Ella war wie jeden Morgen als erste in der Schule um die Hausaufgaben noch schnell zu erledigen. So wie heute am Dienstag. Eigentlich war Milan auch immer schon da, aber irgendwie kam er nicht. Ob er wohl sauer auf sie war? Halt! Da kam er ja. „Milan. Hey." Etwas nervös blickte sie von der Bank auf. Der Freund ließ sich neben ihr nieder. So sauer konnte er dann ja wohl doch nicht sein. „Sorry wegen gestern.", murrte Milan. Ella zuckte mit ihren Schultern. „Alles gut.", murmelte sie. Sollte sie ihm erzählen, dass sie gestern die Schleiereule gewesen war? Vielleicht wäre das eine gute Idee, denn Milan starrte sie schon so komisch an, weil sie nichts sagte.
Nach der Schule, nahm Ella sich vor. „Ist etwas?", fragte Milan und schaute sie besorgt an. „Nichts, alles in Ordnung. Weißt du, was wir gleich haben?" Klassische Frage zum Ablenken, es half aber. Milan runzelte seine Stirn. „Ich glaube Biologie." Ella stöhnte. In Bio und Sport hatte sie einen Lehrer, der total motiviert und immer freundlich war. Immer! Gruselig. „Gehen wir dann schon Mal zu Bio?", fragte sie. Milan zuckte mit seinen Schultern. „Klar."
Als die Schule endlich nach sechs Stunden fertig war, war Ella komplett am Ende mit ihren Nerven. Sie hatte die ganze Zeit darüber nachgedacht, ob sie Milan von ihrer Existenz als Gestaltwandlerin erzählen sollte. Im Endeffekt hatte sie sich dazu entschlossen, das zu machen. Als die Zwei bei ihren Fahrrädern standen, sage Ella: „ Milan, willst du mit mir nach Hause kommen? Ich muss dir was erzählen." Etwas irritiert sah er sie an. „Okay?"
Zwanzig Minuten später waren die zwei bei Ellas Haus angekommen. Es war ein großes Einfamilienhaus in Gaarden Süd am Viehburger Gehölz. In der Einfahrt parkte das Auto ihres Dads. Die zwei stellten ihre Fahrräder ab und gingen dann ins Haus. Ellas Dad saß am Küchentisch und tippte auf seinem Laptop herum. „Hey, Dad.", sagte Ella. Er sah auf. „Hey, ihr zwei. Wollt ihr irgendwas essen? Wie war die Schule?" „Anstrengend.", murmelte Ella und nahm sich eine Packung Kekse. Die zwei gingen in Ellas Zimmer, das etwas chaotisch aussah. Überall lagen zerbrochenen Gegenstände, die Ella vor Wut geworfen hatte, und Bücher.
„Sorry für die Unordnung, ich hatte keine Zeit aufzuräumen." „ Geht mir auch so..." Ella grinste leicht und setzte sich an eine freie Stelle in ihrem Zimmer. Milan ließ sich einfach auf dem Boden nieder. Ella wollte noch auf diese gestrige Begegnung zu sprechen kommen. Nun konnte Milan erstmal zugeben, dass er ein Wandler war. „Du magst doch Eichhörnchen, oder?",fragte sie. „ Ja..." „Wärst du gern eines?" Milan prustete los. „Was ist das für eine Frage? Dann frage ich dich mal ob du gern eine Schleiereule wärst." Ella stutzte. „Warte Milan. So geht das nicht. Folgendes: Ich bin eine! Ich habe dich gestern gesehen." Jetzt stutzte Milan. Er überprüfte die geschlossene Tür. Dann sagte er leise: „Ich bin ein Eichhörnchen ...Okay. Krass. Du warst das gestern am Fluss. Du hast mich übelst erschrocken!", lachte er. Ella grinste. „Cool, dass wir das auch geklärt haben. Es darf aber niemand davon erfahren, Ja?" "Meine Eltern würden schreiend davonlaufen und Jasper schleifend hinterher ziehen- also nein. Sie werden es nicht erfahren."
Bald verabschiedete Milan sich wieder und machte sich auf den Weg nach Hause. Am späten Abend machte er noch seine Hausaufgaben. Dabei dachte er über das Gespräch mit Ella nach. Es war schon krass, was Ella ihm erzählt hatte...Er war nicht der einzige Gestaltwandler! Er merkte, dass es ihn freute, nicht der Einzige zu sein. Nach einer halben Stunde kochte es in ihm. Erstens: sein Bruder hörte nebenan mega laut Ninjago, zweitens: Er kam mit der Aufgabe 3b in Mathe nicht weiter und drittens ging es ihm nicht aus dem Kopf, rüber zu Jaspers Zimmer zu gehen und den CD Rekorder zu zertrümmern. Jaspers Gedudel ging ihm so auf die Nerven, dass Milan irgendwann die Stromversorgung vom Zimmer seines Bruders kappte. Dann war Ruhe. Na also.
Am nächsten Morgen fuhr er zur Schule, wo Ella bereits ihre Hausaufgaben erledigte. Wie so oft setze er sich zu ihr. „Guten Morgen." „Gut? Hoffen wir's..."Milan warf einen Blick über den Schulhof und entdeckte Jasmino. Schnell lief er weiter um diesem Idiot aus dem Weg zu gehen. Der Typ war einfach nervig, genau wie der übermotivierte Sportlehrer, den sie jetzt hatten. Vor der Turnhalle mussten alle warten, ehe sie reingelassen wurden. Jasmino stand ein paar Meter weiter und lachte sich beim Anblick von Ella neben Milan schlapp. Milan musterte ihn einen Augenblick. Dann holte er zum Schlag gegen Jasminos Gesicht aus, aber da kam der Herr „Übermotivation" und entdeckte die beiden Jungs. Verlegen gingen sie auseinander und in die Halle. „Du Freak!", zischte Jasmino leise. Milan ignorierte es und fragte sich, wie Ella damit eigentlich immer umging. Jasmino ging ihr doch bestimmt auch so derbe auf die Nerven. Ella hätte diesem nervigen Jasmino bestimmt am liebsten gehörig ihre Meinung gegeigt, aber das hätte wahrscheinlich nichts gebracht, denn der war einfach hohl.
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Feinde unter uns
FantasíaMilan und Ella teilen ein Geheimnis - sie sind Gestaltwandler. Doch wie es scheint, sind sie nicht die Einzigen. Auf einer Klassenfahrt treffen sie die arrogante Lynn und den schüchternen Henry. Doch bevor sie sich richtig kennenlernen können, werd...