Hunter-Wie alles begann

Kapitel 9

Kapitel 9

Noah

starring at lyrics and staying in place

Es waren nun schon sechs Tage vergangen, seit Bella verschwunden war. Ich konnte nicht schlafen, mich konzentrieren oder zur Ruhe kommen. Für mich gab es derzeit nur ein einziges Ziel: Sie und Cole zu finden. Meine Kollegen unternahmen bereits alles Mögliche, um ihnen auf die Spur zu kommen. Nach dem Vorfall im Haus musste ich Bellas Onkel erklären, dass mein Bruder sie entführt hatte. Wie dieser reagiert hatte, kann man sich wohl denken. Dabei wusste ich selbst, dass ich Mist gebaut hatte. Ich hätte wissen müssen, dass Cole entlassen wurde. Dann hätte ich schneller handeln können, dann hätte ich etwas unternehmen können, doch jetzt ... Jetzt konnte ich nur abwarten und das machte mich verrückt. John versuchte so gut es ging, mich wieder auf die Beine zu ziehen und mich über Wasser zu halten, doch auch er konnte kein Wunder vollbringen und mich von dem Chaos ablenken, dass sich mein Leben nannte. Ich erstarrte bei dem Gedanken an Bella. Es war, als ob mein Herz und meine Lungen bis in jede Faser zugefroren waren und gleichzeitig in Flammen standen. Es gab keine Spur von Bella. Blanke Panik breitete sich in meiner Brust aus. Ich wusste nicht einmal, wo ich suchen oder wo ich gottverdammt anfangen sollte.

Sechs weitere Tage waren vergangen. Wäre ich nur schneller gewesen, dann wäre sie nicht aus dem Fenster gestürzt. Wäre ich nur nie in ihr Leben getreten, dann wäre sie auch nicht zu Coles Zielscheibe geworden. Jede einzelne Sekunde suchte ich nach ihr, suchte nach Zeichen, doch fand immer dasselbe: nichts. Angestaute Wut kochte in mir auf und ließ meine Hand glühen. Ich schrie auf und warf die vor mir aufgeklappte Akte beiseite. Einzelne Blätter flogen daraus heraus und landeten federleicht auf dem kalten Marmorboden. Als sie sanft auf dem Boden landeten, kam ich wieder in der Realität an. Das durfte einfach nicht wahr sein. Ein Sturm der Gefühle machte sich in mir breit und ich schob meinen Bürostuhl beiseite. Aufgewühlt ging ich im Zimmer auf und ab, während ich mir mit einer Hand durch das wilde Haar fuhr. Wenn ich schon nicht weiterkam, dann konnte ich wenigstens Coles Akte durchsuchen. Vorab suchte ich bereits in sämtlichen Archiven nach Anzeichen von dem Smaragd oder einem Ring, doch die Suche war bisher vergeblich. Meine Online-Recherchen führten immer wieder in eine Sackgasse und auch Bellas Onkel konnte mir nicht viel über das Familienerbstück erzählen. Ich öffnete Coles viel zu kalte Akte. Es tat weh, in den alten Wunden zu stochern, aber da musste ich jetzt durch.

5 Jahre zuvor

» Noah, bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst? Noch können wir alles absagen und einen Rückzieher machen«, erkundigte sich ein besorgter John bei mir.

» Nein, wir ziehen das jetzt durch«, versicherte ich ihm mit fester Stimme. Doch war ich wirklich sicher? Offen gesagt nicht. Ich wusste gar nicht, was ich hier tat. Mein Körper funktionierte rein motorisch und meine Gedanken rückten immer mehr in den Hintergrund.

» Na gut, dann wollen wir mal«, ermutigte er mich.

John und ich duckten uns und sahen auf eine Gruppe von schwarz gekleideten Männern, die gleich in mein eigenes Zuhause stürmen würden. Mein Zuhause. Früher war es ein Ort, an dem ich Ruhe fand und wo ich mich wohlfühlte, doch jetzt wurde es zu einem Gefängnis. Ich war dort eingesperrt, eingesperrt von Lügen und das alles verdankte ich nur IHM. Ich werde es ihm nie verzeihen, das versprach ich mir selbst in diesem Moment. Meine Hände fingen leicht an zu zittern und mein Herz bebte in meiner viel zu kleinen Brust. Es war, als ob sich mein Herz gegen diese Situation wehrte. Ich atmete tief ein und aus und versuchte, mich selbst ein wenig zu beruhigen. Währenddessen konzentrierte ich mich auf unseren kleinen Garten, beobachtete die Veranda und prägte mir jeden einzelnen Pinselstrich des Zauns ein. Allmählich begann sich mein Puls zu beruhigen. Mein Körper nahm das Geschehen vor mir fast gar nicht mehr wahr, bis ein lautes Gebrüll in Schallgeschwindigkeit mein Inneres erreichte.