Kapitel 3

6 1 1
                                    

Schließlich (ja, sie hatten die Woche fast überstanden) saßen sie in der letzten Stunde vor dem Wochenende im Klassenraum und hörten ihrem Lehrer zu, der gefühlt Chinesisch redete und ihnen mit Gestiken Physik erklärte. Was aber halt niemand so richtig verstand. Irgendwann vernahm Milan sitzend in der letzten Reihe das Wort Klassenfahrt und bekam eine Gänsehaut. „...9. Klassen machen dieses Jahr eine Fahrt nach Dänemark.....Kommt schon! Etwas mehr Begeisterung." Einige jubelten, einige schliefen und wieder andere waren schon zu oft in Dänemark gewesen.

„Wir fahren nächste Woche Montag?!", Der Eichhörnchenwandler fasste es nicht. "Ja, Milan. Das hat er doch schon letzte Woche angekündigt.", sein Sitznachbar Robert runzelte die Stirn. "Wusste ich natürlich schon.", witzelte Milan. Nein. Er hatte es nicht gewusst. „Schickt mir also übers Wochenende die Papiere mit den Unterschriften. Wir treffen uns Montag um 6:49 Uhr hier und fahren gemeinsam mit der Bahn. Also. Schönes Wochenende." Damit verabschiedete der übergroße Klassenlehrer seine Schüler. Es hatte einen Zettel gegeben für die Fahrt? "Shit...", Milan fuhr sich gestresst durch die braunen Haare. Wo war dieser verdammte Zettel abgeblieben?

Er wusste nicht, wie er es aushalten sollte, eine verfluchte Woche lang kein Eichhörnchen zu sein. Das Risiko war zu groß um dabei entdeckt zu werden. Andererseits liebte er Risiko. Deshalb machte er schließlich ein Praktikum bei der Polizei. Doch...diese Gefahr konnte er nicht eingehen. Wenn schon, dann mit Ella. Wenn sie mitmachen würde, würde er es auf der Klassenfahrt vielleicht auch tun. Bildlich stellte Milan sich den Zeltplatz vor, alle schliefen noch. Ella und er flogen und kletterten als andere Gestalt durch die Wälder und waren gut drauf. Die anderen Klassenkameraden langweilten sich zu Tode. Ja, vielleicht könnte Milan sogar Streichelhörnchen spielen und Jasmino in den Finger beißen...Guter Plan! Das musste er Ella gleich mal vorschlagen!

„Ella! Warte." Eine Weile fuhren sie nebeneinander Rad und malten sich die Klassenfahrt lustig aus. Lustig war es, bis die Klasse in Lærkelungen ankam. Erst sollte jeder sein eigenes Zelt aufbauen. Der Typi Frank war als erster fertig, bemerkte aber nicht, das Milan die Leinen heimlich wieder gelöst hatte und so brach das Zelt aufs Neue zusammen. „Ah, wer war das?!", brüllte Frank verärgert. Milan zuckte mit den Schultern und deutete auf Jasmino. Frank ging auf Jasmino los.

Am Abend setze sich die Klasse in das Camping-Restaurant. Jasmino setzte sich plötzlich auf den Platz neben Milan, der gerade aufschaute. „Was willst du?",fragte er genervt.„Nichts, nichts.", der Typi mit einer total dämlichen Frisur verkniff sich ein Lachen. „Was?", Milan blickte skeptisch. „Dein Blick, als du die Katze hier gesehen hast, die einem Eichhörnchen hinterher gejagt ist. Ha, ha! Oh man. " „Soll das jetzt lustig sein?" „Ja...Du hättest deinen dämliches Gesicht sehen sollen." „Ich habe kein dämliches Gesicht, das hast du ja schon." „Heul doch." „Idiot." "Hund." "Deformis puer. So und jetzt übersetz das mal." Jasmino wirkte verwirrt. Latein? "Achso. Du bist ja zu inkompetent dazu. Ich vergaß." Milan stand auf und setzte sich an einen anderen Tisch.

Ella hatte das Geplänkel zwischen Jasmino und Milan mitgekriegt. Sie war kurz davor Jasmino richtig weh zutun. Er war so ein Idiot! Aber stattdessen setzte sie sich neben Milan und lächelte ihn an. „Lass dir von Jasmino nicht die Laune verderben, er ist ein Arsch, der gerade Mal drei Gehirnzellen hat. Du bist viel besser als er. Hast du Lust heute Nacht, wenn alle schlafen, eine Runde in den Bäumen und in der Luft zu drehen? Du als Eichhörnchen und ich als Eule. Dann können wir schon Mal das hier alles erkunden ohne einen nervigen Jasmino." „Ja. Das können wir machen.", knurrte Milan. Ihm gefiel die Idee. „Um 23 Uhr? Dann ist hier sicher Ruhe."

Einige Stunden später fanden sich beide in Zweitgestalt am Ausgang des Zeltlagers wieder. Ella nickte Milan in Eulengestalt zu und hob ab. Milan kletterte einen Baum hoch und fing an Ella zu folgen, indem er von Baum zu Baum sprang. Ella wartete immer etwas, damit er ihr folgen konnten. Nach einer Weile kamen die Zwei an einem Bach an. Ella flog auf den Boden und verwandelte sich. Nach wenigen Sekunden stand Ella in Menschengestalt da. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und sah fasziniert in den Himmel. Der Himmel war klar und tausende Sterne funkelten um die Wette. Nach mehreren Stunden lagen beide in ihren Schlafsäcken und schliefen friedlich. Milan sah Ella beim Frühstück und setzte sich zu ihr. „Wollen wir heute auch auf Erkundung gehen? Ich meine, auf unsere Art.", witzelte er. Ella verstand. Es saßen ja auch noch andere im Raum, die von ihrem Geheimnis nichts wissen sollten. „Ich denke, das wird klappen. Heute ist sowieso nichts geplant für alle." Ella und Milan freuten sich. Nachdem Milan ihr eine lustige Idee gebracht hatte, waren sie als Tiere aufgebrochen. Die Idee, als Eichhörnchen und Eule die Menschen in der Stadt zu beobachten, könnte lustig werden. Ella flog wieder etwas voraus und Milan kletterte ihr hinterher. Bald trafen sie sich keuchend auf der Stange einer Laterne. Auf dem Marktplatz war einiges los. Zumal Ferien hier schon angefangen hatten. Plötzlich bemerkte Milan ein Mädchen, dass etwas abseits stand und sie misstrauisch beobachtete. Er machte Ella darauf aufmerksam. Ella schlug aufgeregt mit ihren Flügeln. Jetzt hatten sie ein Problem. Warum hätten sie sich nicht einfach irgendwo anders hingesetzt, wo sie nicht auffielen?! Vor allem fiel es auf, dass eine Eule zusammen mit einem Eichhörnchen auf einer Laterne saß. Was sollten die beiden jetzt tun? Mist! Der Plan war doch wasserdicht gewesen...und nun das. Das Mädchen beobachte sie weiterhin misstrauisch. Ella hätte am liebsten laut geflucht. Warum hatten sie nicht nach gedacht? Und in Tiergestalt konnte sie auch nicht mit Milan kommunizieren, was momentan echt hilfreich wäre. Sie hob ab und segelte auf das Mädchen zu. Sie landete auf dem Boden und sah das Mädchen mit schief gelegtem Kopf an. Was würde sie machen?Milan sah, was Ella tat. Warum machte sie das? Warum- Plötzlich landete Ella vor dem Mädchen. Unsicher sprang Milan hinterher. Er wollte nichts verpassen, denn er verstand,was Ella gemeint hatte. Dieses Mädchen könnte auch ein Wandler sein! Aber was, wenn sie kein Wandler wäre und das menschliche Verhalten von ihnen bemerkte? Das wäre nicht gut. Das unbekannte Mädchen starrte Ella überrascht an. Bestimmt fragte sie sich, was in aller Welt diese Eule für ein Problem hatte. Und nun wechselte ihr Blick zwischen ihr und dem Eichhörnchen hin und her. Milan spürte seinen Verwandlungsnerv auf einmal pochen. Auch Ella merkte ihren Nerv pochen. Lag das am dem Mädchen? Fragend schaute Milan zu Ella. Sollten sie das Mädchen etwa vorsichtig danach fragen. Natürlich wieder in anderer Gestalt. War das wirklich eine gute Idee, dachte Ella zweifelnd? Das Mädchen sah sich um, und prüfte, ob sie nicht beobachtet wurden, dann winkte sie den beiden Wandlern zu ihr zu folgen. Das konnte nur eins bedeuten nämlich, dass sie wusste, dass es Wandler gab und scheinbar auch, dass Ella und Milan welche waren. Das Mädchen lief hinter einen Stand und winkte wieder zu den anderen herüber. Unsicher blickten sie sich an. Sollten sie hingehen? Ella entschied sich und nickte mit dem Kopf in Richtung Mädchen. Milan beschloss seiner Freundin zu vertrauen und sprang los. Die Eule segelte hinterher. Kaum waren sie zum Stehen gekommen, motzte das Mädchen los:,, Seit ihr bescheuert?! Auffälliger kann man gar nicht sein! Wolltet ihr, dass ihr gesehen werdet?!" Ella verwandelte sich und sah das Mädchen an. „Wie heißt du?", fragte Ella. Milan verwandelte sich ebenfalls und wartete auf die Antwort der Wandlerin. Er musste zugeben, dass sie wirklich auffallend gewesen waren... Aber sie hatten einen Wandler gefunden! Das war Wahnsinn. " Wieso muss ich euch das sagen?", fragte das Mädchen hochmütig. " Ich sag es euch trotzdem. Ich heiße Lynn. Es interessiert mich zwar nicht wie ihr heißt aber sagt es trotzdem." Oh nein. Bitte keine hochnäsige Ziege... Dieses Mädchen war jetzt schon echt nervig, aber sie war eine Wandlerin. " Ich bin Ella. Bist du wirklich ein Wandler?" „Danke für die nette Begrüßung. Ich bin Milan.",sagte Milan beherrscht. Lynn verdrehte die Augen und verwandelte sich. Vor ihnen stand ein schneeweiße Wölfin mit seidigem Fell und hochmütigen grünen Augen. Gelangweilt wandte sie den Kopf und leckte sich über die Schulter.„Ich glaube,sie ist etwas...hochmütig.",flüsterte Milan Ella zu und schaute Lynn mit gerunzelter Stirn an. Diese drehte ihm den Kopf zu und knurrte ihn an. Sie verwandelte sich zurück. " Ich kann euch übrigens immer noch hören", motzte sie. " Warum bist du eigentlich so unhöflich?", fragte Ella. " Vielleicht habe ich gerade einfach schlechte Laune? Und dann kommt ihr Dödelheinis hier her und stellt das Geheimnis der Wandler quasi offen zur Show! Ihr habt mir übrigens immer noch nicht gesagt warum ihr das gemacht habt! Vielleicht ist es auch einfach so, dass ich umziehen soll und gar keinen Bock darauf habe und gerade sowieso alles bescheuert ist!", schrie Lynn sie an. Dann schien sie kurz erschrocken zu sein, fasste sich dann aber wieder.„Okay...Ganz ruhig.Wir kriegen das hin ",schlichtete Milan.Etwas später hatten er und Ella es tatsächlich geschafft, ein Gespräch mit Lynn zu führen. Ella fragte,wie lang sie schon wisse, dass sie eine Wandlerin war. Wie sich herausstellte, gab es auch in ihrer Bekanntschaft wenige mit dieser Gabe. Die unterhielten sich noch eine Weile, bis Milan plötzlich bemerkte, dass jemand in ihrer Nähe war. Jemand, der sie belauschte. Er zischte Ella an. Verdattert blieb sie ebenfalls stehen. Der Jemand hatte bemerkt, dass er entdeckt wurde und eilte davon. „Hat der unser Gespräch etwa mitbekommen?",besorgt blickte Ella dem Jemand hinterher. „Ich weiß nicht...ob er ein Spion ist?",typisch Milan. Immer erstmal an Kriminalität denken. Jaja. „Von wem denn ein Spion?",Lynn rümpfte die Nase. „Was weiß ich, du Fellbüschel?! Wir sollten besser darauf aufpassen, was wir in der Öffentlichkeit sagen." Im Flüsterton fügte Milan hinzu:„Nicht, dass er uns als Wandler bei meinen Kumpels verrät."„Deinen was?",krächzte Lynn amüsiert.„Auf gut Deutsch gesagt, der Polizei. Ich mache ein Studium dort, falls es dich aufklärt.",Milan sagte es so,als ob es das normalste auf Erden war,bei der Polizei zu sein.„Mit Schießen und so?" Jetzt wirkte Lynn interessiert.„Klar.",unmerklich zog er sein T-Shirt schützend über die Schulter. Was sollte das jetzt?Er fuhr fort."Jedenfalls... dieser Typ eben wäre gefährlich, wenn er uns verrät. Das Geheimnis muss bewahrt werden." Auch Ella nickte ernst.„Wir müssen auf jeden Fall aufpassen. Ich will nicht wissen, was passiert, wenn wir in deren Händen sind.", sagte Ella und ein Schauder lief über ihren Körper. Milan nickte zustimmend. „Wir sollten langsam zurück zum Lager, Ella." Milan sah auf die Turmuhr des Platzes.„Ja, aber vielleicht sollten wir noch Telefonnummern austauschen um in Kontakt zu bleiben.", schlug Ella vor. Lynn und Milan waren einverstanden und es wurden eifrig Telefonnummern getauscht. „Wie lange bleibt ihr noch hier?" „Sonntag fahren wir wieder.", antwortete Milan auf Lynns Frage.„Wollen wir uns nachts nochmal treffen?", fragte Ella. „Warum nicht.", sagte Lynn, die nicht wirklich begeistert klang. „Wo wollen wir uns dann treffen? Am besten irgendwo in der Natur, wo wir nicht auffallen." Ella schnaubte. „Milan, du und ich fallen nicht so schnell auf, aber ein gewisser flauschiger, weißer Wolf" "Phh", Lynn drehte sich beleidigt weg."Ich kann nichts dafür, dass ich so schunderschunder wön bin." Milan und Ella runzelten die Stirn und tauschten einen Blick. Dann mussten sie wirklich los. Schnell verwandelten sie sich wieder zu Tieren und machten sich auf den Rückweg.Im Lager angekommen wurde gerade schon für das Abendessen vorbereitet. Inzwischen war es schon später Nachmittag. Es passierte nicht sonderlich viel, außer dass Jasmino die beiden wieder provozierte und Milan nur von ihm abließ,weil es Essen gab. Bald war auch das Abendessen überstanden und ein Lagerfeuer wurde eröffnet. Ella meinte zu Milan, ,dass es bestimmt nicht auffallen würde, wenn sie dabei fehlen würden. Also machten die zwei sich auf den Weg zum verabredeten Treffpunkt mit Lynn. Diese wartete schon ungeduldig in ihrer Wolfsgestalt. Dem Eichhörnchen war das nicht so ganz geheuer und es blieb sicherheitshalber auf einem Ast sitzen.„Hey Lynn.",begrüßte Ella sie und landete vor der Wölfin. " Hi, da seid ihr ja endlich", begrüßte sie Lynn etwas schroff. Doch sie war nicht mehr ganz so unhöflich wie bei ihrem ersten Treffen. „Hast du diesen Spion nochmal gesehen?", erkundigte sich Milan und beschloss, sich zu verwandeln. Sekunden später saß er als Junge auf dem Ast. " Nein hab ich leider nicht, ich war die ganze Zeit wachsam, hab ihn aber nicht wieder gesehen.", erwiderte Lynn. "Das ist gut. Aber vielleicht sollten wir ,Ella, uns zuhause nochmal umhorchen, ob es irgendwelche komischen Anzeigen gibt oder so. Was machen wir nun?" " Weiß nicht. Ich würde euch gerne zum Strand bringen, da ist meine Lieblingstelle, die ist aber ein gutes Stück entfernt." "Ja gut. Ella?" Ella nickte erfreut und hob ab. Milan und sie folgten in Zweitgestalt Lynn zum Strand. Sie war etwas freundlicher geworden. Lynn führte sie Dünen herunter zu einer kleien Bucht, die schönen weichen Sand hatte. Dort warf sie sich auf den Boden. Plötzlich hörten sie jemanden leise vor sich hin singen. Ein Junge saß zusammengekauert in den Dünen. Er hatte die Kaputze seines Hoodies über den Kopf gezogen so dass man nicht viel von seinem Gesicht sehen konnte und die Hände in den Taschen vergraben. Sympathisch. Dabei schaute er aufs Meer und sang leise vor sich hin. Er schien die drei Wandler noch nicht bemerkt zu haben. "Verdammt! Was machen wir den jetzt?", fragte Ella. Lynn zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Milan, kannst du vielleicht was dazu sagen?", fragte sie dann."Wieso? Soll ich etwa zu dem hingehen?" Lynn zuckte erneut nur die Schultern. In dem Moment schien der Junge sie bemerkt zu haben, denn er war aufgestanden, klopfte sich den Sand von der Hose und schaute in ihre Richtung. Er schien kurz mit sich zu ringen, dann kam er auf die drei zu.Henry war wie so oft in letzter Zeit allein am Strand. Er hatte Kopfhörer in den Ohren, hörte Musik und sang dabei leise mit. Auf einmal hatte er dieses seltsame Gefühl, dass er beobachtet wurde. Außerdem spürte er dieses leichte Kribbeln, wie immer, wenn ein anderer Wandler in der Nähe war. Er nahm die Stöpsel aus den Ohren und sah auf. Tatsächlich. Nur wenige Meter entfernt waren drei Gestalten am Strand zu erkennen. Ein Junge saß im Sand und ein Stück abseits lag ein weißes Dings im Sand. Es schien ein Hund oder so zu sein. Neben dem Jungen saß ein Mädchen und die drei schienen irgendetwas zu diskutieren. Dabei sahen sie immer wieder zu ihm herüber. Zögernd stand er auf und klopfte sich den Sand von der Hose. Was sollte er jetzt tun? Es könnte sein, dass die drei auch so waren wie er. Aber was wenn nicht? Dann würde er sich zu einem schrägen Vollidioten machen. Und das würde dann seinem Neuanfang ziemlich im Weg stehen. Als der Junge ihm zu winkte, entschied er, dass er ja wenigstens mal Hallo sagen könnte.Tatsächlich kam der Junge auf die drei zu. Lynn hob den weißen Kopf und kam ebenfalls. "Hi. Wer bist du?",fragte Milan ihn. Der Junge knetete nervös seine Finger. "Henry", nuschelte er dann. „Und wer seid ihr?", fragte er dann leise. Jetzt wurde er neugerig denn das Gefühl wurde stärker. Sie drei könnten wirklich Wandler sein. „Ich bin Ella. Der Wolf dort ist Lynn.",sagte Ella bereits in Menschengestalt. "Milan.", sagte Milan nachdenklich."Ist der Wolf ein echter Wolf?", fragte er, ohne direkt preiszugeben, dass er selbst ein Wandler war."Wieso fragst du das?", wollte Milan wissen."Verfolgst du uns etwa?" Henry zog die Schultern hoch und den Kopf ein."N-Nein, ich ich hatte nur so ein G-Gefühl, dass ihr vielleicht so seid wie ich...", stotterte er."Wie, so wie du? Meinst du, das du auch ein Wandler bist?", schaltete Lynn sich jetzt von Kopf zu Kopf ein."Lynn!", zischte Ella."Schon gut, ja das meine ich", versuchte Henry sie zu beschwichtigen. "Aber, wieso denkt ihr, dass ich euch verfolge?",wollte er dann leicht verwirrt wissen. "Naja, also...", drukste Ella herum, die der Meinung war, das dieser Henry ja nicht gleich alles wissen musste."Sie will sagen, dass uns jemand belauscht.", sagte Lynn, wofür sie von Ella und Milan böse Blicke erntete. "Ihr auch?",fragte Henry."Mein Vater meinte, ich solle aufpassen, weil er einige Male das Gefühl hatte beobachtet zu werden." "Das ist ja ein Zufall. Wir hatten bis heute Mittag einen Spion hinter uns, der uns wahrscheinlich wegen Wandlerkram belauscht hat.", Milan sah Henry nachdenklich an, musterte seine Narben. Er entschied, ihn einfach einzuweihen,denn dem schien es in der Sache genauso zu gehen. "Weißt du, weshalb?" "Nein. Nicht genau. Aber es war auch noch nicht lange her." "Was tun wir denn jetzt?",meinte Lynn ratlos. "Ich muss mich auf dem Revier danach umhören. Die Sache lässt mir keine Ruhe." Milan überlegte. Er klang selbst als Praktikant schon wie ein Polizist. Ella schaute zu Henry. "Was bist du in Zweitgestalt? Wollen wir uns alle zusammen mal verwandeln?", fragte sie."Wildkatze", nuschelte Henry und schien wieder in seine Schüchernheit verfallen zu sein. "Aber ich muss jetzt auch nach Hause, tschüss", murmelte er dann, zog sich die Kaputze seines Hoodies wieder über und war auch schon verschwunden. "Schräger Typ.",grinste Milan und sah ihm hinterher. "Wir hätten Nummern austauschen sollen...", überlegte er. "Ich weiß nicht... ich trau ihm irgendwie nicht so richtig...", murmelte Ella."Habt ihr außerdem seine Narben gesehen? Der sieht aus, als würde er sich auch gerne mal prügeln...", warf Lynn ein. "Da wären wir ja schon zwei." Milan lachte bitter an Gedanken an Jasmino. "Jetzt werd nicht unfair Lynn!", sagte Ella, wie meistens die Vernünftigste. "Vielleicht hatte er ja auch einfach mal einen Unfall oder so..." "Das kann sein.",sagte Milan leise.Eine Stunde später hatten die beiden sich von Lynn verabschied und lagen inzwischen wieder in den Schlafsäcken.Henry war so schnell er konnte nach Hause gelaufen. Er wusste selbst nicht, warum er so reagiert hatte, wahrscheinlich war er einfach mal wieder nicht darauf klar gekommen, dass die Drei so freundlich zu ihm gewesen waren. Als er die Tür zu dem kleinen Blockhaus aufschloss, welches er mit seinem Vater bewohnte, kam er sich auf einmal furchtbar dumm vor. Da traf er ein mal in seinem Leben noch andere Wandler in seinem Alter und was tat er? Er verhielt sich wie ein totaler Vollidiot. Sein Vater war nicht zu Hause. War er eigentlich nie. Traurig setzte Henry sich auf die Fensterbank in seinem Zimmer und grübelte vor sich hin. Wer waren die drei gewesen? Klar, sie hatten ihm ihre Namen gesagt aber er hatte die drei noch nie hier gesehen. Und sie hatten Englisch mit ihm gesprochen und das mit ziemlich starkem deutschen Akzent. Das ließ darauf schließen, dass sie Deutsche waren, was erklärte, warum er sie hier noch nie gesehen hatte. Es könnte zwar sein, dass die drei vom Campingplatz kamen, aber eigentlich war die Saison noch nicht losgegangen... Schließlich entschloss er sich dazu, die drei morgen noch einmal zu suchen. Zufrieden mit seinem Entschluss ging er schließlich ins Bett.


Feinde unter unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt