Kapitel 37

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"Sam, du hättest es uns sagen müssen!", motzte Hanji nach dem Gericht, was noch gut ausgegangen war. "Es tut mir doch leid.", gab Sam etwas harsch zurück. Wie oft hatte sie sich jetzt schon entschuldigt? Oft genug, seit sie frei gesprochen wurde. "Du kannst froh sein, dass ich dieses Experiment machen darf."

Ja, Sam war froh, dass Zackly und Historia da zugestimmt hatten. Obwohl, Historia hätte sie so oder so nicht verurteilt. Sie war ein lieber Mensch und hätte sicherlich nicht falsch entschieden. Im Moment war nicht die Frage was jetzt mit ihrer Freundin tun würde. Schliesslich hatten sie einige Informationen was die Gegend ausserhalb der Mauer anging.

Durch die Erinnerungen welche Eren hatte, hatte Hanji entschieden zu dieser Mauer zu gehen, welche anscheinend die Grenze zu den Meer war. So hatte sie sich mit einer kleinen Gruppe auf den Weg gemacht, welche seit der letzten Expedition übrig geblieben war.

Stumm ritt Sam neben Levi her, welcher kein einziges Wort mehr mit ihr gesprochen hatte. War er wütend auf sie? Hasste er sie nun? Fest presste Sam ihre Lippen aufeinander. Sie hatte den Mut dazu nicht, ihn anzusprechen. Warscheinlich würde er sie anbrüllen und wieder einmal Gör nennen. Wie sie diese Wortwahl von ihm hasste.

Der Blick war Levi nicht entgangen. Er wusste, dass Sam etwas sagen wollte. Aber was würde er zu ihr sagen? Ja, sie hätte es ihm früher sagen sollen aber er konnte auch verstehen, warum sie es nicht getan hatte. Sie wollte weitere Beweise ehe sie mit der Wahrheit kam. Er kannte sie doch. Schon als Taschendiebin hatte sie erst wenn sie sich sicher war, die Beweise ausgesprochen und die Gegenstände gestohlen. Niemals hätte sie die ärmeren Bewohner ausgeraubt.

Levi konnte sie nicht hassen. Sam war ihm viel zu wichtig. Egal welche Fehler sie machen würde, könnte er sie dafür niemals hassen. Er liebte sie, dass war ihm schon länger klar. Aber er hatte Angst, dass es gegen ihn verwendet werden konnte. Sam war seine Schwachstelle, welche niemals erraten werden durfte.

Seit er die Wahrheit über ihr ganzes Leben wusste, wusste er nicht, ob sie noch eine Schwachstelle war. Sam konnte sich selbst beschützen und war stark genug um kämpfen zu können. Sie hatte es schon bei Kenny bewiesen als dieser mit seinen Anhängern angegriffen hatte. Mit ihrer Geschicklichkeit war sie ihnen entkommen. Selbst die kleinen Wunden hatten ihr nichts ausgemacht, welche schon nach wenigen Stunden verheilt waren. Schon da hätte er bemerken müssen, dass etwas mit ihr nicht stimmte.

"Levi ich..", hörte er ihre Stimme und schloss für einen Moment seine Augen. "Lass es, schon gut." Überrascht über diese Reaktion blickte Sam den Schwarzhaarigen an. Wie, er verzieh ihr? Er hasste sie nicht?

"Also, alles wieder gut zwischen uns?", fragte Sam vorsichtshalber nach. "Ja du Gör.", gab er von sich, weswegen Sam lächeln musste. Auch wenn er sie Gör genannt hat, war sie froh, dass alles gut war. "Ich muss zugeben, dass ich dich unterschätzt habe. Und das nicht, weil ich jetzt weis, dass du eine Titanenform hast."

"Heisst das, du gibst zu, dass ich dich übertreffe?", grinste Sam und bekam einen vernichtenden Blick. "Vergiss es!" Lachend sah die Braunhaarige zu ihm hinüber. "Stimmt, du würdest nie zu geben, wenn jemand besser ist als du, auch wenn es die Wahrheit ist." "Halt die Klappe!"

Hanji, welche weiter vorne ritt schmunzelte. Die Beiden sollten sich wirklich mal um ihre Gefühle kümmern, anstelle sich gegenseitig anzubrüllen. Naja, wohl eher brüllte Levi sie an. "Wir sind gleich da!", rief Hanji über ihre Schulter als sie die Mauer schon erblickte. Die Grösse war genauso wie die anderen Mauern. Hier wurde also Grisha Jäger zu einem Titan.

Gleichzeitig kamen die Pferde zum stehen, wodurch die Anwesenden auf das schimmernde Meer blickten. "Ist das..", hauchte Armin als erstes. "Das Meer.", antwortete Eren, was Armin zum lächeln brachte. "Es ist also wahr." All die Jahre, hatte er auf diesen Augenblick gewartet.

Gewartet darauf, das salzende Meer zu sehen, welches über den ganzen Horizont ging. Sam war die Erste, welche sich getraut hatte hinein zu treten. Sie kannte das Meer aus den Geschichten und durfte genauso wie ihre Freunde den Augenblick geniessen. Unter ihren nackten Füsse spürte sie den feuchten Sand, kleine Kieselsteine, welche an ihren Füssen kratzten. Das Wasser war angenehm und schlug sanft an ihre Beine. Es war einfach nur wunderschön.

Langsam streckte Eren seine Hand zur Sonne, sein Blick wirkte müde. Sein Mund öffnete sich. "Sind wir jetzt wirklich frei?", fragte er und war völlig in seinen Gedanken versunken.

"Es ist offensichtlich, dass die Welt uns als 'Rasse der Teufel' wahrnimmt. Die Menschen unserer Welt möchten uns ausrotten. Wir dürfen jedoch nicht einfach auf unsere Vernichtung warten. Solange wir leben, müssen wir uns bemühen, unser Überleben zu sichern und unsere Bemühungen dürfen niemals aufhören. Aber ist eine Machtdemonstration genug, um die Welt in Schrecken zu versetzen? Gibt es keine andere Möglichkeit, als die Macht der Titanen zur Schau zu stellen, die die Welt glauben lässt, wir seien Teufel? Ist es eine Illusion zu glauben, wir könnten alle am selben Tisch sitzen und reden? Ich möchte es für möglich halten, auch wenn es eine idealistische Sichtweise ist. Ich glaube, es ist meine Pflicht, einen besseren Weg zu finden und deshalb darf ich mich niemals davon abhalten, darüber nachzudenken.", murmelte Eren leise.

Sam schluckte und hoffte, dass es ihrem Bruder gut ging. "Eren, was auch immer du vor hast. Überstürze es nicht."

Schwester des Titanen Levi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt