Kapitel 4

7 1 0
                                    

Am nächsten Morgen war der Klassenlehrer der Meinung einen Ausflug zu machen. Ella hatte genauso wenig Lust darauf wie Milan. Einen Ausflug der sich mit dänischer Kultur beschäftigte. Am liebsten hätte sich Milan verwandelt und etwas ohne seine Klasse gemacht, denn sie war extrem nervig. Ausgenommen Ella. Sie war okay. Aber verwandeln konnten sie sich leider nicht, da ihre Anwesenheit gebraucht wurde. Vielleicht würden sie Lynn oder Henry nochmal treffen. Wäre alle Male besser als mit der Klasse rumzuhängen. Vor allem waren sie die einzigen Wandler, von denen er und Ella wussten, dass es sie gab. Milan überlegte. Dabei zerkaute er gerne mal Nussschalen. Was hatte dieser Spion gewollt? Und warum war er plötzlich davongerannt? Hoffentlich würde sich das bald klären, denn es war sehr beunruhigend.Sie passierten gerade einen Park, plötzlich entdeckte Ella einen Jungen, der Henry hätte sein können. Sie schloss in der Truppe zu Milan auf und machte ihn darauf aufmerksam. "Da ist Henry. Komm. Wir reden nochmal mit ihm, oder?" "Ja klar." Sie machten sowieso gerade Mittagspause im Park."Hey Henry." ,begrüßte Milan ihn freundlich. "Henry?" Als dieser nicht reagierte tickte er vorsichtig seine Schulter an.Henry saß, wie so oft, mit Kopfhörern in den Ohren und einem Zeichenblock auf dem Schoß in dem Nahegelegenen Park unter einer Trauerbuche. Hier hatte er meistens seine Ruhe und konnte Zeichnen, oder einfach nur seinen Gedanken nachhängen. Plötzlich tikte ihn jemand an. Erschrocken quietschte er auf und zuckte zusammen. Als er sich umdrehte standen Milan und Ella hinter ihm. "Sorry, wir wollten dich nicht erschrecken, aber du hast nicht reagiert...", entschuldigte sich Ella. "Schon gut", sagte Henry auf Deutsch, was dafür sorgte, dass die Beiden ihn verwirrt anstarrten. " Wieso sprichst du Deutsch?", fragte Milan. Henry grinste in sich hinein. Hatte er also recht gehabt. "Ich hab mal zwei Jahre in der Nähe von Hamburg gelebt", beantwortete er dann Milans Frage. Henry überlegte kurz. Sollte er sie fragen, woher sie kamen?"Woher kommt ihr denn?",fragte er leise. "Aus Kiel, falls es dir was sagt.", grinste Ella, "wir sind nur auf Klassenfahrt hier bis Sonntag." Kiel, da klingelte bei Henry etwas. Wenn er sich nicht täuschte, war seine Oma aus Kiel gekommen. Allerdings war er sich nicht ganz sicher, da er sie nicht mehr kennengelernt hatte und auch seine Mutter nie über sie geredet hatte.Milan bemerkte an Henrys Blick,dass dieser gerade nachdachte. "Kannst du uns was zu dem Spion erzählen? Es scheint ja irgendwie so als ob nur Wandler verfolgt werden.", meinte er dann zu Henry. Vielleicht kannte er sich dort besser aus und konnte ihm und Ella helfen. Er sah, dass Henry beim erwähnen des Spions zusammen zuckte. "Naja, also das is ne längere Geschichte... " Milan wusste von seiner Erfahrung als Polizist, dass Henry etwas wusste."Super, wir treffen uns heute Abend hier. Bis dann.",strahlte Milan und verabschiedete sich. Henry starrte ihn an. Jetzt war Milan ernsthaft interessiert an der Sache. Der Tag verging viel zu lahm, aber endlich war es Abend.Milan und Ella warteten im Park unter dem Baum auf den Wildkatzen Wandler. Er war anscheinend noch nicht da."Meinst du er kommt?",fragte Ella. Milan sah sich um und setzte sich auf die Bank."Ich weiß nicht. Vielleicht. Ach, es war Schwachsinn. Er kommt bestimmt nicht." In dem Moment kam ein Junge in einem Dunklelblauen T-Shirt auf sie zu. Es war Henry. "Henry!" Erstaunt sprang Milan auf." Tschuldigung, dass ich so spät bin, wurde aufgehalten", keuchte er völlig außer Atem. "Wollen wie vielleicht an den Strand gehen? Hier trifft sich abends öfter die Dorfjungend um zu rauchen und so...", fragte er dann. Milan und Ella stimmten zu und so machten sich die drei auf den Weg zum Strand. "So, was weißt du denn jetzt?", fragte Milan als sie angekommen waren. Henry zögerte. Dann setzte er sich in den Sand und begann zögernd, zumindest einen Teil von dem, was er wusste zu erzählen. "Naja, also ich und mein Vater sind schon ziemlich viel herumgekommen, weil er Tierfilmer ist und irgendwann haben ihn "normale" Menschen bei der Verwandlung gesehen, weil er nicht gerade gut aufgepasst hat... Er hat alles abgestritten aber sie scheinen ihm nicht wirklich geglaubt zu haben und seit dem scheinen wir immer wieder verfolgt zu werden. Als ich vier war ist meine Mutter ganz zufällig auf einer kleinen Straße auf der sonst außer uns nie jemand lang gefahren ist überfahren und vor zwei Jahren hat meine Stiefmutter sich dann ganz plötzlich von meinem Vater getrennt, weil sie gemerkt habe, dass etwas mit ihm nicht stimmt..." Milan zog scharf die Luft ein und schien etwas sagen zu wollen, aber Henry redete schon weiter. " Naja, wir sind von A nach B gezogen aber anscheinend haben sie uns auch hier gefunden."Er holte Luft. "Ihr müsst aufpassen! Am besten so schnell wie möglich von hier weg. Mein Vater glaubt, dass diese Menschen uns töten wollen, weil wir anders sind.", er senkte die Stimme "Ihr verwandelt euch so lange ihr hier seit am besten möglichst gar nicht mehr. Diese Leute sind gefährlich und schrecken vor nichts zurück!", schloss er seinen Bereicht und berührte bei den letzten Worten unbewusste die Narbe an seiner Wange. "Sie haben meiner Stiefmutter weiß gemacht, dass wir gefährlich wären, so wie Werwölfe oder so. Sie und mein Stiefbruder Flynn sind nach Australien gegangen. Ich vermisse ihn."Milan nickte nachdenklich. "Mark ist nach Montana gezogen. Aber wir haben so gut wie kein Kontakt mehr."Unbewusst fasste er sich an seine linke Schulter. Dann sah er wieder auf und riss sich zusammen. Nein, er konnte sowas nicht. Von seinen Sorgen erzählen. Ella vielleicht unter vier Augen, aber wann war so eine gute Gelegenheit dafür?"Danke dir. Henry. Deine Infos helfen uns bestimmt weiter. Wollen wir trotzdem Nummern austauschen?", seufzte er und sah zu Henry."Okay", murmelte Henry und kritzelte dann seine Handynummer auf einen alten Kassenbon, den er in seiner Hosentasche gefunden hatte. Einen Kuli hatte er eigentlich immer dabei. Die Drei wechselten Nummern. "Ich würd mich dann verabschieden, wenn das okay wär. Wir sehen uns ja bestimmt nochmal.", murmelte Milan und wurde zum Eichhörnchen. Dann machte er sich auf zum Zeltplatz. Er wollte Ella nicht zurück lassen, aber vielleicht konnte sie noch mehr zum Thema herausfinden. Henry war sich nicht ganz sicher, was er von den Beiden halten sollte. Er war gerade auf dem Weg nach Hause, als Lynn plötzlich vor ihm stand. Warte, Lynn? Hieß so nicht auch der Wolf, der gestern mit Milan und Ella am Strand war? Jetzt als er darauf achtete, spürte er plötzlich auch, das Lynn eine Wandlerin war. Lynn nuschelte allerdings nur ein kurzes "Hey" und ging dann weiter. Anscheinend hatte sie ihn nicht wirklich wahrgenommen. Naja, Vielleicht könnte er sie ja wann anders noch mal darauf ansprechen ob sie eine Wandlerin war. Nachdenklich sah Ella Milan hinterher. Irgendwas beschäftigte ihn. Ella wüsste gerne was, aber sie würden es erst erfahren, wenn Milan es ihr erzählen würde. Es war Milans Sache und sie würde ihm zu hören, wenn er bereit war ihr, was auch immer ihn beschäftigte, anzuvertrauen. Ella atmete tief ein. Sie wollte noch nicht zum Zeltplatz gehen. Sie war nicht müde und voller Energie. Also verwandelte sie sich und flog in den Nachthimmeln, der von Sternen übersäht war. Sie hatte Mitleid mit allen Personen, die nicht fliegen konnten. Fliegen war das Beste auf der Welt. Man war frei und konnte alles um einen vergessen. Es war perfekt. Fliegen war wie lesen. Man vergaß die Zeit und war glücklich. Man vergaß alle Sorgen, die man hatte und genoss den Moment. Wenn Ella jetzt in Menschengestalt wäre, hätte sie vor Glück gelacht. Ella wusste nicht wie lange sie unterwegs war. Plötzlich hörte sie einen langen Schrei, der in ihren guten Ohren wehtat. Sie drehte sofort um und flog in die Richtung, woher der Schrei kam. Nach mehreren Minuten flog sie über eine Lichtung, wo ein verletzter Wolf lag. Es war nicht Lynn, sondern ein Wolf mit gräulichem Fell. Er hatte eine längliche Wunde auf seinem Bauch und sie sah von weitem das Blut. Ella flog ein paar Meter hinter einen Baum und verwandelte sich. Dann ging sie langsam mit gesenktem Blick auf den Wolf zu. Ihr Verwandlungsnerv fing plötzlich an wie verrückt zu kribbeln. Anscheinend war der Wolf ein Wandler. Ella hob ihren Blick und sah den Wolf an. Aufmerksam und misstrauisch sah er zurück. "Ich bin Ella, ebenfalls Wandlerin. Ich kann dir bei der Wunde helfen, sodass du nicht stirbst." Sie ging zu ihm und kniete sich zu ihm hin. Danach kramte sie aus ihrer Hosentasche einen Verband und eine Wundsalbe. Sie schmierte vorsichtig die Wunde mit der Salbe ein. Der Wolf wimmerte. "Ich weiß, dass es wehtut, aber die Salbe hilft.", murmelte sie. Als sie fertig mit dem einsalben war, wickelte sie vorsichtig den Verband um die Wunde. Langsam entfernte sich von ihm und lächelte. "Du solltest, sobald du in Menschengestalt bist, einen Arzt aufsuchen. Ich bin keine Ärztin, aber es sollte erstmal gehen." Sie nickte ihm zu, verwandelte sich in eine Eule und flog zum Zeltplatz. Dort verwandelte sie sich hinter einem Baum, schlich in ihr Zelt, kuschelte sich in ihren Schlafsack und schlief ein.


Feinde unter unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt