Kapitel 7

3 0 0
                                        

Am Abend half der Eichhörnchenwandler noch beim Zelt aufbauen. Als es dunkel wurde, verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg nach Hause. Angekommen vor der Garage hielt er mit dem Atem inne und starrte seinen Bruder an. Mark? Wie konnte das sein?! Wieso war Mark hier!? Er lebte doch in Montana. Panik erfasste den Jungen und sein Herzschlag beschleunigte sich. Sein Bruder sprach mit einem in schwarz gekleideten Mann. In einer anderen Sprache...Schwedisch! Einige Wörter verstand Milan bereits, es reichte um zu wissen, dass es ein Spion war, der mit Mark etwas besprach. War sein gehasster Bruder etwa auch einer von denen? Einer, der die Wandler töten wollte oder so?


"Nein.", sagte er leise. Sein Bruder bemerkte ihn plötzlich, kam aber nicht zu Wort, da Milan anfing zu rennen. "Milan! Bitte warte mal.", rief sein großer Bruder."Wozu? Damit du mich tötest?" "Ich will es dir erklären! Bitte warte mal.""Waffencheck.", forderte Milan und sah ihn an."Na gut." Mark hatte keine. Milan ließ mit der Kontrolle von ihm ab und ließ sich zögernd auf ein Gespräch ein."Also? Was hast du mit diesem Typen dort zu tun, der gerade abhaut und warum habe ich das Gefühl, du betrügst mich?""Er ist mein Chef. Wir arbeiten lediglich daran, Tiere mit gestörtem Verhalten, wie wild beißende Hunde zu beseitigen. Warum sollte dich das betreffen?" Mark schien verwirrt zu sein. Er wusste doch bestimmt, dass Milan ein Wandler war und wollte dies nur nicht zugeben um den Plan nicht zu ruinieren. Er log. Milan konnte er nichts vormachen.


"Ich weiß, dass du lügst. So wie du damals gelogen hast, in diesem verdammten Verhör. Ich konnte nichts dafür, dass du gerade dann hereinschneist, wenn ich mein Praktikum mache! Außerdem hab ich gerad echt andere Probleme."Milan wandt sich ab, doch plötzlich ergriff eine Hand seine linke Schulter. Er zuckte zusammen."Was willst du noch?", brüllte Milan ihn plötzlich an. Er hasste jegliche Berührungen an seiner Schussverletzung. "Du weißt nicht, was noch alles auf dich und deine Freunde zukommt, kleiner Bruder.", sagte er herablassend und leise, sowie eindringlich. Dann ließ er von Milan ab und ging ins Haus seiner Eltern.


Mit schnellem Atem und noch immer hämmernden Schmerzen stand Milan vor der Garage des Hauses. Was sollte er bloß tun? Es überraschte ihn nicht, dass Mark auf der Seite der Bösen war. Nur wie schlimm war es?Der Wald war ruhig. Ein Windchen wehte leise und die letzten Vögel suchten ihre Nachtlager auf. Milan sprang als Eichhörnchen auf den Laubboden und sah sich prüfend um. Kein Spion in der Nähe. Nur eine Amsel, die noch den letzten Regenwurm des Tages gefunden hatte. Glückwunsch. Der Junge verwandelte sich wieder zum Mensch und setze sich an das Ufer eines Baches. Tausende Fragen hatte er bereis. Was wollten die Spione? Was wusste Henry noch alles über sie? Was hatte sein Bruder damit zu tun? Arbeitete er etwa mit daran? Wie viele Wandler gab es, die auch ausspioniert wurden? Wo war Ella? Und warum war sein Schnürsenkel offen?Alles fragen, auf die Milan keine Antwort wusste.


Er erinnerte sich an damals. Es war ein Tag wie jeder andere auch gewesen. Milan hatte bei dem Verhör dabei sein müssen, da so etwas zu seinem Praktikum dazugehörte. Dummerweise wurde sein Bruder in der Zeit verhört, der damals wahrscheinlich schon krumme Dinge für die Spione gedreht hatte. Damals hatte Mark im Gespräch mit der Polizei und seinem Bruder gegenüber so einen Ausrasster bekommen, weil Milan ihm nicht half, obwohl ihm die Hände dank seines Praktikums gebunden waren. Mark hatte plötzlich eine Waffe hochgehalten. Irgendwas ließ den damaligen Milan zusammen sacken. Mehr wusste er nicht mehr. Außer, dass ihn ein kalter Schmerz durchfuhren hatte. Er hatte den Anschlag überlebt, doch Vertrauen war schwer für ihn zu finden. Es hatte etwas mit ihm gemacht. Das war heute schon etwa vier Jahre her. Seit Milan Ella kannte, ging es ihm besser. Sie gab ihm das Vertrauen, dass er zu jeglichen Menschen verloren hatte. Das, was er gerade so dringend brauchte. Sie hatten gerade echt andere Probleme, also war es gerad schlecht, es ihr zu erzählen.


Es beruhigte Milan außerdem, dass Lynn und Henry hier waren. Dass sie eine Gemeinschaft waren. Zwar kannten sie sich noch nicht so gut, doch Milan war sich sicher, dass das sich ändern würde, sobald die Spione einen neuen Angriff starten würden.Was ist, wenn die Bösen gewinnen? Es gab genug Geschichten, die so endeten. Gab es eine Zukunft für die Wandler?


Nachdem Milan gegangen war, hatte Henry sich in eine Wildkatze verwandelt und war auf einen Baum geklettert. Lynn war ins Zelt gegangen und der Lichtschimmer der durch die Zeltwand fiel ließ ihn vermuten, dass sie noch etwas las. Er hatte entschieden, die Anderen morgen über den Rest, den er noch über die "Spione", wie seine Freunde ihre Verfolger nannten aufzuklären. Viel war das zwar nicht, aber ein wenig von dem, was er noch verschwiegen hatte, konnte er ihnen noch erzählen, ohne dass all zu schreckliche Erinnerungen wieder hochkamen, die er die letzten 5 Jahre erfolgreich verdrängt hatte. Bei dem Gedanken an die Herkunft seiner Narben lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Ja, möglicherweise wusste er mehr, als er den Anderen gesagt hatte.


Ella hatte verdammt lange mit Matt geredet. Destomehr er geredet hatte, desto bleicher war Ella geworden und hatte immer mehr Angst bekommen. Matt hatte ihr ziemlich schreckliche, angsteinflößende Dinge erzählt. Ella und ihre Freunde waren in Lebensgefahr und ihre Feinde waren gewissenslose Killer, die sich FFAAO nannten und bei jeder Gelegenheit versuchen würden sie umzubringen. Matt hatte sich irgendwann verabschiedet und versprochen, dass er auf sie aufpassen würde. Er würde immer ein Auge auf sie haben. Ella musste Milan, Lynn und Henry unbedingt alles erzählen, was sie erfahren hatte. Und sie musste unbedingt mit ihren Eltern und mit ihren älteren Brüdern reden. Ihr Dad war Polizist, ihr einer Bruder ebenfalls und ihr anderer Vater war Soldat bei der Bundeswehr.


Sie schickte eine schnelle Nachricht an Milan, dass sie bald etwas Wichtiges bereden müsste. Dann ging sie nach Zuhause. Sie drehte sich immerzu um, weil sie das Gefühl hatte, dass jemand ihr folgte. Was ziemlich wahrscheinlich war. Hoffentlich folgte ihr Matt und keiner von FFAAO. Irgendwann fing Ella an zu laufen. Sie hatte unglaublich viel Angst. Nach alldem was Matt ihr erzählt hatte, wollte sie niemanden von der FFAAO begegnen. Ella war so in ihre Gedanken vertieft gewesen, dass sie in ihren Dad reinlief.

"Ella, wo warst du?! Es ist 23:13 Uhr und niemand wusste, wo du steckst! Was ist, wenn du irgendwo verletzt gelegen hättest?!", rief er wütend. Ella sah, dass in seinen Augen Tränen schimmerten. "Dad, hast du geweint?", fragte sie vorsichtig. "Ja, ich dachte schon, dass die von der FFAAO dich gekriegt hätten.", sagte er und schlug sich direkt danach die Hand vor den Mund. "Du weißt von denen?!", rief Ella. "Nicht so laut.", zischte ihr Dad und zog sie mit sich. Die Beiden kamen bei Ellas Zuhause an und gingen in das Haus. Am Küchentisch saßen schon Ellas Papa und ihre großen Brüder.


"Du hast sie gefunden.", rief Ellas Papa. Ella verschränkte ihre Arme und funkelte ihre Väter und ihre Brüder wütend an. "Ihr wisst also alle von FFAAO und Gestaltwandlern?! Warum habt ihr mir das nie erzählt?!" Ellas Papa wandte sich an ihren Dad. "Dorian, woher weiss sie davon?" "Ich habe es ausversehen erwähnt.", sagte Dorian kleinlaut, "Aber nur weil du es erwähnt hast, heißt es lange nicht, das Ella damit etwas anfangen könnte."Das heißt, dass sie schon davor wusste.", warf Ian ein, Ellas ältester Bruder. Alle Blicke wandten sich zu Ella. "Scheiße.", murmelte die. "Also, was hast du mit der FFAAO zu tun?", fragte Ben jetzt und sah Ella streng an. „Nichts!" „Ella Luisa Steinberg, du wirst uns jetzt sofort die Wahrheit sagen!", sagte Ben Steinberg und sah seine Tochter streng an. Ella seufzte und fing an die ganze Wahrheit zu erzählen. Von Anfang an. Sie ließ kein einziges Detail aus. Als sie fertig war, fragte sie müde: „Und was habt ihr jetzt vor?"


„Dir die Wahrheit erzählen und zwar die komplette Wahrheit.", sagte Paul, Ellas anderer großer Bruder. „Welche Wahrheit?", fragte Ella verwirrt. Dorian seufzte. „Setz dich hin, das wird ein bisschen dauern." Ella setzte sich hin. „Also?" Fragend sah sie in die Runde. „Wir alle sind ebenfalls Gestaltwandler und...", bevor Ben Steinberg weiterreden konnte, unterbrach Ella ihn. „Ihr seid Gestaltwandler?! Warum wusste ich das bis jetzt nicht?!" „Wir wollten dich und Finn in diese Welt nicht mit reinziehen. Und außerdem wussten wir nicht, dass du eine Gestaltwandlerin bist, ansonsten hätten wir dich aufgeklärt.", sagte Dorian ruhig. „Egal ob ich Mensch oder Gestaltwandler bin, ihr hätte mich einweihen sollen.", sagte Ella entschlossen. „Hätten wir vielleicht tun sollen.", murmelte Ben.

Feinde unter unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt