du zurück bist werd ich wahrscheinlich noch in der Schlange anstehen". Also lief ich los und versuchte mich zu beeilen. Dabei nutzte ich bewusst kleine Gassen, um den Weg zu beschleunigen. Sonst waren in den Gassen keine einzige Person, doch in dieser kam mir ein großer Mann entgegen. Ich dachte mir nicht dabei und wollte an ihm vorbei gehen, doch er hielt mich auf einmal am Arm fest und drückte mich gegen die Wand. Zunächst war ich zu verwirrt und geschockt um zu handeln, doch dann versuchte ich mich zu wehren. Mein Gegner war jedoch ein echter Brocken. „Endlich habe ich dich gefunden. Hat ja lang genug gedauert", meinte er leise, doch seine Worte sprühten nur so vor Bedrohlichkeit. Mein Kopf war wie leegefegt. Es war als hätte ich mein ganzes Ninja-Training vergessen. Bevor ich mich dessen wieder erinnern konnte, schlug er mir mit einer solchen Kraft auf den Kopf, dass ich augenblicklich das Bewusstsein verlor.

Das erste was ich spürte nach meinem Erwachen waren die rasenden und pochenden Kopfschmerzen. Noch nie in meinem Leben hatte ich so starke Schmerzen, dass ich nicht einmal meine Augen aufhalten konnte. Es war dunkel und kalt. Der kühle Steinboden, machte das Ganze nicht besser. Ich wusste nicht, wie lange ich nicht bei Bewusstsein war, doch das interessierte mich nicht. Das Einzige was mich gerade interessiert war, dass ich hier wieder so schnell wie möglich rauskam. Was war so besonders an mir, dass ich andauernd entführt wurde? Wem nervte meine Existenz bitte so sehr, dass er solche Bemühungen auf sich nahm?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich das Quietschen und Knallen einer Tür hörte. Ich begann zu zittern. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich nicht so stark war, wie ich vorgab zu sein und wie ich es mir eigentlich wünschte. Ich fürchtete mich so sehr, dass ich mich nicht traute mich zu bewegen. „Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag, liebste Kida! Ich habe unser Treffen wirklich sehr herbeigesehnt, denn wir haben noch eine Rechnung offen", begrüßte mich die schleimige Stimme eines jungen Burschen. Was bitte für eine Rechnung? In der Zeit, die ich hier war, hatte ich nichts verbrochen. „Deine Familie ist das aller letzte!", spukte er mir entgegen und trat mir mit voller Kraft in den Bauch. Ächzend und hektisch nach Luft ringend wälzte ich mich auf dem Boden und krümmte mich zusammen. „Bedanke dich bei denen. Du musst jetzt ihren Mist ausbaden", meinte er und schon folgte der nächste Schlag. Ich versuchte etwas zu sagen, doch ich bekam kein Wort heraus. Der Schmerz nahm mir jeglichen Atem. Was hatten meine Eltern bitte getan? Ich habe von Hashirama nichts Schlechtes über sie gehört, doch nun fing ich an zu zweifeln. Entweder sie taten etwas gerechter oder nichts. Bei beiden Möglichkeiten wäre eine Rache möglich. Als er von mir abließ, war ich erleichtert, denn ich dachte ich hätte es überstanden. Doch als er wiederkam zögerte er nicht lange, um mir mit meinem Kunai den Unterarm aufzuschlitzen. Das heiße Blut floss mir in Strömen über meine Haut. Ich schrie, bis mir meine Stimmbänder schmerzten. Es war kaum auszuhalten. Es tat es so langsam, aber doch ruppig, dass ich ohne Zweifel sagen konnte, dass er dabei pure Freude empfand. Er packte mich bei den Haaren und zog mich hoch, da schaute ich ihm das erste Mal ins Gesicht. Ein junger Mann, der eigentlich ganz hübsch wäre, wenn er sein Gesicht nicht aus Wut verzog. „Was hältst du von meinem Vorgeschmack? Ich werde dir noch etwas schlimmeres antun, als diese kleinen Körperlichen Kratzer", sprach er, schmiss mich wieder auf den Boden und zog sich zurück.

Die Tränen strömten über meine Wangen, doch schluchzen konnte ich nicht. Ich war wie gelähmt und fühlte mich erbärmlich. Ich schämte mich wegen meiner Schwäche. Wozu hatte ich trainiert und gelernt, wenn ich es nicht anwandte? Warum wurde ich für etwas bestraft, was Leute getan hatten die ich noch nicht einmal kannte? Wer war nur dieser junge Mann? Er kam mir kein bisschen bekannt vor. Er ließ mich aus Absicht im Ungewissen. Er schien es nicht für nötig zu halten. In meinem Kopf war es so laut. Die ganzen Fragen und die Schmerzen trieben mich in den Wahnsinn. Ich wusste nicht wie lange ich auf dem Steinboden lag und einfach nur in die Dunkelheit starrte. Für mich dauerte es Ewigkeiten, bis ich das quietschen der Tür hörte und jemand auf mich zukam. „Komm schon Weib. Deine Freunde haben unser Versteck schneller gefunden als wir dachten!", keifte eine dunkle Stimme erbost, zog mich am Arm nach oben und schlief mich ohne Rücksicht hinter sich her. Es handelte sich diesmal um einen anderen Mann, als um den jungen. Er war groß und breit gebaut und wahrscheinlich würde er ebenso wenig zimperlich mit mir umgeben wie der andere. Ich knickte immer wieder ein, doch er ging einfach weiter ohne auf mich zu achten. Wir gingen durch unzählige Gänge, bis wir schließlich an einer Öffnung, ähnlich wie der Eingang einer Höhle, ankamen. „Wo gehen wir hin?", traute ich mich zu fragen und bekam tatsächlich eine Antwort, auch wenn ich keine erwartete. „In den Wald. Ken wartet schon auf uns", meinte er und setzte seinen Weg fort. Ken? Damit meinte er wahrscheinlich den jungen Mann. Zumindest kannte ich nun seinen Namen. Auf einer Lichtung mitten im Wald machte er endlich Halt. „Na endlich. Bring sie her!", schnauzte Ken der in der Mitte der Lichtung stand den Mann an. Er schmiss mich vor seine Füße und kehrte uns den Rücken zu. „So meine Hübsche. Dann wollen wir mal anfangen", sprach Ken und just in diesem Moment tauchte Tobirama auf der Lichtung auf. Endlich! Er hatte mich gefunden und nun würde wieder alles gut werden! Ein erleichtertes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. „Tobirama!" Seine Augen weiteten sich vor Schock, als er mich erblickte. „Kida!", schrie er und wollte auf mich zurennen, doch dann machte Ken blitzschnell Fingerzeichen und eine leicht weiß schimmernde Kuppel bildete sich über uns und stellte sich zwischen Tobirama und mir. „Nein!", rief er und versuchte mit aller Kraft zu mir durchzudringen. „Versuch es erst gar nicht. Diese Kuppel kann niemand betreten, solange ich es nicht erlaube!", spottete Ken, doch Tobirama achtete nicht darauf. „Warum machst du das? Was hab ich dir bitte getan?!", schrie ich Ken an und funkelte ihn so böse an wie ich konnte. Purer Hass durchflutete meinen Körper. „Warum? Wegen deiner Familie hab ich alles verloren was mir wichtig war!", keifte er und verpasste mir eine saftige Ohrfeige, „Soll ich dir sagen was deine Eltern getan haben? Sie haben meinen Vater und mich in deine Welt verbannt und uns von unserer Mutter getrennt! Doch ich schaffte es das Jutsu umzukehren und wieder nach Hause zu kommen. Ich war es, der dich in diese Welt schickte! Ich wollte, dass sie den gleichen Schmerz fühlen, wie mein Vater und ich! Aber da du wieder hier bist und deinen kleinen Freund lieben gelernt hast, wiederhole ich die Vergangenheit und kann es kaum erwarten zu sehen wie du an deinem Schmerz verreckst!"

Verschollene SenjuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt